Indien: Laptop-Importverbot könnte Apple & Co. zu lokaler Produktion zwingen
Bei seiner "Make in India"-Kampagne geht Neu-Delhi zunehmend aggressiv vor. Nun könnte der Import von MacBooks und anderen Laptops eingeschränkt werden.

Bei einem Besuch in Neu-Delhi vor einigen Jahren: Apple-Chef Tim Cook (links) mit dem indischen Premierminister Narendra Modi.
(Bild: dpa, Government Of India/Handout)
Dass die indische Regierung möchte, dass mehr fortschrittliche Hardware direkt auf dem Subkontinent hergestellt wird, ist weitläufig bekannt. Nachdem dies etwa bei Apples iPhone bereits gut zu funktionieren scheint, soll das "Make in India"-Programm nun auch für die PC-Produktion angekurbelt werden. Um dies zu erreichen, ist das Land bereit, Unternehmen die Daumenschrauben anzulegen: Wie Reuters berichtet, könnte es in absehbarer Zeit zu Importverboten kommen. Dies teilten Regierungsquellen mit.
Zuckerbrot und Peitsche fĂĽr Apple & Co.
Beginnen könnten die Einfuhrreduktionen bereits im Januar – und sie sollen neben Laptops und Notebooks auch Desktop-PCs sowie Tablets erfassen. Es gehe explizit darum, Unternehmen wie Apple zu motivieren, auch diese Gerätekategorien auf dem Subkontinent herzustellen, ist aus informierten Kreisen zu hören. Die Industrie soll aktuell Umsätze zwischen 7,4 und 9,2 Milliarden Euro im Jahr in Indien machen und stehe nun vor Einschnitten. Neu-Delhi sei wiederum bereit, bis zu 1,85 Milliarden Euro an Subventionen für die lokale PC-Produktion auszureichen.
Zu einer abschließenden Entscheidung ist es aber offenbar noch nicht gekommen. "Konsultationen mit allen Seiten" starten demnach noch diesen Monat und könnten Importverbote "um einige Monate" verzögern, hieß es weiter. Momentan dominieren Hersteller wie HP, Dell, Apple, Samsung und Lenovo den Markt. Zwei Drittel der Nachfrage wird durch Importe vor allem aus China gedeckt. Der gesamte IT-Hardware-Markt soll rund 18,5 Milliarden Euro umfassen, wovon derzeit nur 4,6 Milliarden auf indische Produktionen entfallen. Apples Strategie, auch Topgeräte wie das iPhone 16 Pro in Indien herzustellen, hatte dem Land bereits jetzt ein massives Umsatzwachstum beschert. Keine Firma sei in den vergangenen 50 Jahren im Inland zu gewachsen wie Apple, hieß es dazu.
Handelsverträge machen Importverbot schwierig
Die billigsten PC-Produkte sollen in Indien offenbar nicht hergestellt werden. Es werde an "Mindestqualitätsstandards" für Laptops, Notebooks und Tablets gearbeitet, die im Land produziert werden sollen, hieß es. Das Importverbot muss zudem mit internationalen Handelsverträgen kompatibel gemacht werden, die Indien geschlossen hat. Bestimmte Zölle sind dadurch verboten. Es sollen jedoch noch "einige Optionen" vorhanden sein, Importe zumindest einzuschränken.
Womöglich rennt die indische Regierung zumindest bei Apple offene Türen ein: Der Konzern ist nach wie vor stark daran interessiert, mehr Produktion aus China zu verlagern. Neben Indien ist auch Vietnam ein zunehmend wichtiger Produktionsmarkt. Wie üblich kombiniert Apple dabei Herstellung mit Verkauf – so wurde erst kürzlich in Indien ein neuer Flaggschiff-Laden in Mumbai eröffnet. Der Konzern setzt auf die stark wachsende Mittelschicht.
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(bsc)