Cebit

IT-Verband fordert Roadmap für Smart Grids

Der Bitkom hat an die Bundesregierung appelliert, den Aufbau intelligenter Stromnetze mit mehr Nachdruck nach vorne zu treiben.

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Der Hightech-Verband Bitkom hat an die Bundesregierung appelliert, den Aufbau intelligenter Stromnetze mit mehr Nachdruck nach vorne zu treiben. "Wir brauchen eine nationale Roadmap für Smart Grids", forderte Volker Smid vom Bitkom-Präsidium anlässlich der CeBIT in Hannover. Eine solche Roadmap müsse ergänzend zum Energiekonzept der Bundesregierung "detailliert den Übergang zu einen umweltfreundlicheren, sicheren und intelligenten Energienetzen beschreiben und dabei auch die Menschen mitnehmen".

Im Projekt "E-Energy" erproben zur Zeit sechs Modellregionen in Deutschland, wie das Energienetz der Zukunft aussehen könnte. Das Projekt läuft seit 2008 und wird mit insgesamt 60 Millionen Euro aus den Etats des Bundeswirtschafts- und des -umweltministeriums gefördert. Die Projektpartner – hauptsächlich aus der Energiewirtschaft – sollen zusätzlich rund 80 Millionen Euro aufbringen. Mit dem flächendeckenden Einsatz von Smart Metern ließe sich nach Schätzung des Bitkom alleine in Deutschland rund 9,5 Terawattstunden Energie pro Jahr einsparen; dies entspreche etwa der Jahresproduktion eines AKW-Blocks.

Doch insbesondere bei der Information der Bevölkerung und der "Entwicklung von Anreizsystemen" sieht der Verband noch sehr viel Bedarf: Er hatte das Meinungsforschungsinstitut Aris mit einer repräsentativen Umfrage beauftragt, um den Wissensstand und die Meinung der Bundesbürger zu intelligenten Stromzählern und -netzen abzubilden. Demnach konnten 80 Prozent der befragten Personen mit dem Begriff "Smart Meter" nichts anfangen. Rund 40 Prozent der Befragten erklärten sich zudem zwar prinzipiell bereit, zu einem zeitabhängigen Stromtarif zu wechseln. "In der Praxis landen diese Tarife derzeit bei Preisvergleichen allerdings selten auf den vorderen Plätzen", beklagte Smid.

Als Hauptproblem sieht Smid derzeit, dass die Technik zur vollautomatischen, strompreisgesteuerten Steuerung der Haushaltsgeräte noch nicht zur Verfügung steht. "Ich selbst habe das zwar mal ausprobiert", sagte er, "aber das ist im Moment noch mehr eine Beschäftigung für lange Winterabende als eine Technologie, die für den Massenmarkt taugt." Auf Seiten der Energieanbieter müssten zudem auch tragfähige Geschäftsmodelle entwickelt werden, die es erlaubten, die Strompreisschwankungen an der Börse auch an den Verbraucher weiterzugeben. "Die Preisdifferenz darf nicht im Cent-Bereich bleiben", sagte Smid.

Der Preis ist allerdings nicht das einzige Problem bei der Verbreitung des Smart Grid in Deutschland. Immer wieder formulieren Verbraucher Ängste vor Datendiebstahl und Datenmissbrauch. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar hatte den Stromkonzernen erst kürzlich vorgeworfen, die Sicherung der Privatsphäre bei der Umrüstung auf intelligente Stromzählern und Smart Grids verschlafen zu haben. Ursprünglich hätten die Unternehmen geplant, Nutzungsdaten aus Haushalten "einfach hin- und herzuschieben". Erst nach Intervention der Datenschutzbehörden hätten sie darüber nachgedacht, die Daten auch zu verschlüsseln, sagte Schaar Ende Februar in Berlin. Angesprochen auf diese Bedenken erklärte Smid, die IT-Industrie habe "in der Vergangenheit sicher nicht immer alles richtig gemacht", sei aber "bereit aus ihren Fehlern zu lernen". (wst)