Großes Glas und kleine Edelkamera – die Fotonews der Woche 8/2024
Zwei neue Sigma-Objektive, ein Rekordzoom von Panasonic, Fuji schickt seine Edelkompakte in die sechste Generation – alles klar, es ist CP+.
- Nico Ernst
Ergänzend zum Freitagsquiz von heise online hier noch eine Frage aus der Fotowelt: Was haben ein 15-Millimeter-Fisheye und ein 500-Millimeter-Tele bei Sigma gemeinsam? Ganz einfach – das Gewicht. Beide sind rund 1,3 Kilogramm schwer. Die Physik bestimmt eben, wie ein Objektiv gebaut sein muss, wenn es im recht dichten Fotomarkt noch Käufer finden will.
Die technischen Daten der beiden neuen Sigmas hatten wir in einer ausführlichen Meldung schon vorgestellt, daher hier ein Blick auf die Details. Denn Sigma füllt nicht nur – vermutlich durch Lizenzbestimmungen gezwungen – die Lücken im Portfolio der Kamerahersteller, sondern setzt auch bei der Funktion klare Schwer-, oder hier vielmehr Leichtpunkte. Durch eine riesige Frontlinse, die Filterdurchmesser von 95 Millimetern bedingt, hat das Tele ein vergleichsweise geringes Gewicht, ist aber auch mit f/5.6 nicht die Sportoptik für schummerige Hallen – dafür wiederum mit 3.200 Euro im Vergleich zu den noch größeren Tüten mit f/4.0 geradezu preisgünstig.
Ein Fisheye – nicht nur für Astrofotografie
Und dass Sigma in seinem Vorstellungsvideo des 15-mm-Fisheye so einen großen Schwerpunkt auf Astrofotografie legt, geben die Spezialfunktionen des Objektivs auch her. An die bei anderen Geräten durch die Nutzer oft behelfsmäßig dran gebastelten Heizungen für die Frontlinse, hat Sigma diesmal gleich gedacht. Ebenso muss man keine Filterfolien wie aus dem Filmbereich für Scheinwerfer mehr mit Klebeband an das Sigma fummeln, stattdessen gibt es einen Einschub für Folien oder Filter am Bajonett. Nacht- bzw. Astrofilter fallen dem Fotografen da für die Aufnahme des Sternenhimmels wohl als Erstes ein.
Wie so oft stellt sich gerade bei einem Fisheye die Frage, ob man das in der Fototasche wirklich braucht. Beim Sigma ist sie etwas leichter zu beantworten, denn es bietet nicht die übliche kreisrunde Verzerrung, sondern eine diagonale. Die rechten und linken Bildränder sind also in der Aufnahme so verformt, dass sich bei 180 Grad Blickwinkel noch eine recht gefällige Gestaltung ergibt. Das kann auch für Action- und Naturfotografie reizvoll sein. Angesichts des Preises von rund 2.100 Euro ist das Sigma dennoch eher Spezialist als Universalobjektiv.
Sony macht ein Standardzoom kürzer
Dass bei den sogenannten Standardzooms noch ein bisschen mehr, im Sinne von: weniger, geht, zeigt Sony. Statt der beliebten Brennweite von 24-70mm bei f/2.8 fehlen dem neuen Objektiv aus der G-Linie am Ende 20 Millimeter. 24 bis 50 Millimeter sind also viel Weitwinkel bis hin zur sogenannten Normalbrennweite, und das mit dem Wetterschutz professioneller Optiken. Vor allem Filmer hat Sony im Visier, weil sich bei der Nutzung auf einem Gimbal der Schwerpunkt beim Zoomen kaum ändern soll. Aber auch für andere Anwendungen könnte das Objektiv interessant sein, kostet es doch mit 1300 Euro rund einen Tausender weniger als das 24-70mm f/2.8. Immer vorausgesetzt, man will beim Originalhersteller bleiben, Alternativen sind wie stets billiger.
Kleines Reisezoom für Lumixe
Gleich einen Rekord will Panasonic gesetzt haben. Das neue Lumix S 28-200mm F4-7.1 soll mit 9,3 Zentimetern Länge im eingefahrenen Zustand und 413 Gramm das kompakteste Vollformatobjektiv der Welt mit diesem Brennweitenbereich sein. Die Physik, siehe oben, setzt auch hier Grenzen. Mit f/7.1 am langen Ende ist das Lumix eben doch das typische Reisezoom für schönes Wetter, das vor vielen Jahren unter anderem Tamron beliebt gemacht hatte. Damals waren aber noch große DSLRs üblich, heute ergibt die Kompaktheit eines solchen Objektivs in Verbindung mit den kleinen spiegellosen Kameras viel mehr Sinn.
Fujis Edelkompakte runderneuert
Klein zu sein ist auch eines der Charmeelemente von Fujifilms X100, die nun mit dem kaum aussprechbaren Kürzel X100VI (six) in die sechste Generation geht. Die Modellreihe gibt es schon seit 2010, die Fuji ist damit einer der Begründer des anhaltenden Retro-Hypes. Der hat für die Hersteller nicht nur Vorteile: 2022, mitten in der Pandemie mit gestörten Lieferketten, war der Vorgänger X100V so knapp, dass Fujifilm keine Vorbestellungen mehr annahm. Mit dem neuen Modell soll das jetzt nicht mehr passieren. Es kostet zwar mit 1800 Euro immer noch recht viel für eine Kamera mit fest verbautem Objektiv, aber eben auch viel weniger als eine Leica, der die Fuji auf den ersten Blick ähnelt.
Immer noch keine R1
Alle bisher vorgestellten Produkte dieser Kolumne wurden auf der CP+ in Japan vorgestellt, die am Donnerstag dieser Woche begann. Während die CES für Fotografen in diesem Jahr recht ernüchternd war, und die Photopia in Hamburg sich als Produktplattform weiter etablieren muss, ist die Veranstaltung im Mutterland der großen Kamerahersteller derzeit unangefochten die Leitmesse für Fototechnik. Dennoch muss man auf die Canon R1 vorerst weiter warten. Sie ist nun seit rund einem Jahr angekündigt und sollte, ähnlich wie Sonys A9 III, als neues Profi-Flaggschiff noch deutlich vor dem Juni 2024 erscheinen – denn da starten die Olympischen Spiele in Paris.
OpenAIs Sora liefert kinoreife KI-Videos
Bisher konnten wir das Thema KI in dieser Ausgabe der Fotonews vermeiden, weil wir den Durchbruch der Woche bereits im wöchentlichen Livestream von heise online abgehandelt haben. OpenAI hat nämlich mit "Sora" einen Videogenerator vorgestellt, der unter anderem einen echten Kino-Look bietet und aus einem Textprompt Clips von bis zu einer Minute erstellen kann. Wo da noch die nicht so offensichtlichen Fehler in der Darstellung liegen und wo die Risiken in der Anwendung, haben wir in der ersten halben Stunde der Sendung besprochen. Und daher ist die aktuelle heiseshow auch unsere Empfehlung für einen Long Watch zum Wochenende.
(nie)