Großbritannien: Wind überholt Gas als größte Stromquelle
Auf Großbritannien wurde 2024 weniger Gas verstromt, wodurch Windkraft zur Nummer 1 wurde. Insgesamt wurde weniger Strom erzeugt. Europa macht's möglich.
Die Stromproduktion der Insel Großbritannien kam 2024 zu 34,9 Prozent aus Windkraft. Das ist ein Zuwachs von 2,1 Prozentpunkten gegenüber 2023 und ein neuer Rekord. Der Anteil der Gasverstromung ist um 5,2 Prozentpunkte auf 30,7 Prozent gefallen. Damit ist Windkraft erstmals zur größten einheimischen Stromquelle geworden. Mit Ausnahme von Kohle haben auch die übrigen Stromträger zugelegt, doch hat Großbritannien insgesamt 1,7 Prozent weniger Strom generiert.
Allerdings ist gleichzeitig der über das Nationale Netz befriedigte Stromverbrauch um 2,4 Prozent gestiegen. Dass die Abnehmer auf der Insel Großbritannien trotzdem weiter versorgt wurden, verdanken England, Wales und Schottland Europa: Die Stromimporte sind 2024 um 31,8 Prozent gestiegen. Mehr als jede siebte Wattstunde wurde aus ausländischen Kraftwerken eingespeist, womit Importstrom nach Erdgas die drittwichtigste Quelle geworden ist. Er hat den im Inland erzeugten Atomstrom überholt (16,2 Prozent der Inlandsproduktion).
Das zeigen Daten des staatlichen Übertragungsnetzbetreibers NESO (National Energy System Operator). Sein Netz versorgt den Großteil der Insel Großbritannien sowie [update] sowie die Shetland Inseln [/update], nicht aber Nordirland, die Kanalinseln, die Isle of Man, oder andere Inseln wie die Orkney-Gruppe. Entsprechend ist auch die Datenbasis zu verstehen.
Biomasse reüssiert, Kohle ist vorbei
Biomasse hat 2024 am stärksten zugelegt, sowohl relativ als auch absolut. Aus ihr wurden 41 Prozent mehr Wattstunden generiert. Damit ist ihr Anteil an der inländischen Stromerzeugung Großbritanniens von 5,5 auf 7,9 Prozent geklettert. Der absolute Beitrag aus Atomkraftwerken hat sich praktisch nicht verändert, geringe Zuwächse gab es bei Wasserkraft, Windkraft, Solarstrom sowie sonstigen Energieträgern und Stromspeichern. Rückgang gab es also nur bei Gas und Kohle.
Kohlestrom spielte schon 2023 keine nennenswerte Rolle mehr (gut ein Prozent). Ende September 2024 wurde das letzte Kohlekraftwerk Großbritanniens geschlossen. Damit hat Großbritannien in lediglich etwa einem Jahrzehnt einen wichtigen Schritt zu Energiewende gesetzt: 2012 kamen noch mehr als 44 Prozent der einheimischen Stromproduktion aus Kohle. Vor 60 Jahren waren es sogar gegen 90 Prozent. Deutschlands Kohleausstieg soll erst 2038 folgen.
Die britische Regierung möchte Offshore-Windkraft bis 2030 verdreifachen. Schon jetzt könnte Windkraft auf der Insel mehr beitragen, gäbe es mehr Kapazität im Übertragungsnetz. Doch weil diese nicht hinreicht, mussten manche Windparks im Vorjahr die Stromproduktion drosseln.
Derzeit läuft eine Untersuchung mit dem Ziel der Optimierung des Stromsystems. Überlegt wird, die Insel in drei Zonen zu teilen. Dort gäbe es jeweils unterschiedliche Großhandelspreise, abhängig von Angebot, Nachfrage und Netzkapazität.
(ds)