IT-Fachkräfte: Nachfrageeinbruch im dritten Quartal

Der Fachkräfte-Index von Hays sackt signifikant ab. Insbesondere bei IT-Stellen sei mit weniger als 100.000 Ausschreibungen eine Zäsur zu erkennen.

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Entlassener Angestellter mit Habseligkeiten in Papierbox

(Bild: Andrey_Popov/Shutterstock.com)

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Laut dem Personalvermittler Hays ist die Nachfrage nach IT-Experten im dritten Quartal 2023 deutlich gesunken – es handele sich um eine "Zäsur" in diesem Bereich. Das Unternehmen führt einen eigenen Fachkräfte-Index. Diesem zufolge unterschreitet die Nachfrage nach IT-Fachkräften das erste Mal seit über zwei Jahren die Grenze von 100.000 ausgeschriebenen Stellen.

Wie Hays ausführt, liege der Rückgang bei 22 Prozentpunkten, gemessen am Vorquartal. Derzeit verzeichne der Personalvermittler 96.000 ausgeschriebene IT-Stellen. Niedrigere Werte wurden demnach zuletzt im zweiten Quartal 2021 verzeichnet, "als die Pandemie noch starke Auswirkungen auf die Nachfrage hatte".

Die stärksten Verluste ließen sich für IT-Security Spezialisten (- 90 Prozentpunkte), IT-Administratoren (- 48 Prozentpunkte) und Datenbankentwickler (- 43 Prozentpunkte) zum Vorquartal erkennen. Die Nachfrage nach IT-Architekten sank gegenüber dem zweiten Quartal um 29 Prozentpunkte. Mobile Entwickler und .Net-Entwickler verzeichneten den geringsten Rückgang mit -10 und -13 Prozentpunkten.

Die Nachfrage nach IT-Security-Spezialisten ist zwar in den vergangenen Quartalen um einige Prozentpunkte eingebrochen, befindet sich aber insgesamt auf einem sehr hohen Niveau, wird der Referenzwert "0" aus dem Jahr 2015 herangezogen. Auf 503 Prozent ist die Nachfrage seitdem gestiegen.

Wird das Vorjahresquartal für einen Vergleich herangezogen, sind auch hier stärkere Verluste zu erkennen, die einzige Ausnahme gab es bei Stellen für SAP-Entwickler, die 44 Prozentpunkte hinzugewannen. Die stärksten Rückgänge im Vergleich zum Vorjahresquartal mussten IT-Architekten (–70 Prozentpunkte) und Datenbankentwickler (–60 Prozentpunkte) hinnehmen.

Auch in anderen Branchen sank im dritten Quartal 2023 die Nachfrage nach Fachkräften laut Hays signifikant. Der gesamte Fachkräfte-Index rutschte um 19 Prozentpunkte gegenüber dem zweiten Quartal ab und liege nun auf dem niedrigsten Wert seit Ende 2021. Werde der Referenzwert "0" aus dem Jahr 2015 herangezogen, stehe der Index nun bei 109 Prozent.

Der Negativtrend zeige sich seit dem zweiten Quartal, nachdem die Zahl der zu besetzenden Neupositionen im ersten Quartal 2023 noch "einen deutlichen Schub" erhalten hatte. Der stärkste Einbruch sei bei Personalern zu verzeichnen. Die Nachfrage sei gegenüber dem Vorquartal nochmals um 36 Prozentpunkte zurückgegangen. Auch bei Managern für das Employer-Branding liegt der Verlust mit -98 Prozentpunkten sehr hoch.

Der Gesamtindex macht laut Hays einen deutlichen Knick nach unten. Das Referenzjahr ist das Jahr 2015 mit dem Wert "0". Momentan liegt der Index insgesamt bei 109 Prozent.

(Bild: Hays)

Die Nachfrage im sogenannten Life-Science-Bereich, der die Nachfrage nach Biologen, Chemikern oder etwa Mitarbeitern in der klinischen Forschung erfasst, sei zum vierten Mal in Folge rückläufig. Hier gebe es aber auch Ausreißer. Die Suche nach Date Scientists sei um ganze 113 Prozentpunkte gestiegen.

Trotz der gesunkenen Nachfrage gibt Hays an, dass die Zahl der ausgeschriebenen Stellen sich weiterhin für alle untersuchten Berufsgruppen auf einem sehr hohen Niveau befindet. Florian Wagner, Department Manager HR Interim & Projekte bei Hays erklärt dazu: "Zum einen zeigt der Index, dass sich Unternehmen aufgrund der negativen Vorzeichen der Wirtschaft, mit ihren Neueinstellungen generell zurückhalten. Zum anderen fokussieren sich insbesondere kapitalmarktorientierte Unternehmen im dritten Quartal auf die Sicherung der Geschäftsergebnisse. Die Mitarbeitergewinnung ist nachgelagert, Mitarbeiterbindung steht im Fokus. Auf Kandidatenseite sehen wir aktuell zwar eine konstant hohe Wechselbereitschaft, aber eine defensive Bewerbungspraxis. Sie sind aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage vorsichtig beim tatsächlichen Arbeitgeberwechsel."

Der Fachkräfte-Index basiert Hays zufolge auf einer quartalsweisen Auswertung der index Internet und Mediaforschung GmbH. Einbezogen werden Stellenanzeigen der meistfrequentierten Online-Jobbörsen, von Tageszeitungen sowie dem Business-Netzwerk Xing. Der Fachkräfte-Index zeige die prozentuale Veränderung zum Ausgangswert vom 1. Quartal 2015 an.

(kbe)