Großbritannien will Altersverifikation für Porno-Portale

Jugendschützer befürchten, dass gewalttätige Pornos Einfluss auf Kinder haben. Nutzer sollen sich ohne nähere Angaben zu ihrer Person ausweisen können.

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(Bild: Shutterstock/Empirephotostock)

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Von
  • Torsten Kleinz

In Großbritannien deutet sich eine Kurswende beim Online-Jugendschutz an. Wie die "Sunday Times" berichtet, sucht die Regierung eine Einigung mit großen Porno-Portalen, um den Jugendschutz zu verbessern. Diese seien prinzipiell bereit, den Schritt mitzugehen, erklärt die Jugendschutzbeauftragte des Landes.

Bisher setzte Großbritannien vorwiegend auf Provider, die jugendgefährdende Inhalte sperren mussten, wenn sich die Kunden nicht für einen unbeschränkten Internetzugang entschieden. Dieses Vorgehen erwies sich als wenig effektiv: Laut einer Regierungs-Statistik von 2015 besuchten in nur einem Monat 1,4 Millionen britischer Kinder und Jugendliche pornografische Angebote. Die Mehrheit der Befragten gab an, dass sie zuerst unbeabsichtigt auf die nicht-jugendfreien Inhalte gestoßen waren.

Eigentlich sollten die Anbieter solcher Inhalte bereits im Digital Economy Act von 2017 dazu gezwungen werden, ihre Portale gegen minderjährige Nutzer abzusichern. Als Regulierungsbehörde sollte das British Board Of Film Classification fungieren. Doch die große Mehrheit der Portale integriert in ihre Angebote lediglich minimale Schutzmaßnahmen wie ICRA-Label, die von installierten Jugendschutzprogrammen erkannt werden können. Die britische Regierung entschied sich im Jahr 2019, die Verpflichtung zur Altersverifikation nicht durchzusetzen, weil man damit den Portalen auch Zugriff auf Identitätsdaten dieser Nutzer eingeräumt hätte.

Doch innerhalb des britischen Parlaments formierte sich Widerstand gegen das Vorgehen der Regierung. Jugendschützer befürchten, dass die oftmals gewalttätigen und misogynen pornografischen Videos Einfluss darauf haben, wie Jugendliche Sexualität sehen und dass ihre Gewaltbereitschaft erhöht werde. Die "All Party Parliamentary Group on Commercial Sexual Exploitation" (APPGCSE) forderte von Premierminister Boris Johnson einen Kurswechsel, den dieser im November auch zusagte. Die neue Regelung soll Online Safety Bill Platz finden, das im kommenden Frühjahr im Parlament beschlossen werden soll.

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Die britische Jugendschutzbeauftrage Rachel De Souza befürwortet den Schritt und verweist auf die Weiterentwicklungen bei der Altersverifikation. "Die Technologie ist heute sehr viel besser und es gibt keine Bedenken mehr wegen der Privatsphäre der Nutzer", erklärte De Souza laut "Sunday Times". Externe Dienste die Verifikation übernehmen und die erhobenen Informationen gleich darauf löschen. Zudem werden Lösungen untersucht, bei denen mit Künstlicher Intelligenz etwa die Sprache der Nutzer untersucht werden soll, um ihre Volljährigkeit zu bestätigen. De Souza berichtet zudem von einem Treffen mit den Betreibern großer Porno-Portale. Die seien der Einführung solcher Maßnahmen gegenüber sehr aufgeschlossen, solange sie nur für alle Anbieter gälten.

In Deutschland sind Altersverifikationen bereits vorgeschrieben, was bisher allerdings wenig Effekt hatte. Die Landesmedienanstalt NRW und die Kommission für Jugendmedienschutz wollen deshalb deutsche Provider verpflichten, pornografische Angebote ohne in Deutschland zertifizierte Altersverifikationslösung zentral zu sperren. Der Rechtsstreit wird derzeit vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf ausgetragen.

(tiw)