Heizen, dämmen, Strom erzeugen: Baumärkte melden anhaltend hohe Nachfrage

Heizgeräte kaufen bei über 30 °C: Große Baumärkte in Deutschland verzeichnen eine ungewöhnliche hohe Nachfrage nach Brennmaterial, Öfen, Radiatoren und anderem.

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Ausverkauft: Radiatoren bei Hornbach.

(Bild: Hornbach)

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Baumärkte in Deutschland erleben seit einiger Zeit und auch jetzt in der Nebensaison eine erhöhte Nachfrage nach Brennstoffen und Heizgeräten sowie Dämmmaterial. Ein Ende ist nicht in Sicht, zumal die traditionelle Saison für solche Waren erst noch kommt. Das ergibt eine Rundfrage von heise online unter den Baumarktbetreibern Hornbach, Bauhaus, Hagebau und Toom. Auch fragt die Kundschaft vermehrt nach Apparaten, mit denen Strom erzeugt werden kann. Sie wolle möglichst autark sein.

Brennstoffe aller Art (Holz, Gas, Pellets, Braunkohle), auch Kaminöfen und andere Heizmöglichkeiten würden seit Mitte November 2021 vor dem Hintergrund deutlich gestiegener Energiepreise deutlich mehr nachgefragt, schilderte Hornbach. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar habe es einen weiteren Anstieg gegeben mit einem Höhepunkt im März und im April. Kunden hätten den Wunsch geäußert, autark und für den Notfall gewappnet zu sein, sei aus Kundengesprächen herauszuhören gewesen.

In der jetzigen Nebensaison für derlei Waren gebe es eine deutlich höhere Nachfrage als üblicherweise im Juli, heißt es weiter von Hornbach. Einen regelrechten Ansturm habe es gegeben, als im Juni die zweite Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen wurde. "Einige Standorte waren bei mehreren Brennstoffen innerhalb von zwei, drei Tagen wieder ausverkauft und haben nachbestellt." Die stärkste Nachfrage verzeichnete Hornbach bei Holzpellets, seit Januar sei sie doppelt so hoch wie im Vorjahr. Kaminholz, Braunkohle und Holzbriketts seien um 35 bis 55 Prozent stärker nachgefragt.

Auch die Baumarktkette Bauhaus stellt bundesweit gegenüber dem Vorjahr eine saisonal atypisch gestiegene Nachfrage nach alternativen Wärmequellen fest. Darunter fallen unter anderem Heizgeräte und Brennstoffe wie Holz- und Pelletöfen, Briketts sowie jegliche Arten von mobilen und stationären Elektroheizkörpern, Campingkocher, Stromgeneratoren und auch wassersparende Sanitärutensilien. Ebenso wie Hornbach stellt Bauhaus fest, dass zahlreiche Kunden in ungewissen Zeiten zumindest vorübergehend autark sein wollen.

Besonders nachgefragt würden vor allem Öl- und Heizradiatoren, Konvektoren sowie Heizlüfter aus dem unteren und mittleren Preissegment, teilte Bauhaus mit. Die Nachfrage nach elektrischen Heizungen, Konvektoren, Radiatoren und Heizlüftern hat sich laut Hornbach gegenüber dem Vorjahr verdoppelt, insbesondere nach Ausrufung der zweiten Stufe des Notfallplans Gas. In vielen Märkten seien Radiatoren ausverkauft. Mitte August werde Hornbach Nachschub bekommen. Außerdem weist das Unternehmen darauf hin, dass die eigentliche "Saison" für diesen Warenbereich traditionell erst im Herbst beginne. Das bedeutet, Hornbach bekomme die "Hauptlieferung" für die Heizsaison.

Bauhaus registrierte auch, dass höherpreisige Elektroheizgeräte mit eingebautem Steinkörper zur besseren Wärmespeicherung mehr als sonst nachgefragt wurden. Radiatoren und Konvektionsheizungen sind auch bundesweit bei Toom vermehrt gefragt. Auch bei Öfen und Brennholz sieht Toom ähnliche Phänomene wie die anderen Baumärkte. Es könne aktuell zu Lieferverzögerungen kommen.

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Die Baumarktkette Obi spürt nach eigenen Angaben seit Anfang April "eine deutlich höhere Nachfrage nach elektronischen Heizgeräten", aber auch nach Kaminen und fossilen Brennstoffen.

Hagebau verkauft nach eigenen Angaben momentan etwa 50 Prozent mehr elektrische Heizgeräte als im Vorjahr. "Die hohe Nachfrage zieht sich durch das gesamte Sortiment: von Ölradiatoren über Konvektoren bis zu elektrischen Heizgeräten, vom kleinen Heizlüfter bis zum hochpreisigen Modell", teilte der Baumarkt auf Nachfrage mit. Er empfiehlt seinen Kunden, sich immer im Baumarkt beraten zu lassen, welches Gerät das Richtige für sie ist. Wie groß ist der Raum, der beheizt werden soll? Ob das Gerät täglich im Einsatz sein soll? Welche Heizkörper sind außerdem vorhanden? Von diesen Fragen hängt ab, welches Gerät geeignet ist.

"Es ist ungewöhnlich, dass Kunden bei über 30 Grad ans Heizen denken, aber viele sind verunsichert, wie es weitergeht", schilderte Hagebau gegenüber heise online. Wer mit Holz heizt, versuche sich bereits jetzt einzudecken und nicht erst zum Beginn der Heizperiode. Hagebau rechnet damit, dass die Nachfrage in den kommenden Monaten weiter ansteigt. Daher hat das Unternehmen seine Bestellmengen erhöht, damit die Kundschaft volle Regale vorfindet.

Ebenso zeigt sich Bauhaus bestrebt, in den kommenden Monaten – insbesondere bis zum Beginn der Heizperiode – der Nachfrage bestmöglich gerecht zu werden. Allerdings sei die Liefersituation herausfordernd, bei einigen Warengruppen sei die Verfügbarkeit angespannt, während in anderen Bereichen die Lagerbestände gegenwärtig noch gut gefüllt sind.

Hornbach-Märkte können nach eigenen Angaben nachbestellen und erhalten auch noch Brennstoffe. Das Unternehmen weist dabei darauf hin, dass vielerorts Kunden auch schon vorbestellt oder reserviert haben, sodass neu eingetroffene Ware recht schnell wieder weg sein kann. Das gelte vor allem für Pellets.

Die Menschen bevorraten sich laut Hornbach auch mit Gas in Flaschen. "Sogar Gaskocher und Kartuschen haben zeitweise einen Run erlebt", heißt es von dem Unternehmen. Auch Bauhaus sieht eine hohe Nachfrage nach Flaschengas, insbesondere Gaspfandflaschen seien regional stark begrenzt. Kunden können ausschließlich eine frisch befüllte Gasflasche im jeweiligen Fachzentrum im direkten Tausch gegen eine leere Pfandflasche kaufen. "Somit ist gegenwärtig eine überdurchschnittliche Bevorratung mit Flaschengas nur bedingt möglich", teilte Bauhaus mit.

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So ist es auch in Toom-Märkten, eine befüllte Gasflasche bekommen nur Kunden, die eine leere mitbringen. Toom ergänzt, dass einige Lieferanten angesichts der aktuellen Lage einen Aufpreis für neue Gasflaschen verlangen. Daher seien mancherorts keine roten Pfandflaschen mehr erhältlich. Die Verfügbarkeit von grauen Eigentumsflaschen sei hingegen gewährleistet.

Neben Heizen sei auch Strom ein großes Thema für Baumarkt-Kunden, heißt es von Hagebau: "Notstromaggregate waren schon vorher durch Corona und die Flutkatastrophe im Ahrtal sehr gefragt. Der Krieg und ein möglicher Stopp der russischen Gaslieferungen treiben die Nachfrage weiter an." Ein Trend, den Hornbach bestätigt. Hinzu kommt, dass seit Jahresbeginn Dämmstoffe sehr stark gefragt sind, um den Energieverbrauch daheim zu senken. Angesagt seien auch smarte Geräte für Heizkörper und Fenster. Auch Powerbanks Solarmodulen gingen nun stärker weg als sonst.

(anw)