Hintertür in der Robinson-Liste

Die Website, auf der sich US-Bürger seit Juni vorsorglich gegen unerwünschte Reklame-Anrufe verwahren können, enthält einen Web-Bug des Kommunikationskonzerns AT&T.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

Die juristisch heftig umkämpfte Website, auf der sich US-Bürger seit Juni vorsorglich gegen unerwünschte Reklame-Anrufe verwahren können, enthält einen Web-Bug des Kommunikationskonzerns AT&T.

Mit der unbewussten Anforderung eines nur ein Pixel großen "Bildes" erzeugt jeder der zahlreichen Besucher der Website einen Logfile-Eintrag auf dem Server der AT&T Management Services, der diesen so genannten Web-Bug beherbergt. Dadurch erhält der Betreiber dieses Servers vorzeitig Kenntnis über die Statistik der Reklameverweigerer und kann seine Werbemaßnahmen etwa auf Gebiete mit besonders wenigen Ablehneinträgen konzentrieren, bevor die passenden Daten von der amerikanischen Handelsaufsicht FTC veröffentlicht werden.

Wohlgemerkt: Allein die Existenz des Web-Bugs liefert keinen Beweis, dass eine solche Auswertung stattfindet oder ob gar eine Verknüpfung der Daten mit weiteren Informationen über individuelle Surfer erfolgt -- aber sie eröffnet die Möglichkeit. Und weil mit AT&T nicht nur ein langjähriger Web-Hoster, sondern zugleich ein agressiver Telefon-Marketer hinter der Datenerhebung steckt, deutet sich ein eklatanter Interessenkonflikt an: Auf der einen Seite hat die Sparte AT&T Government Solutions die Pflicht, ihren 3,5-Millionen-Dollar-Auftrag mit der FTC ohne Bevorteilung einzelner Unternehmen und insbesondere ohne Indiskretionen über einzelne Bürger abzuwickeln. Aus diesem Grunde ist auch ein Datenaustausch mit anderen Sparten von AT&T als illegitim anzusehen. Auf der anderen Seite legt aber genau der beschriebene Web-Bug eine solche Datenweitergabe nahe.

Das Magazin Register, das den Sachverhalt aufgedeckt hat, erhielt von der FTC allerdings an Stelle einer Begründung nur den lapidaren Kommentar, "man belle vor dem falschen Baum". (hps)