Halbleiter-Krise hält Infineon in den roten Zahlen

Infineon-Chef Ulrich Schumacher steht unter Druck: In den beiden abgelaufenen Geschäftsjahren legte der einstige Börsenstar jeweils einen Milliardenverlust vor.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Die Krise der Halbleiter-Branche nimmt kein Ende. Zwar ist die gebeutelte Branche traditionell heftigen Zyklen ausgesetzt. Ein so langes Tief wie diesmal aber mussten die Unternehmen noch nicht durchstehen. Infineon wird seinen Anlegern am morgigen Dienstag den neunten Quartalsverlust in Folge vorlegen müssen. Dennoch sehen Analysten erstmals wieder Hoffnungsschimmer.

Der Verlust vor Steuern und Zinsen könnte im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2002/03 laut Analystenschätzungen bei etwa 140 Millionen Euro gelegen haben. Dies wäre zwar mehr als im Vorjahreszeitraum, als ein Minus von 107 Millionen Euro anfiel, aber immerhin weniger als im Vorquartal: 223 Millionen Euro Miese standen unter dem Strich. Den Umsatz schätzten von der Wirtschaftsnachrichten-Agentur dpa-AFX befragte Analysten auf stabile 1,4 Milliarden Euro. Aus dem PC- und Mobilfunksektor kamen weiterhin nur wenige Impulse.

Von den Konkurrenten gab es in den vergangenen Wochen positive Signale. "Die optimistischen Kommentare von Intel, Samsung und AMD lassen auf das typisch starke dritte Quartal bei PCs schließen", meint Analyst Guenther Hollfelder. Intel konnte den Quartalsgewinn zuletzt auf 896 Millionen Euro mehr als verdoppeln. "In den letzten zwei Jahren hatten wir wenig Grund zu jubeln, jetzt sind wir wieder auf der Wachstumsschiene", sagte Intel-Deutschland-Chef Jürgen Thiel.

Allerdings ist die Produktpalette von Intel und Infineon nur teilweise vergleichbar. Infineon ist nach wie vor stark vom hoch volatilen Speichergeschäft abhängig. Zwar drückt Infineon auch mit Hilfe der modernen Fabrik in Dresden die Kosten für die Herstellung der DRAM-Chips kontinuierlich nach unten. Die Vollkosten liegen wohl aber noch immer über den Preisen, die am Markt erzielt werden können. Theo Kitz, Analyst bei Merck Finck, schätzt die Vollkosten für einen 256-MBit-Speicherchip im dritten Quartal bei Infineon auf 5,10 US-Dollar. Der Durchschnittspreis lag laut Analystenschätzungen im abgelaufenen Quartal bei etwa 4,10 Euro.

Wichtiger als die Zahlen ist wieder einmal der Ausblick. Experten rechnen damit, dass im laufenden Quartal die PC-Nachfrage deutlich anziehen könnte. Die Unternehmen bauten derzeit Lagerbestände in der Hoffnung auf einen starken "Back to school"-Effekt auf, sagt Kitz. Zum Ende der Sommerferien zieht die Nachfrage nach Computern traditionell an. Unter Druck steht vor allem Infineon-Chef Ulrich Schumacher. In den beiden abgelaufenen Geschäftsjahren legte der einstige Börsen-Star jeweils einen Milliardenverlust vor. Auch das laufende Geschäftsjahr wird mit roten Zahlen abgeschlossen. Gerade aus dem Umfeld des Siemens-Konzerns, immer noch Großgesellschafter, ist verstärkt Kritik an Schumacher zu hören, weil er die Abhängigkeit vom Speicherbereich in den vergangenen Jahren noch vergrößert habe. (Axel Höpner, dpa) / (jk)