IBM weist SCO-Vorwürfe wegen Unix-Technik in Linux zurück
IBM meint in einer Eingabe vor Gericht, SCO wolle nur die Arbeit der Open-Source-Gemeinde behindern.
In der Klage der SCO Group gegen IBM wegen angeblicher Verletzung der Rechte an Unix-Technik haben die beiden Streitparteien nun langsam ihre Argumente für die Gerichtsverhandlungen aufgefahren: IBM reichte beim US-Bundesbezirksgericht in Utah die Antwort auf die Klageschrift von SCO ein. In der relativ kurzen Eingabe erklärt der Konzern, man habe sich keineswegs das geistige Eigentum von SCO an Unix widerrechtlich angeeignet. Die Beschuldigungen von SCO seien unbegründet; vielmehr versuche SCO, die Arbeit der Open-Source-Gemeinschaft zu behindern und zu verlangsamen. IBM habe sich zwar bemüht, die Open-Source-Entwicklungen und Linux zu fördern, dabei aber nichts Falsches gemacht.
Weiter ins Detail geht IBM allerdings in seiner Eingabe bei Gericht nicht; jedoch stellt sich der Konzern auf den Standpunkt, man habe sowieso unwiderrufbare und vollständig bezahlte, auf Dauer gültige Rechte an der Software, deren Missbrauch man von SCO vorgehalten bekomme. Genau dies aber bestreitet SCO, da diese Rechte nur gültig seien, wenn IBM die Bedingungen eines Vertrags mit SCO einhalte -- und genau das habe der Konzern nicht getan, indem er entsprechende Unix-Technik in Linux eingebaut habe.
Einige Patente, Urheberrechte und Kerntechnologien im Besitz von SCO datiert das Unternehmen auf das Jahr 1969 zurück, als in den Bell Laboratories der erste Unix-Quellcode programmiert wurde. Das berühmt-berüchtigte geistige Eigentum von AT&T an Unix -- und die damit verbundenen, seit 1983 von AT&T erhobenen teuren Unix-Lizenzen -- wurde später an Novell Networks verkauft. Die Netzwerk-Spezialisten wollten einst mit einem eigenen Unix reüssieren. Novell wiederum verscherbelte die Besitztümer später an SCO.
Mit der Übernahme von OpenServer und UnixWare durch Caldera ging das geistige Eigentum an den AT&T-Unix-Entwicklungen dann an Caldera über und landete durch deren Umbenennung wieder bei der SCO Group. Nach Interpretation von SCO gehören dem Unternehmen damit die Rechte an AT&Ts Ur-Unix und damit auch an allen modernen Unix-Versionen inklusive Linux, die laut SCO alle von Unix System V abgeleitet sein sollen. Einige der Vorwürfe, die SCO gegenüber IBM erhebt, resultieren zudem aus dem Monterey-Projekt, bei dem beide Firmen an einem 64-Bit-Unix für Intel-Prozessoren arbeiteten.
Chris Sontag, als Chef der SCOsource-Abteilung mit der Durchsetzung der von SCO behaupteten weit gehenden Rechte an Unix betraut, ging mittlerweile sogar noch einen Schritt weiter und beschuldigte die Linux-Distributoren Red Hat und SuSE ebenfalls, das geistige Eigentum von SCO missachtet zu haben. (jk)