Hintergrund: Gigabell am Ende

Die Frankfurter Gigabell wird ausgeschlachtet: Der finnische Telekommunikations-Konzern Jippii will das zahlungsunfähige Unternehmen nicht übernehmen, sondern nur die Rosinen herauspicken.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Frankfurter Gigabell wird ausgeschlachtet. Der finnische Telekommunikationskonzern Jippii (früher Saunalahti) will das zahlungsunfähige Unternehmen nicht übernehmen, sondern nur die Rosinen herauspicken. Für Anlagen und Kundenadressen der Gigabell zahlen die Skandinavier zehn Millionen Mark. Lediglich die Telefon-Lizenzen und die Schulden von etwa 50 Millionen Mark bleiben bei Gigabell, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Dirk Pfeil am Montag in Frankfurt mit. Auch die knapp 200 Beschäftigten wechseln zu Jippii – wenn es denn wirklich so viele werden. Nach unbestätigten Berichten aus Unternehmenskreisen sollen es maximal 150 sein. Allein am heutigen Tag würden 10 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, hieß es. Am morgigen Dienstag will das finnische Unternehmen eine eigene Pressekonferenz veranstalten um mitzuteilen, was es mit den übernommen Gigabell-Restbeständen vorhat.

Allerdings kann Pfeil mit der nun eingefädelten Transaktion Gigabell immerhin vor der sofortigen Liquidation bewahren. In dem voraussichtlich Anfang November beginnenden Insolvenzverfahren können die zehn Millionen Mark der Finnen nun eingesetzt werden, um die Forderungen der Gläubiger zu bedienen. Die Gigabell-Schulden belaufen sich nach Pfeils Schätzungen auf rund 50 Millionen Mark.

Außerdem seien die Arbeitsplätze gerettet, hob Pfeil laut dpa hervor. Weil damit keine weiteren Lohnforderungen auf Gigabell zukämen, werde die Insolvenzmasse um rund drei Millionen Mark entlastet. "Wir können auch den Kunden sagen, es geht weiter." Allerdings bleibe das Unternehmen voraussichtlich nur als "Firmenmantel" erhalten. "Was aus dem Geschäftsgegenstand wird, kann ich nicht abschätzen", sagte Pfeil laut dpa. "Vielleicht befasst sich Gigabell irgend wann mal mit dem Vertrieb von Weihnachtsschmuck."

Für Aktionäre, die auch nach dem ersten Pleitefall am Neuen Markt auf Kurssprünge des Gigabell-Papiers gewettet hatten, bedeutet die jüngste Entwicklung eine schlechte Nachricht. "Ich halte die Aktie inzwischen für einen Unwert", betonte Pfeil. Am Montagvormittag war der Handel mit Gigabell-Aktien beim Kurs von rund 7,40 Euro zunächst ausgesetzt worden. "Die Aktionäre sind mir aber eigentlich relativ wurscht", sagte der Insolvenzverwalter. "Ein Aktionär ist Mitunternehmer und damit Mitpleitier." (jk)