Hightech-Branche rätselt über Dauer des Aufschwungs

Nach jahrelanger Flaute läuft es derzeit eigentlich rund für die weltweite Hightech-Branche.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Nach jahrelanger Flaute läuft es derzeit eigentlich rund für die weltweite Hightech-Branche. "Wir sind mitten im Aufschwung", sagt Experte Theo Kitz von der Privatbank Merck Finck. Auch die Quartalszahlen von Infineon fielen am Dienstag zumindest operativ positiv aus. Wie die Konkurrenz in Asien und den USA profitiert Infineon unter anderem von den anziehenden PC- und Handyverkäufen, die der Chipindustrie als Zulieferer lebhafte Umsatzzuwächse bescheren. Dennoch ziehen bereits erste dunkle Wolken auf. Einige Experten fürchten, dass die so lange ersehnte Erholung in der Telekommunikations- und IT-Branche schon bald ihren Höhepunkt überschritten hat. Schon im Laufe des Jahres 2005 könnte es wieder abwärts gehen.

Zum Auftakt der Quartalssaison legten viele Hightech-Unternehmen gute Zahlen vor. So konnte der weltgrößte Halbleiterhersteller Intel seinen Gewinn im abgelaufenen Quartal auf 1,8 Milliarden Dollar verdoppeln. Der Chipkonzern AMD konnte den Umsatz auf 1,3 Milliarden Dollar nahezu verdoppeln und in die schwarzen Zahlen zurückkehren. Auch Infineon erzielte ohne Berücksichtigung hoher Rückstellungen für Kartellprobleme in den USA einen Gewinn vor Steuern und Zinsen von 186 Millionen Euro und übertraf damit die Erwartungen vieler Analysten. "Der weltweite Halbleitermarkt hat im Verlauf der letzten drei Monate beträchtlich an Dynamik zugelegt", sagte der kommissarische Infineon-Chef Max Dietrich Kley.

Allerdings gab es in den Quartalsbilanzen auch eine Reihe von Wermutstropfen. So beklagte der weltgrößte Handy-Hersteller Nokia sinkende Marktanteile und Druck auf die Margen. Intel reduzierte seine Prognose für die Bruttogewinnmarge und verwies auf steigende Lagerbestände. Gerade letzteres könnte darauf hindeuten, dass der Boom schwächer ausfällt als von den Unternehmen erwartet. Auch AMD war beim Ausblick vorsichtig. "Für das laufende Quartal und für das Weihnachtsgeschäft sind wir noch optimistisch", sagt Branchenexperte Kitz. Was dann komme, sei aber offen.

Auch die Experten von UBS warnten trotz der Zuwächse bei Infineon. Schon 2005 könne es Überkapazitäten bei den DRAM-Speicherchips geben. Infineon wolle seinen DRAM-Ausstoß nächstes Jahr um 60 bis 65 Prozent hochfahren und auch Konkurrent Samsung habe die Kapazitäten erweitert. Zugleich werde sich das Wachstum bei den PCs 2005 von 11,5 auf 8,5 Prozent abschwächen. Die Profitabilität des DRAM-Geschäfts könne sich deshalb besorgniserregend verschlechtern.

Bei Infineon sieht man derzeit den großen Abschwung noch nicht. "Die Weltwirtschaft wird sich 2005 zumindest nicht stark abschwächen", sagte Vorstandsmitglied Peter Bauer. Zudem sei das Bestellverhalten der Kunden derzeit noch immer positiv. Daher sei zwar eine Abschwächung der Wachstumsraten im kommenden Jahr möglich. Infineon gehe aber momentan davon aus, dass es für die Branche weiter aufwärts geht. (Axel Höpner, dpa) / (jk)