Hintergrund: Das Chipwerk an der Oder -- eine Chance für Europa?

Das geplante Chipwerk an der Oder ist nach Auffassung von Christian Pophal vom ZVEI wichtig für die europäische Wirtschaft; etwas undurchsichtig ist allerdings noch die Finanzierung.

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  • dpa

Das geplante Chipwerk an der Oder ist nach Auffassung von Christian Pophal vom Zentralverband Elektrotechnik- und Elektroindustrie (ZVEI/Frankfurt/Main) wichtig für die europäische Wirtschaft. "Nur 50 Prozent des Mikroelektronikbedarfs in Europa wird hier hergestellt. Da entstehen internationale Abhängigkeiten", sagte Pophal in einem Gespräch mit der dpa. Mit Firmen wie Infineon, Philips, Bosch, AMD, Texas Instruments und anderen Herstellern spiele Deutschland in Europa eine wichtige Rolle.

Im Halbleiterbereich sind in der Bundesrepublik direkt etwa 25.000 Menschen beschäftigt. "Der Zuliefererbereich ist nicht so stark, der Abnehmerbereich aber groß", sagte der Elektronik-Experte. "Wir haben in Deutschland mit der Telekommunikation, der Automobilelektronik sowie der Datentechnik und Industrie-Elektronik vier starke Abnehmersegmente", meint Pophal. Eine solch gute Abnehmerstruktur sei in dieser Größenordnung sonst nirgendwo in der Welt zu finden.

Kritische Stimmen, die dem Frankfurter Chipwerk wegen der weltweiten Flaute am Halbleitermarkt keine Chancen einräumen, sind nach Auffassung von Pophal zu pauschal. Zwar sei eine richtige Erholung am Markt nicht in Sicht, aber es gebe durchaus Firmen der Branche, die dennoch erfolgreich agieren. "Die Halbleiterindustrie hat in Europa und Deutschland eine Chance", sagte Pophal.

Das Finanzkonzept für das Chipwerk

Der Bau des Chipwerks an der Oder kostet mittlerweile nach Angaben des Betreibers Communicant insgesamt 1,2 Milliarden Euro. Das Eigenkapital ist seit Juni gesichert. Ein großer Teil der im Finanzkonzept geplanten Mittel aber ist noch offen.

Das Eigenkapital in Höhe von 374 Millionen Euro haben die Investoren zusammen. Von Intel und Dubai kommen insgesamt 332 Millionen Euro. Das Land steuert mit einer indirekten Beteiligung rund 38 Millionen Euro bei. Auch die Jenoptik AG beteiligt sich.

Das Fremdkapital in Höhe von 670 Millionen Euro soll ein Bankenkonsortium aufbringen. Dieses Kapital soll zu 80 Prozent mit einer Bund-Länder-Bürgschaft gesichert werden, über die noch verhandelt wird.

31 Millionen Euro sollen durch "weitere Eigenmittel" in die Kasse kommen. Dazu gehören etwa Lieferantenkredite.

Im Finanzierungskonzept sind zudem 320 Millionen Euro aus staatlichen Fördertöpfen eingeplant. Diese Summe soll aus der Investitionszulage des Bundes und aus dem Programm "Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen" aufgebracht werden. Insgesamt rund 82 bis 93 Millionen Euro davon stammen vom Land.

Die staatliche Förderung muss allerdings noch von Brüssel genehmigt werden. Nach den Finanzierungs-Plänen ergibt sich eine Förderquote von 22 Prozent. In Brüssel können maximal 35 Prozent beantragt werden. (dpa) / (jk)