Hartz IV-Software: Ein Notfallprogramm im Anmarsch

Neben der (erneut verschobenen) webbasierten Software für die Berechnung und Verwaltung des Arbeitslosengeldes II wird nach Auskunft der Bundesagentur für Arbeit eine "relativ einfache Notfall-Software" entwickelt.

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Von
  • Detlef Borchers

Der vom 18. auf den 25. Oktober erneut verschobene Start der Software A2ll soll nun doch mit einem Notfallprogramm abgesichert werden. Neben der webbasierten Software für die Berechnung und Verwaltung des Arbeitslosengeldes II wird nach Auskunft der Bundesagentur für Arbeit (BA) eine "relativ einfache Notfall-Software" entwickelt. Mit dieser Software können die Personaldaten aus den bisher eingegangenen Fragebögen in eine Notfall-Datenbank eingepflegt werden und später in die eigentliche Anwendung übernommen werden.

In der vergangenen Woche hatten die Projektverantwortlichen von 20 bekannten Fehlern bei A2ll berichtet, dabei aber Überbrückungssysteme für sinnlos erklärt. Mit der Notfall-Software kommt nun ein solches System, in Konkurrenz zu existierenden Sozialhilfe-Berechnungsprogrammen, die von Anbietern wie AKDB, GKD Paderborn, Lämmerzahl und Prosoz auf Hartz-IV-Erfordernisse umgestrickt wurden. In Lauf bei Nürnberg erklärte BA-Chef Frank-Jürgen Weise gegenüber Journalisten, dass die A2ll Software wohl zum Jahresbeginn endgültig zum Laufen gebracht werden könne und die Notfalllösung nicht in Anspruch genommen werden müsse. Weise gab sich hoffnungsfroh, dass bis März alle Fehler bei A2ll ausgebügelt sein sollen.

Der Software-Engpass führt zu kritischen Situationen. So meldete die Berliner BZ am heutigen Montag, dass in Berlin Sozialämter zeitweilig geschlosen werden müssen, weil die Daten von 460.000 zukünftigen Arbeitslosengeld-II-Empfängern eingegeben und notfalls mit dem Taschenrechner bearbeitet werden müssen. Nach Berechnungen der Stadt Köln werden 50 Mitarbeiter in den verbleibenden zwei Monaten "rund um die Uhr" mit der Dateneingabe beschäftigt sein.

Bei den betroffenen Kommunen, die auf die Software A2ll gesetzt haben, wird die Ankündigung einer Notfall-Software mit nicht druckreifen Formulierungen kommentiert. Im Zeitplan bewegen sich allein die Kommunen, die sich nach dem kommunalen Optionsgesetz dafür entschieden haben, das Arbeitslosengeld II an Stelle der Arbeitsagenturen selbst zu verwalten. Bei dieser Lösung ist ihnen die Benutzung von A2ll aus Datenschutzgründen untersagt worden, was zur Folge hatte, dass sie frühzeitig ihre von den Anbietern umgestrickte Sozialhilfe-Software einsetzen mussten.

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(Detlef Borchers) / (jk)