Infineon-Quartalsergebnis leidet unter Speicherpreisen

Die gute Umsatzentwicklung vieler Geschäftsbereiche von Infineon kann den Preis- und Nachfrageverfall bei den Speicherchips nur knapp kompensieren.

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Die gute Umsatzentwicklung aller anderen Geschäftsbereiche des Halbleiterherstellers Infineon kompensiert den Preis- und Nachfrageverfall bei den Speicherchips nur knapp. Der Quartalsgewinn erreicht wegen des Verkaufs der Imaging- und Video-Sparte dennoch 280 Millionen Euro und ist damit 111 Prozent höher als im Vorjahresquartal.

In seinem Bericht über das erste Geschäftsquartal 2001 nennt Infineon die Marktentwicklung "uneinheitlich". Das ist sehr milde ausgedrückt: Im Vergleich zum vorangegangenen Rekordquartal brach der Umsatz mit Speicherchips von 1,27 Milliarden auf 497 Millionen Euro um 61 Prozent ein. Das EBIT, also der Gewinn vor Steuern und Zinsen, verringerte sich in dieser Sparte sogar um 91 Prozent auf 66 Millionen Euro – das ist nur noch die Hälfte im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Dass das Quartalsergebnis bei einem im Vergleich zum vorangegangenen Quartal um 30 Prozent geschrumpften Umsatz von 1,66 Milliarden Euro überhaupt postitiv ist, liegt vor allem an der guten Produktivität des Unternehmens. Das EBIT von 446 Millionen Euro liegt zwar 45 Prozent unter dem des vorangegangenen Quartals, aber 83 Prozent über dem des Vorjahreszeitraums – dabei war der Umsatz zwischenzeitlich nur um 8 Prozent gestiegen. 45 Prozent zum Quartals-EBIT trug allerdings der bereits erwähnte Verkauf der Imaging- und Video-Sparte für rund 202 Millionen Euro bei. Aus dem EBIT von 446 Millionen resultiert ein Nettogewinn von 280 Millionen Euro, was 45 Cent pro Aktie entspricht. 48 Prozent des Umsatzes erzielte Infineon in außereuropäischen Ländern.

Das unverschuldete Desaster im Speichermarkt überschattet die gute Entwicklung in den anderen Sektoren. Besonders der Bereich drahtgebundene Kommunikation lief sehr gut, auch die drahtlose Kommunikation machte Fortschritte: Chips für Handys und schnurlose Telefone sind gefragt, bis zum Ende des Quartals lieferte man weltweit 100 Millionen Handy-Chipsätze aus. Die weitere Entwicklung dieses Bereiches im laufenden Geschäftsjahr beurteilt man bei Infineon als "robust", Impulse sollen von Bluetooth- und anderen drahtlosen Kommunikationstechniken kommen.

Sehr gut sieht sich Infineon im Bereich Sicherheits- und Chipkarten-ICs positioniert. Man hat hier Lieferverträge mit den Branchengrößen Schlumberger und Gemplus und verdient am Boom der Prepaid-Handy-Karten. Alles glatt läuft nach Meinung des Unternehmens auch im Bereich der Automobil- und Industrieelektronik.

Der problematischen Entwicklung bei den Speicherchips begegnet man mit mehreren Maßnahmen. Als besonders wichtig sieht der Konzern die strategische Ausrichtung des Konzerns auf eine verringerte Abhängigkeit von diesem Segment an, das im vorletzten Quartal noch für 53 Prozent des Umsatzes und 90 Prozent des EBIT sorgte. Im letzten Quartal schrumpften diese Zahlen auf 30 Prozent vom Umsatz und nur noch 15 Prozent vom EBIT.

Doch immerhin hat Infineon zumindest im ersten Quartal 2001 noch Geld mit den Speicherchips verdient, was auf eine ordentliche Produktivität hindeutet. Die im 0,17-µm-Prozess gefertigten 128- und 256-MBit-Chips seien relativ gut nachgefragt worden. Infineon will künftig noch produktiver sein, etwa durch den eingeläuteten Umstieg auf die 300-mm-Wafer-Fertigung, und sich stärker auf die profitableren Speicherlösungen für High-End-PCs und Server konzentrieren. Eine echte Trendumkehr im Speichermarkt erwartet Infineon erst in der zweiten Jahreshälfte.

Bis dahin werden wohl auch die neuen Speichertechniken MRAM, FeRAM und FRAM noch keinen Umsatz in die Kasse spülen. Vielmehr muss noch viel Geld in die Forschung und Entwicklung fließen; in diesem Bereich arbeiten bei Infineon rund 5.000 der weltweit 31.700 Mitarbeiter. Das ließ sich das Unternehmen im abgelaufenen Quartal immerhin 16 Prozent vom Umsatz oder 257 Millionen Euro kosten, was 30 Prozent mehr war als im Vorjahres-Vegleichszeitraum, aber 26 Prozent unter den diesbezüglichen Ausgaben im vierten Quartal 2000 lag. (ciw)