Hintergrund: Intels Attacke gegen VIA

VIA sieht keine Gefahr durch Intels Patentverletzungsklage für die eigenen Athlon-Chipsätze. Der Adressat von Intels neuerlicher Attacke scheint denn auch eher AMD als die taiwanische Chipschmiede zu sein.

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Von
  • Georg Schnurer

Nachdem Intel am Mittwoch die bereits beim Bezirksgericht in San Francisco gegen VIA eingereichte Klage um vermeintliche Patentverletzungen bei VIAs Athlon-Chipsätzen erweitert hat, steht noch immer nicht fest, auf welche Patente sich Intel hierbei eigentlich stützt. Der einzige Kommentar, den c't von Intel zur Klageerweiterung erhalten konnten, war die lapidare Aussage, dass es sich hierbei um keinen neuen Vorwurf gegen VIA handele. Bereits bei der Teileinigung im Juni seien VIAs Athlon-Chipsätze ausdrücklich von der Vereinbarung ausgenommen worden. Insofern sei es nur folgerichtig, diesen Punkt jetzt zu der bereits anhängigen Klage hinzuzufügen.

VIA-Sprecher Richard Brown konnte sich auf Nachfrage von c't nicht erklären, auf welche Patente sich Intel hier konkret beziehen könnte. VIA, so versicherte Brown, sehe Intels Klage mit Ruhe entgegen. Man sehe spezielle bei den Athlon-Chipsätzen keinerlei Grund zur Sorge und sei deshalb sehr "relaxed".

Der Schluss liegt nahe, dass Intel mit der Klage vor allem versucht, den Markt zu verunsichern. Das eigentliche Ziel der Klage ist deshalb wohl auch AMD und nicht VIA. Schließlich produziert die taiwanische Chipsatzschmiede derzeit als einziger Hersteller in großen Stückzahlen Steuerbausteine für AMDs Sockel-A-Prozessoren Athlon (Thunderbird) und Duron. Besonders letzterer ist Intel aber ein Dorn im Auge, da dieser auf den lukrativen Einsteigermarkt zielt. Dort hat man mit dem Celeron keinen gleichwertigen Konkurrenten zu bieten. AMDs Duron ist nicht nur schneller, sondern auch noch preisgünstiger als eine gleich schnell getaktete Celeron-CPU.

Intels zum jetzigen Zeitpunkt unerwartetes Vorgehen gegen VIA könnte also eher ein Versuch sein, dem eigentlichen Konkurrenten AMD die Chipsatz-Basis zu entziehen. Die Chancen, dass dies gelingt, dürften aber eher schlecht stehen. Der einzige Hebel, den Intel gegen VIAs Athlon-Chipsätze einsetzen könnte, sind Patente rund um den von den VIA-Chipsätzen verwendeten PC133-Speicherbus. Dieser ist aber inzwischen zu einem offenen JEDEC-Standard geworden und wurde überdies maßgeblich von VIA definiert und eingeführt. So wundert es kaum, dass man bei VIA gelassen in die Zukunft blickt. Schließlich demonstrieren Micron, Hyundai und demnächst vielleicht auch Infineon ja gerade eindrucksvoll, wie es einer Firma ergehen kann, die sich auf Patente beruft, die als JEDEC-Standard festgeschrieben wurden. (gs)