Infineon-Aktionäre sind sauer wegen Schumacher-Abfindung

Viele Infineon-Aktionäre sind mit ihrer Geduld am Ende. Die Aktie hat seit ihrem Höchststand weit über 90 Prozent ihres Wertes verloren.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Viele Infineon-Aktionäre sind mit ihrer Geduld am Ende. Die Aktie hat seit ihrem Höchststand weit über 90 Prozent ihres Wertes verloren, im Boomjahr 2004 wurde kaum Geld verdient und für das abgelaufene Quartal musste der viertgrößte Chipkonzern der Welt eine Gewinnwarnung herausgeben. "Ich habe das Gefühl, dass man in diesem Unternehmen der Marktentwicklung immer etwas hinterherhinkt. Das Management reagiert, aber es agiert nicht", kritisierte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am Dienstag auf der Hauptversammlung in München. Henning Gebhardt von Deutschlands größter Fondsgesellschaft DWS haut in dieselbe Kerbe: "Infineon ist im Wettbewerb eher Schlusslicht." Es sei nicht erkennbar, wie das Unternehmen den Gewinn nachhaltig steigern wolle.

Die Aktionäre nutzten die Gelegenheit zu einer Generalabrechnung mit der Ära Ulrich Schumacher. "Gott sei Dank sind wir endlich diesen unsäglichen Schumacher los", sagte ein Kleinaktionär. Der im März abgelöste Vorstandschef Schumacher hatte das Unternehmen im März 2000 zum Höhepunkt der New-Economy-Euphorie an die Börse gebracht. An der Wall Street fuhr er zur Aktieneinführung mit dem Porsche vor. Die Anleger, die vielfach nichts über das riskante Chipgeschäft wussten, rissen sich um die Papiere. Der Ausgabepreis lag bei 35 Euro, in der Spitze kosteten die Infineon-Aktien mehr als 90 Euro.

Inzwischen ist längst Katerstimmung eingekehrt. Die Geschichte von Infineon sei "Kapitalvernichtung de luxe", sagte ein Aktionär. "Mein Geld arbeitet seit Jahren ehrenamtlich bei Infineon." Er und andere Anteilseigner forderten, Schumacher für das abgelaufene Geschäftsjahr nicht zu entlasten. Trotz der Neugier der Aktionäre blieben die Hintergründe der Trennung von Schumacher auch auf der Hauptversammlung weitgehend im Dunklen. Es habe sowohl persönliche Gründe gegeben als auch unterschiedliche Ansichten über die Ausrichtung des Unternehmens, sagte Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley. Schumacher habe für die Auflösung seines Vertrags im Dezember eine Abfindung von 5,25 Millionen Euro erhalten.

Der neue Vorstands-Chef, der frühere Conti-Vize Wolfgang Ziebart, ist seit September im Amt. Er bekam durchaus einen Vertrauensvorschuss von den Aktionären. "Lieber wird Infineon von einem echten Vollblutmanager geführt als von einem Amateur-Rennfahrer", sagte DSW-Sprecherin Bergdolt. Allerdings sei die Geduld der Aktionäre endlich. Allein mit Kostensenkungen könne das Unternehmen nicht in eine profitable Zukunft geführt werden.

Im vergangenen Jahr hatte Infineon mitten im Halbleiter-Boom einen mageren Gewinn von 61 Millionen Euro gemacht. Inzwischen befindet sich die schwankungsanfällige Branche schon wieder im Abschwung. Allerdings wiesen Anteilseigner darauf hin, dass andere Unternehmen trotz des schwierigen Branchenumfelds ordentlich Geld verdienen. "Wie kann die Lücke zu Unternehmen wie Samsung oder Micron geschlossen werden?", fragte Gebhardt von der DWS. Ziebart bat um Geduld. Er ist sicher: "Wir sind auf einem guten Weg und haben viel Potenzial." (Axel Höpner, dpa) / (tol)