IFA

Nach 100 Jahren will die IFA sich neu erfinden

In zwei Tagen beginnt die IFA in Berlin – und feiert 100 Jahre Technik unter dem Funkturm. Das neue Management will die Traditionsmesse zukunftsfähig machen.

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Tradition und Moderne: IFA-Chef Leif Lindner vor dem "Funk-Otto"

(Bild: heise online/uk)

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Inhaltsverzeichnis

Zwei Tage vor der Eröffnung der IFA für das Publikum läuft sich der Messebetrieb unter dem Berliner Funkturm schon mal warm. Während in den Hallen noch geschraubt und gehämmert wird, gibt das neue Management einen Ausblick auf die Jubiläumsmesse. Die IFA feiert ihren hundertsten Geburtstag – und der Messejahrgang 2024 steht ganz im Zeichen der Künstlichen Intelligenz (KI).

"Das größte Innovationsthema ist natürlich KI", sagte Messe-Chef Leif Lindner am Mittwochmittag vor Journalisten auf dem Messegelände Berlin. KI hält Einzug in allen Technikbereichen auf der Messe – von der Unterhaltungselektronik bis zur Haushaltstechnik. "Auch Digital Health ist ein wichtiges Thema dieses Jahr", so Lindner. "Und Hifi steht vor einem großen Comeback."

Doch auch die bunte Elektronikwelt der IFA kann sich von weltweiten Trends nicht abkoppeln. "Zwar erholt sich die gesamtwirtschaftliche Lage wieder, aber langsamer als erwartet", sagte Gfu-Chefin Sara Warneke. Inflation und steigende Lebenshaltungskosten drücken auf die Konsumlaune der Verbraucher – vor allem in Asien und Westeuropa. Wer mehr Geld für Lebensmittel und Unterkunft ausgeben muss, hat weniger für einen neuen Fernseher.

Dennoch gibt sich die Gfu zuversichtlich, dass sich der Trend wendet. "Wir rechnen für das zweite Halbjahr mit einer positiven Entwicklung", sagte Warneke. Die Hoffnung ruht dabei auch auf moderneren und effizienteren Geräten, die alte Modelle ersetzen werden, weil sich die Verbraucher davon Einsparungen bei den Betriebskosten versprechen.

Neues Management: IFA-Chef Leif Lindner, Gfu-Chefin Sara Warnecke und Clarion-CEO Lisa Hannant mit Moderator Patrice Bouédibéla (v.l.n.r.)

(Bild: heise online/uk)

Seit dem vergangenen Jahr steht die IFA unter neuem Management. Der Branchenverband Gfu hat sich mit dem britischen Veranstalter Clarion Events zusammengetan, um die Messe neu aufzustellen. Die Messegesellschaft Berlin ist nicht mehr selbst als Veranstalter dabei.

Das neue Team steht dabei vor der Herausforderung, die IFA zukunftsfähig zu machen und die Traditionen zu bewahren. "Wandel ist gut, Disruption ist notwendig, aber wir behalten auch die guten Teile", sagte Lindner. Dazu gehört auch das Bekenntnis zu Berlin – die IFA hat sich bis 2033 an den Messestandort in der Hauptstadt gebunden.

Die erste "Große Deutsche Funkausstellung" fand 1924 im Haus der Funkindustrie im Berliner Westend statt – dort, wo heute das Messegelände steht. In den 1950er- und 60er-Jahren gastierte die Funkausstellung auch in Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart. Seit 1971 ist die "Internationale Funkausstellung", inzwischen nur noch IFA, fest in Berlin verankert.

Die IFA soll über das klassische Messegeschäft hinaus wieder ein "kulturelles Event" sein, sagte Lindner. Dabei werden Erinnerungen an alte Zeiten wach, in denen die IFA Groß und Klein nicht nur unter den Funkturm, sondern auch vor die Fernseher lockte: ARD und ZDF sendeten den ganzen Tag live von der Messe, mit Informationen, Shows und Musik.

Die Pläne für die IFA gehen noch darüber hinaus. "Die IFA wird sich kontinuierlich weiterentwickeln – in diesem Jahr und den Jahren danach", sagte Lindner. Die klassische Messe soll sich zu einer ganzjährigen Plattform für Technologien und Innovationen entwickeln. Wie das konkret aussehen könnte, werden die kommenden Jahre zeigen.

"Innovation" ist der zentrale Begriff, mit dem sich die Messe verbinden möchte. IFA heißt nun "Innovation für alle" statt "Internationale Funkausstellung". "Das fasst gut zusammen, wofür wir stehen", sagte Clarion-CEO Lisa Hannant am Mittwoch in Berlin. Praktischerweise funktioniert der neue Claim auch auf Englisch.

"Wir können auf einhundert Jahre Innovation zurückblicken", sagt Lindner. "Aber die IFA ist immer mehr als nur neue Technologien gewesen. Sie schafft Verbindungen." Auch Hannant geht davon aus, dass Messen wie die IFA persönliche Begegnungen ermöglichen und damit für die Branche relevant bleiben.

Zumindest in der Branche ist der Zuspruch gut. "Wir sind ausgebucht", freut sich Lindner. Über 1800 Aussteller verzeichnet die Messe, für die verschiedenen Talk-Formate haben sich 150 Experten angesagt. Auch in der Fläche wächst die IFA wieder. Die 2016 erstmals etablierte Zulieferer-Ausstellung "Global Markets", zuletzt in Halle 9 untergebracht, zieht wieder auf das Gelände der "Station Berlin" in Schöneberg.

Update

Letzten Absatz mit Informationen zu Ausstellern und Global Markets ergänzt.

(vbr)