Hurrikan Helene stört Chip-Lieferkette: Quarzsand-Abbau beeinträchtigt

Helene hat in den Appalachen große Schäden angerichtet. Dort liegt ein wichtiges Abbaugebiet für hochreinen Quarzsand, der zu Wafern verarbeitet wird.

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Quarzsand-Tagebau von Sibelco in Spruce Pine, North Carolina​

Quarzsand-Tagebau von Sibelco in Spruce Pine, North Carolina

(Bild: Sibelco/YouTube)

Update
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Starkregen durch den Hurrikan Helene hat in den USA schwere Schäden verursacht. Betroffen ist auch die Gegend um den Ort Spruce Pine in den Blue Ridge Mountains, einem Teil der Appalachen in North Carolina.

Dort wiederum liegen wichtige Abbaugebiete für besonders reinen Quarzsand, der weltweit zur Herstellung von Siliziumwafern sowohl für Solarzellen (Photovoltaik) als auch für Halbleiterbauelemente verwendet wird. Insbesondere betreiben die Firmen Sibelco und The Quartz Corp Steinbrüche und Aufbereitungsanlagen in Spruce Pine.

Beide Firmen melden, dass das Ausmaß der Schäden bisher nicht absehbar ist. Vor allem ist wohl die Infrastruktur in der Region stark beschädigt: Straßen, Eisenbahngleise und auch die Stromversorgung.

Wann Produktion und Auslieferung des Chip-Rohstoffs wieder aufgenommen werden kann, sei derzeit zweitrangig, meldet The Quartz Corporation: Höchste Priorität habe das Wohlergehen der Mitarbeiter und der Bevölkerung. Man habe bisher noch gar nicht alle Angestellten erreicht.

Ein "Ingot" aus hochreinem monokristallinem Silizium, bevor er in Scheiben (Wafer) zersägt wird.

(Bild: c’t Magazin)

Laut den Webseiten von Sibelco und The Quartz Corp gehört das Abbaugebiet Spruce Pine zu den weltweit wichtigsten Quellen von hochreinem Quarzsand für Wafer. Konkrete Marktanteile nennen die Firmen dabei nicht.

Ein aktueller Bericht der European Solar PC Industry Alliance (ESIA) schätzt allerdings, dass die beiden Firmen 80 Prozent des hochreinen Quarzsands produzieren, der weltweit in die Herstellung von Polysiliziumwafern für die Photovoltaik fließt. Diesen Markt dominieren chinesische Firmen zu über 95 Prozent, schreibt die Marktforschungsfirma Bernreuter Research. Sibelco beliefert auch einige dieser chinesischen Solarwafer-Hersteller.

Deutlich kleiner ist der Markt für hochreine monokristalline Wafer für die Herstellung von Halbleiterbauelementen. Dabei führen die Hersteller Shin-Etsu und Sumco aus Japan, SK Siltron (Korea), Siltronic (Deutschland) und GlobalWafers (Taiwan). Unter anderem GlobalWafers betreibt auch Werke in den USA.

Eine kurzfristige Beeinträchtigung der Auslieferung von Wafern für die Chipherstellung ist unwahrscheinlich: Die Verarbeitung vom Quarzsand zu Wafern ist ein aufwendiger Prozess, der mehrere Monate dauert. Ob Wafer mittelfristig knapper oder teurer werden, hängt also davon ab, wann die Bergbaufirmen wieder Quarzsand aus den Appalachen liefern können.

Ein verarbeiteter Siliziumwafer mit Intel-Chips.

(Bild: c’t Magazin)

Sowohl Sibelco (Belgien) als auch The Quartz Corp (Norwegen) sind europäische Firmen. Sibelco hat vor einigen Jahren für über 200 Millionen US-Dollar Aufbereitungsanlagen in Spruce Pine gebaut, die den abgebauten Stein zu hochreinem Quarzsand verarbeiten.

The Quartz Corp verarbeitet den vorgereinigten Rohstoff aus den Appalachen hingegen im Ort Drag in Norwegen.

Hochreiner Quarzsand kommt auch bei der Herstellung von bestimmten optischen Gläsern und für Lichtwellenleiter beziehungsweise Glasfaserkabel zum Einsatz.

Update

Der Journalist und Buchautor (Material World) Ed Conway hat einen Beitrag zur aktuellen Situation in Spruce Pine veröffentlicht. Demnach könnte die Produktion von Quarzsand dort mehrere Monate lang ausfallen.

(ciw)