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Huawei-CEO: Mate 30 kommt ohne Google-Dienste

IFA Volker Briegleb
Huawei-CEO: Mate 30 kommt ohne Google-Dienste

Richard Yu auf der IFA 2019

(Bild: heise online)

In knapp zwei Wochen wird Huawei seine neuen Mate-Smartphones vorstellen. Auf der IFA verriet CEO Richard Yu ein paar Details.

Auf der Keynote kein Wort: Zur Eröffnung der IFA am Freitagmorgen präsentiert Richard Yu, Chef von Huaweis Verbraucher-Sparte, unter anderem den neuen Smartphone-Chip Kirin 990 mit 5G. Doch Yu geht mit keiner Silbe auf die Probleme ein, die das US-Embargo dem zweitgrößten Smartphone-Hersteller derzeit bereitet. Im Handelskrieg zwischen China und den Vereinigten Staaten ist Huawei zwischen die Fronten geraten – und verliert womöglich den Zugang zu dem von Google lizenzierten Betriebssystem Android.

Nach der Präsentation des Kirin 990 [1] spricht Yu in kleiner Runde dann doch über den drohenden Verlust von Android. So wird das Mate 30, das Huawei in zwei Wochen in München vorstellen will, mit einem Android ohne Google-Dienste auf den Markt kommen [2]. "Auf diesem Gerät können wir die Google Mobile-Dienste (GMD) nicht installieren", zitiert ihn der Spiegel. Es bleibe den Kunden überlassen, das selbst zu machen. Doch es ist schwer abzuschätzen, ob Huawei-Nutzer bereit sind, das Google-Paket oder die Alternativen selbst nachzuinstallieren.

Android ohne Google? Das geht [3], allerdings fehlen dann Dienste und Apps, an die sich die Android-Nutzer gewöhnt haben – zum Beispiel Google Pay, Maps oder der Play Store. Doch während viele Anwendungen noch relativ leicht zu ersetzen sind, ist es bei den eng mit dem Betriebssystem verwobenen Play-Diensten nicht so einfach. Google stellt zahlreiche Dienste und APIs für Apps zur Verfügung, über die zum Beispiel die Benachrichtigungen laufen. Auch die regelmäßigen Sicherheitsupdates gibt es ohne Google nicht so einfach.

Für den Play Store gibt es Alternativen von Amazon und F-Droid. Auch Huawei pflegt schon seit Langem einen eigenen App-Store ("AppGallery") für den chinesischen Markt, der zunehmend international genutzt wird – das Unternehmen spricht von über einer Milliarde App-Downloads außerhalb Chinas. Mit den Huawei Mobile Services (HMS) gibt es auch eine Alternative für zentrale Dienste wie Cloud-Push oder Payment, die der Konzern auf seiner Entwicklerkonferenz Anfang August für die internationale Entwickler-Community geöffnet hat. Huawei geht zudem aktiv auf Entwickler populärer Apps zu, damit sie ihre Anwendungen anpassen und in der AppGallery anbieten.

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Wenn man mit Vertretern von Huawei oder der ebenfalls betroffenen Tochtermarke Honor spricht, wird eins klar: Die Chinesen wollen lieber weiter mit Google zusammenarbeiten. Zwar bereitet sich der Konzern für den Ernstfall vor, doch ist das nicht die bevorzugte Lösung – und der Weg zu einem alternativen Ökosystem [5] dürfte ein steiniger sein. "Wir möchten die Zusammenarbeit mit unserem langjährigen Partner fortsetzen", sagt Sam Yuan, Honors Vice President für Europa, auf der IFA.

Das "neue" P30 Pro in zwei Farbvarianten.

Das "neue" P30 Pro in zwei Farbvarianten.

(Bild: heise online)

Für bereits auf dem Markt erhältliche Smartphones kann Huawei weiter auf die Unterstützung von Google setzen. Das US-Embargo gilt nur für neue Geräte. "Für aktuelle Produkte werden wir bei Android bleiben", sagt Yu. Doch wenn es keine Lösung im Handelskrieg gibt und das Embargo bestehen bleibt, "werden wir für künftige Produkte unser eigenes HarmonyOS [6] verwenden." Das könnte schon für das P40 gelten, das für Frühjahr 2020 geplant ist, sagt der Huawei-Manager.

Die Ausnahme für aktuelle Geräte nutzt Huawei und zeigt auf der IFA zwei neue Modelle des P30 Pro, das bereits seit dem Frühjahr auf dem Markt ist. Das Spitzen-Smartphone mit toller Kamera [7] ist ab Ende September in einem leicht veränderten Design und den neuen Farben "Mystic Blue" sowie "Misty Lavender" erhältlich. Die "neuen" P30 Pro sollen direkt mit Android 10 ausgeliefert werden. Bestandskunden können eine Betaversion von Android 10 und EMUI 10 für das P30 Pro herunterladen. Auch andere Smartphones von Huawei und Honor sollen im Laufe der nächsten Wochen Android 10 erhalten, darunter die Mate 20 und Mate 10 Serien sowie Honor 20, Honor View 20 und Honor 10. (vbr [8])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-4516216

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/Kirin-990-Huaweis-erster-Spitzen-Smartphone-Chip-mit-integriertem-5G-4515563.html
[2] https://www.heise.de/news/Huawei-stellt-Top-Smartphone-Mate-30-am-19-September-vor-4511508.html
[3] https://www.heise.de/select/ct/2017/4/1487340056077682
[4] https://www.heise.de/Datenschutzerklaerung-der-Heise-Medien-GmbH-Co-KG-4860.html
[5] https://www.heise.de/news/Huawei-strebt-europaeisches-Smartphone-Oekosystem-an-4512440.html
[6] https://www.heise.de/news/Huaweis-HarmonyOS-Open-Source-und-zuerst-auf-Smart-Screens-4493417.html
[7] https://www.heise.de/tests/Die-besten-Foto-Handys-von-Nokia-und-Huawei-4406306.html
[8] mailto:vbr@heise.de