Heizen mit Wasserstoff: Feldversuch in einem Dorf in Bayern

In Markt Hohenwart soll das vorhandene Erdgasnetz in einem Baugebiet testweise für Wasserstoff genutzt werden. Es geht bei dem Versuch um klimaneutrales Heizen.

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(Bild: Robert Kneschke/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

In einem Feldversuch in dem kleinen Ort Markt Hohenwart, unweit von Ingolstadt in Bayern, soll die Umstellung eines bestehenden Erdgasnetzes auf grünen Wasserstoff erprobt werden. Beginnend im Sommer dieses Jahres sollen zehn Haushalte und ein Gewerbebetrieb umgestellt werden, um mindestens eine Heizperiode lang den Betrieb des Teilnetzes und das Heizen mit Wasserstoff in der Praxis zu untersuchen.

Organisiert und betreut wird der Test von den Energieversorgern Thüga und Energie Südbayern. Das Pilotprojekt namens H2Direkt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Ziel ist eine klimaneutrale Wärmeversorgung, da der als grün bezeichnete Wasserstoff ausschließlich mit Energie aus regenerativen Quellen per Elektrolyse erzeugt wird. Dieser Wasserstoff könnte zum Beispiel per Schiff aus sonnenreichen Ländern kommen.

Für den Versuch wird ein Teil des bestehenden Erdgasnetzes vom Rest abgetrennt und separat mit Wasserstoff versorgt. Der Brennstoff wird in einem zentralen Tank gelagert, der per Lastwagentransport in kurzen Abständen nachgetankt wird. Die Teilnehmer des Versuchs, die sich freiwillig melden konnten, erhalten kostenfrei spezielle Wasserstoff-Brennwertheizungen des Hersteller Vaillant. Ein Forschungsinstitut und ein Planungsunternehmen werden das auf 18 Monate angelegte Projekt begleiten.

Erste Erfahrungen mit Wasserstoff in Heizungen wurden bereits gesammelt. So gab es schon 2014 ein Projekt, bei dem in einem kommunalen Gasverteilnetz Wasserstoff beigemischt wurde. Weitere Tests gab und gibt es in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg, wo ebenfalls jeweils Wasserstoff hinzugegeben wird. Eine komplette Umstellung auf Wasserstoff für Privathaushalte gilt dagegen als Novum. In Nordrhein-Westfalen findet ein solcher Versuch bereits mit Gewerbekunden statt. Dem Versuch in Bayern wird eine große Bedeutung für Folgeprojekte beigemessen. Energieversorger haben sich bereits mit der Frage beschäftigt, vorhandene Gasnetze für den Transport zu nutzen.

Für die Bewohner der Häuser soll sich außer der Heizanlage wenig ändern. Wie das Erdgas werde auch der Wasserstoff mit Geruchsstoffen versetzt, damit die Teilnehmer im Falle eines Austritts dies frühzeitig bemerken. Zusätzlich werden für den Versuch Gassensoren angebracht. Eine größere Gefahr als bei Erdgas gebe es jedoch nicht.

Unklar bleibt, ob das Heizen mit Wasserstoff später einmal teurer sein wird und was überhaupt die Heizgeräte kosten. Diese gebe es nämlich noch gar nicht im Verkauf und der Wasserstoff-Preis sei abhängig von dem künftigen Angebot und der Nachfrage. Preisvorteile gegenüber Erdgas werden offenbar aber nicht erwartet – im Mittelpunkt steht die Klimaneutralität.

(mki)