Infineon-Ex-Vorstand räumt vor Gericht Schmiergeld-Annahme ein

Er habe mehrmals Briefumschläge mit Bargeld in Höhe von insgesamt 70.000 bis 100.000 Euro angenommen, gab Andreas von Zitzewitz heute vor dem Münchner Landgericht zu. Er sei aber nicht das Zentrum der Korruptionsaffäre bei Infineon gewesen.

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  • dpa

Im Infineon-Korruptionsprozess hat Ex-Vorstandsmitglied Andreas von Zitzewitz öffentlich die Annahme von Schmiergeld eingeräumt. "Durch diese Geldannahme habe ich mir die Unabhängigkeit abkaufen lassen", sagte Zitzewitz am heutigen Donnerstag vor dem Münchner Landgericht.

Er habe von Ralf Udo Schneider, der das Motorsport-Sponsoring für Infineon organisierte, mehrmals Bargeld in Höhe von insgesamt 70.000 bis 100.000 Euro angenommen. Schneider habe wohl sein Wohlwollen bei seinen Geschäften mit Infineon erkaufen wollen. "Mir war nicht nur damals vollkommen klar, dass ich einen Fehler gemacht und großes Unrecht begangen habe."

Zitzewitz wurde im Prozess gegen Schneider als Zeuge vernommen. Schneider soll auch noch weitere Infineon-Führungskräfte geschmiert haben. Gegen Zitzewitz läuft ein eigenes Ermittlungsverfahren. Er hatte im Zuge des Skandals vor einem Jahr bei Infineon zurücktreten müssen. Zitzewitz betonte aber, dass er nach seiner Einschätzung nicht das "Zentrum der Korruptionsaffäre" sei.

Schneider habe ihm gegenüber angedeutet, dass auch Ex-Konzernchef Ulrich Schumacher begünstigt wurde, sagte Zitzewitz. Schneider habe zu ihm unter anderem gesagt: "Du kannst Dir ja denken, dass der Uli nicht zu kurz kommt." Schumacher hat beteuert, dass er kein Geld angenommen hat. Gegen ihn wird auch ermittelt.

Der angeklagte Schneider hatte das komplette Motorsport-Sponsoring für Infineon betreut. Die Verantwortung für die Aktivitäten im Vorstand habe Schumacher gehabt, betonte Zitzewitz. Er habe zwar Co-Sponsoren angesprochen, aber nicht über die Aktivitäten zu entscheiden gehabt. Schneider habe wohl dennoch sein Wohlwollen gewinnen wollen.

Zitzewitz erhielt das Schmiergeld nach eigenen Angaben in der Regel bei Treffen in seinem Büro. Schneider habe ihm Briefumschläge mit Geldscheinen überreicht. Das Geld habe er vor allem bei Motorradrennen zum Beispiel für neue Reifen und die Startgebühr ausgegeben, bei denen er gemeinsam mit zwei Söhnen teilgenommen hatte. Einmal habe er sich auch für 3600 Euro neue Felgen für sein Motorrad gekauft. Zitzewitz bestritt, dass es weitere Geldübergaben gab. Diese sollen laut Schneider unter anderem in Restaurants und bei Motorsport-Veranstaltungen stattgefunden haben. (dpa) / (pmz)