ISS-Nachfolger: Russland zeigt Modell einer eigenen Raumstation
Russland hat deutlich gemacht, dass die Kooperation bei der Internationalen Raumstation vor dem Ende steht. Nun gibt es das Modell einer eigenen Station.
Die Raumfahrtagentur Roskosmos hat am Montag erstmals ein Modell der geplanten russischen Raumstation enthüllt. Gezeigt wird das Modell auf der alljährlich stattfinden Militärmesse "Армии-2022" vor Moskau, bislang trägt die geplante Station der Nachrichtenagentur Reuters zufolge den Namen "Ross".
Laut Roskosmos handelt es sich um einen vorläufigen Entwurf der Station, die in zwei Phasen errichtet werden soll. Für eine zweiköpfige Besatzung sollen zuerst vier Module mit insgesamt 228 m3 Volumen zur Verfügung stehen. Später soll sie auf 667 m3 erweitert werden und Platz für bis zu vier Personen bieten. Die Internationale Raumstation kommt auf einen Rauminhalt von 916 m3, 388 davon sind bewohnbar.
Bislang kein Zeitplan
Gegenwärtigen Plänen zufolge soll die Station anders als die ISS nicht durchgehend von Menschen bewohnt werden, schreibt Reuters. Stattdessen solle eine Crew zweimal pro Jahr für einen längeren Zeitraum einziehen und beispielsweise wissenschaftliche Experimente durchführen. Vorgesehen sei auch, dass die Sicht auf die Erde deutlich besser wird als es im russischen Teil der ISS gegenwärtig der Fall ist. Dann könnten Beobachtungsaufgaben besser erledigt werden. Wann genau der Aufbau beginnen soll, geht aus den Statements nicht hervor. Angesichts der Isolation, in der sich Roskosmos und die russische Raumfahrtbranche seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine befindet, ist es zumindest zweifelhaft, dass das Land in absehbarer Zeit tatsächlich in der Lage ist, einen eigenen ISS-Nachfolger aufzubauen.
Die Vorstellung der Pläne erfolgt jetzt nur wenige Tage auf eine missverständliche Ankündigung aus Russland, die international für Aufregung gesorgt hat. Der neue Roskosmos-Chef, Juri Borissow, hatte erklärt, dass Russland die Mitarbeit an der ISS "nach 2024" beenden will. Diese Entscheidung sei jetzt gefallen. Mit der vagen Zeitangabe hatte er sich eine Hintertür offen gelassen, denn damit blieb auch eine Fortführung der Kooperation deutlich darüber hinaus möglich. Genau das ging dann aus einer Klarstellung hervor: Russland will sich demnach tatsächlich "nach 2024" aus der ISS zurückziehen, aber erst, wenn die eigene Raumstation fertig ist. Als Jahreszahl dafür ist mehrmals 2028 gefallen, einen offiziellen Termin gibt es nicht.
Die bei der ISS federführende US-Weltraumagentur NASA plant derzeit, den Außenposten der Menschheit Anfang 2031 kontrolliert in den Pazifik stürzen zu lassen. Bis dahin sollen gleich mehrere private Raumstationen in der Erdumlaufbahn errichtet worden sein. Die NASA selbst will sich derweil auf den Bau einer Raumstation im Orbit des Mondes konzentrieren, wo bald eine dauerhafte Präsenz von Menschen etabliert werden soll.
(mho)