Infineon und Kingston im Speicher-Team (Update)

Der Chiphersteller Infineon und der US-Speicherspezialist Kingston Technology haben ein langfristiges Liefer- und Produktionsabkommen geschlossen.

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Der Chiphersteller Infineon und der US-Speicherspezialist Kingston Technology haben ein langfristiges Liefer- und Produktionsabkommen geschlossen. In den kommenden fünf Jahren erwarten die beiden Firmen einen gemeinsamen Umsatz aus dieser Kooperation von rund 2,5 Milliarden US-Dollar.

Kingston ist der größte Third-Party-Hersteller von Speichermodulen für PCs, Server und Spezialanwendungen und langjähriger Kunde von Infineon. Das US-Unternehmen mit Fertigungsstätten in China, Malaysia, Taiwan und in den USA kauft aber auch Speicherchips von anderen Firmen. Die Kingston-Sparte ValueRAM verkauft preiswerte "Generic"-Module, die den allgemeinen JEDEC- und Intel-Normen wie PC133 oder PC2100 entsprechen. Unter dem Kingston-Label bietet das Unternehmen speziell für einzelne Mainboards und Systeme validierte DIMMs an. Infineon beliefert hauptsächlich den OEM-Markt.

Gemeinsam wollen Infineon und Kingston zukünftig ihre DRAM-Bauteile "noch effektiver an Computersystemhersteller und Kunden in Sekundärmärkten liefern". Dabei spielt auch die kalifornische Kingston-Tochter Payton Technology eine Rolle, die komplette Wafer kauft, die Chips vereinzelt, prüft und verpackt und daraus DIMMs fertigt. Payton startete vor zwei Jahren und übernahm vor allem die Verarbeitung von DRAM-Wafern aus dem ursprünglich von IBM und Toshiba gemeinsam aufgebauten Dominion-Werk, das aber Micron im Früjahr zu einem günstigen Preis kaufte.

Genaue Details darüber, wie der neue Infineon-Kingston-Deal das Verhältnis von Micron und Payton beeinflusst, gab Kingston nicht bekannt. Für Payton ist das Abkommen ideal: Infineon hat in den USA ein Werk (bei Richmond), das ebenso wie die Dominion-Fab im US-Bundesstaat Virginia sitzt. Außerdem baut Infineon seine DRAM-Chips ebenfalls in der ursprünglich von IBM, Infineon (damals Siemens Halbleiter) und Toshiba gemeinsam entwickelten Trench-Technik.

Außer der Modulfertigung und dem Vertrieb erbringt Kingston im Rahmen eines Memorandum of Understanding auch noch andere Leistungen für Infineon. Die Kingston-Tochter Advanced Validation Labs (AVL) ist ein unter anderem von Intel anerkanntes Testlabor, das Speichermodule verschiedener Anbieter validiert. Ähnlich wie CMTLabs und der Modulhersteller Smart Modular übernimmt AVL also die Kompatibilitätsprüfung von Speicherriegeln auf verschiedenen Chipsätzen, Mainboards und Systemen.

Bei Infineon folgt die verstärkte Kooperation mit Kingston einer Reihe von strukturellen Änderungen im DRAM-Business: Nach wirtschaftlichen Querelen mit dem taiwanischen Kooperationspartner Mosel Vitelic, bei denen es um das gemeinsame Jointventure ProMOS ging, hat sich Infineon jetzt mit dem ehemaligen IBM-Partner Nanya zusammengetan und kauft künftig auch in China ein.

ProMOS, angeblich viertgrößter taiwanischer Chiphersteller, hat unterdessen in Taiwan eine Klage gegen Infineon wegen Vertrauensbruch und Verstoß gegen das Aktiengesetz eingereicht. Nach Infineons Ankündigung, sich aus dem Jointventure zurückzuziehen, war der Kurs der Aktie stark eingebrochen. Der Vorwurf: Mit der Verkaufsankündigung sei den Aktionären stark geschadet worden. "Die Anschuldigungen von ProMOS sind nicht haltbar. Wir haben lange genug nach einer Lösung gesucht, nun wollen wir da einfach nur raus", sagte Infineon-Sprecher Günter Gaugler gegenüber heise online. Infineon hält knapp 30 Prozent an ProMOS, Mosel Vitelic 37 Prozent, der Rest ist Streubesitz. (ciw)