Homeoffice: Für und gegen ein Gesetz

Seite 2: "Das funktioniert prima"

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Thaddäus Hinterberger, 60 und Informatiker, ist ein Vorgesetzter mit zehn Mitarbeitern, der regelmäßig vom Homeoffice aus arbeitet. "Das funktioniert prima." Ein oder zwei Tage pro Woche arbeitet er von seinem eigenen Büro aus "mit schönem Schreibtisch und ergonomisch ordentlicher Ausstattung". Hinterberger arbeitet in der COC AG, einem IT Managed Service Provider, mit Sitz im bayerischen Burghausen. Von seinem Wohnsitz in die Firma hat er es mit 20 Minuten nicht weit. Dort ist er etwa einen Tag pro Woche.

Zu seinem eigentlichen Arbeitsplatz fährt er eineinhalb Stunden und das ebenfalls ein bis zweimal pro Woche. "Wir betreiben für einen Kunden in Ingolstadt die komplette IT-Infrastruktur für einen dreidimensionalen Showroom, unterstützt durch Virtual Reality, den Autohäuser zur Vertriebsunterstützung nutzen." Auch alle Mitarbeiter von Hinterberger arbeiten regelmäßig von zu Hause aus, was die verwendete Technik möglich macht: Alle IT-Systeme sind cloudbasiert, jeder hat Zugangsrechte, auch für die IT des Kunden.

Andere Kunden lassen Distanz-Arbeit nicht zu, insbesondere neue wollen lieber persönliche Präsenz. "Mit der Zeit entwickelt sich Vertrauen und damit die Möglichkeit für Homeoffice." Vertrauen sei auch wichtig im internen Verhältnis, damit Heimarbeit funktioniert. "Wir haben Vertrauensarbeitszeit, werden nach Ergebnis und nicht nach Anwesenheit bezahlt", sagt Hinterberger. Das ist die Basis fürs Homeoffice. Sie bringt ihm eine gewisse Zeitautonomie und unnötiges Autofahren fällt weg. Heimarbeit hält Hinterberger daher für praktisch und technische Möglichkeiten dafür gibt es zahlreich.

Dass er und seine Mitarbeiter ausschließlich im Homeoffice arbeiten, will Hinterberger nicht, weil selbst beste Technik den persönlichen Kontakt nicht ersetzen kann. "Nur im Gespräch vis-à-vis sieht man, wie das Gegenüber reagiert, was Diskussionen und Verhandlungen einfacher macht, in Kunden- und Mitarbeitergesprächen." Und auch den Kaffee mit Kollegen am Automaten hält er für unersetzlich, "weil dort die Gerüchteküche kocht und man nur dort Stimmungen und Strömungen spürt".

Etwa 180 Mitarbeiter hat die COC AG und alle arbeiten mehr oder weniger oft von daheim aus. "Ein gesetzlicher Anspruch auf Heimarbeit geht am eigentlichen Ziel der Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort vorbei", sagt Robert Zellner, Vorstand im Unternehmen und zuständig fürs Personal. Wo Heimarbeit möglich ist, regle das der Markt selbst. "Zweitens eignet sich nicht jede Stelle für die Arbeit von daheim." Wenn der Gabelstaplerfahrer Homeoffice macht, geht die Firma Konkurs, weil der Nachschub fehlt.

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"Allen Berufsbildern mit Homeoffice gerecht zu werden, wird nicht funktionieren." Zellner meint, die Regierung solle statt einen Anspruch auf Heimarbeit besser einen Anreiz dafür schaffen, etwa mit einem passenden Arbeitsschutzgesetz: Derzeit müssen zwischen zwei Arbeitstagen 11 Stunden Ruhepause liegen: betreut jemand nachmittags seine Kinder und arbeitet abends bis um 23:00 Uhr, dann darf er am nächsten Tag frühestens um 10:00 Uhr beginnen. Diese Regel ist unpraktikabel für Homeoffice.

Bei COC ist die Führungskraft die maßgebliche Person, die eine Notwendigkeit und Möglichkeit für Heimarbeit eines Mitarbeiters sehen und befürworten muss. Daraufhin macht die Personalabteilung eine Anlage zum Arbeitsvertrag und sorgt dafür, dass Vorgaben geregelt sind wie Räumlichkeiten, deren Ausstattung, auch technische. "Dann planen Mitarbeiter und Vorgesetzter die Zusammenarbeit und regeln Homeoffice individuell, der jeweiligen Situation angemessen", sagt Zellner. Der bürokratische Aufwand sei wichtig, weil Heimarbeit dann abgesprochen und vertraglich vereinbart ist. Ständige Diskussionen, wann und ob man Homeoffice machen darf erledigen sich damit.

(axk)