IETF ernennt Verwaltungschef

Mit der Ernennung von Ray Pelletier duch das neu geschaffene IETF Administrative Oversight Committee ist die angestrebte Strukturreform der für Internet-Protokollstandards maßgeblichen Organisation abgeschlossen.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Engineering Task Force (IETF) hat heute die Ernennung von Ray Pelletier zum IETF Administrative Director (IAD) bekannt gegeben. Zum ersten Mal in der Geschichte der für Internet-Protokollstandards maßgeblichen Standardisierungsorganisation hat diese damit einen hauptamtlichen Verwaltungschef. Mit der Ernennung von Pelletier, den das ebenfalls neu geschaffene IETF Administrative Oversight Committee (IAOC) aus einer laut Insidern großen Zahl von Bewerbern ausgewählt hat, ist gleichzeitig die angestrebte Strukturreform der Organisation abgeschlossen.

Der frischgebackene IAD soll sich im Wesentlichen um Fragen des Budgets, um die Planung der weltweit abgehaltenen IETF-Treffen und die Koordination der Publikation von IETF-Dokumenten, den so genannten Request for Comments, kümmern. Praktisch all diese Aufgaben nehmen externe Organisationen für die IETF wahr, deren Verträge künftig vom IAD überprüft werden. Vor allem um die Planung der Treffen und die Sekretariatsfunktion hatte es in den vergangenen Monaten Streit gegeben.

Foretec Seminars, vom TCP-Mitentwickler Bob Kahn eigens für die Abwicklung der IETF-Angelegenheiten gegründet, war in die Kritik geraten: Die IETF wollte die Sekretariatsaufgaben gerne neu ausschreiben, stieß damit allerdings auf heftige Gegenwehr von Kahn höchstpersönlich. Die gesamte IETF-Strukturreform mit der Einrichtung von IAOC und IAD soll die IETF künftig in die Lage versetzen, selbst ihre Geschäfte zu führen. Der Weg für die Neuausschreibung ist nun frei, zumal Foretec Seminars inzwischen an Neustar, unter anderem Registry für .biz und .us sowie Vertriebspartner der chinesischen .cn-Registry, verkauft wurde. Nach einer Übergangsphase soll der IAD die Neuausschreibung der Sekretariatsaufgaben starten.

Laut einer Mitteilung der Internet Society (ISOC), von der die IETF eine fette Finanzspritze für die Einstellung des hauptamtlichen Direktors bekommt, arbeitete Pelletier als Director Information Systems beim Judge Advocate General Corps, der höchsten Gerichtsbarkeit der US-Navy. Dort habe er für ein 10 Millionen US-Dollar schweres Automatisierungsprogramm verantwortlich gezeichnet, schreibt die ISOC. In den vergangenen fünf Jahren war Pelletier Chef des Northern Virginia Technology Council, des größten Verbandes von Technologieunternehmen in den USA. Unter Pelletiers Leitung sei der Verband von 145 auf 800 Mitglieder gewachsen, hieß es im Frühjahr anlässlich seines Rückzugs von dem Posten. Zu diesem Zeitpunkt wurde darüber spekuliert, dass Pelletier ein eigenes Unternehmen aufmachen wolle.

Wie hoch Pelletiers Bezüge als erster Administrativdirektor der IETF sein werden, darüber schweigt man sich bei der ISOC aus. Im von der ISOC im Rahmen ihres Budgetansatzes veröffentlichten IETF-Wirtschaftsplan für 2005 (PDF-Datei) werden allerdings für alle IETF-Sekretariatsaufgaben einschließlich des Gehaltes des neuen Verwaltungschefs rund 940.000 US Dollar vorgesehen. Das ist nicht ganz ein Drittel des IETF-Gesamtbudgets (3,4 Millionen US-Dollar), von dem übrigens die ISOC einen beträchtlichen Teil bezahlt. Konsequenterweise wird Pelletier auch in den Räumen der ISOC in Reston, Virginia, residieren.

Der Vorsitzende der IETF, Brian Carpenter, selbst kaum mehr als hundert Tage im Amt und die Vorsitzende des IAOC, Lucy Lynch, begrüßten die Ernennung von Pelletier. Eine straffere Verwaltung soll nicht zuletzt die angespannte Finanzsituation der Selbstverwaltungsorganisation verbessern, die sich mehr und mehr gegen die Konkurrenz von Seiten anderer Standardisierungsorganisationen behaupten muss, darunter etwa die mit dem Motto "Next Generation Network" ebenfalls auf IP setzende International Telecommunication Union (ITU). (Monika Ermert) / (jk)