Hofer: Telekom Austria verliert wichtigen Vertriebspartner

Die österreichische Aldi-Tochter Hofer hat den Vertriebsvertrag mit der Telekom Austria gekündigt. Deren Discountmarke Yesss fehlt damit ab 2015 die Basis.

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Der Telekom Austria (A1) könnte zum Jahresende einer ihrer wichtigsten Vertriebspartner abhanden kommen: Die Aldi-Tochter Hofer hat den Exklusivvertrag über den Vertrieb von Produkten der Discountmarke "Yesss!" gekündigt. Dies berichtet die Zeitschrift profil in ihrer am Montag erscheinenden Ausgabe. Yesss betreute Anfang 2013 eine halbe Million Mobilfunkanschlüsse, jüngere Zahlen liegen nicht vor.

Die Kündigung soll schon im Dezember ausgesprochen worden sein. Weil die Kündigungsfrist ein Jahr beträgt, werden SIM-Karten von Yesss und die traditionell ungesperrten Endgeräte noch bis Jahresende in den rund 450 Hofer-Filialen erhältlich sein. Dann aber, für 2015, soll Hofer ein eigenes Mobilfunk-Projekt planen. Yesss würde damit das wichtigste Standbein wegbrechen.

Eine Einigung zwischen Telekom Austria und Hofer auf einen neuen Vertrag ohne Exklusivrechte ist zwar möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Angesichts der hohen Kundenzahl erstaunt es, dass die Manager der Telekom Austria die Aktionäre nicht sofort informiert haben. Laut profil ist selbst der Aufsichtsrat nicht in Kenntnis gesetzt worden. Ein Telekom-Sprecher machte gegenüber der Zeitschrift keine nähere Angaben.

Hofer ist nicht die einzige bekannte Marke, die 2015 auf dem österreichischen Mobilfunkmarkt Fuß fassen möchte. Michael Krammer, ehemaliger Chef von E-Plus sowie One/Orange, will gleich mehreren Firmen dabei helfen. Dazu hat er das Unternehmen Ventocom gegründet. Es ist ein Mobile Virtual Network Enabler (MVNE) und wird die Sendestationen von T-Mobile Austria nutzen.

Ob Ventocom auch Hofer betreut, ist nicht bekannt. Am Wochenende war niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Von achteinhalb Millionen Österreichern folgte eine halbe Million dem Lockruf von Yesss.

(Bild: Yesss!)

Die Marke Yesss gibt es seit 2005. Damals tobte ein harter Preiskampf unter den österreichischen Mobilfunkern. Die One-Tochter eWave wagte als Erste, auf den Vertrieb im Fachhandel zu verzichten. Die SIM-Karten und die nicht subventionierten Endgeräte wurden ausschließlich online sowie in den Hofer-Läden verkauft. Die Zusammenarbeit war so erfolgreich, dass Yesss gemessen am Marktanteil der erfolgreichste Discountanbieter Europas wurde. Nach nur 13 Monaten meldete die Firma 350.000 Kunden.

One wurde 2008 in Orange umbenannt und Anfang 2013 von Drei gekauft. Im Zuge dieser Übernahme veräußerte Drei die Tochterfirma Yesss samt deren 500.000 Kunden sofort an die Telekom Austria weiter. Diese erhöhte alsbald die Tarife bei Yesss genauso wie die bei der schon früher gegründeten Discountmarke Bob. Bob wird über andere Supermärkte vertrieben. Dieser Interessenkonflikt könnte mit ein Grund für Hofers Vertragskündigung gewesen sein.

Am Mittwoch hat sich bei der Telekom Austria ein umstrittener Machtwechsel vollzogen. Der größte Teilhaber, die Republik Österreich, hat einen Syndikatsvertrag mit dem zweitgrößten Aktionär, América Móvil, geschlossen.

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(ds)