Infomatec-Prozess: Richter ermuntert Angeklagte zur Aussage

Ein Geständnis oder Teilgeständnis könne den auf Monate angesetzten Verfahrensverlauf positiv beeinflussen, meinte der Vorsitzende Richter.

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  • dpa

Im Betrugsprozess gegen die Ex-Vorstände des Neue-Markt-Unternehmens Infomatec hat der Vorsitzende Richter Rainer Brand die beiden Angeklagten zu einer Aussage ermuntert. Es sei zwar ihr gutes Recht, auf Angaben zur Sache zu verzichten. Ein Geständnis oder Teilgeständnis könne jedoch den auf Monate angesetzten Verfahrensverlauf positiv beeinflussen, sagte Brand am heutigen Donnerstag nach der Verlesung der Anklageschrift vor dem Augsburger Landgericht.

Staatsanwalt Uwe Huchel warf den Angeklagten Gerhard Harlos und Alexander Häfele unter anderem Kapitalanlage- und Kursbetrug sowie verbotenen Insiderhandel in fünf Fällen vor. Durch zahlreiche falsche Ad-hoc-Meldungen habe das Duo den Kurs der Infomatec-Aktie von 27 Euro kontinuierlich bis zum damaligen Höchststand über 290 Euro getrieben. Nach einem Aktiensplit im Verhältnis 1:5 und dem allgemeinen Kursrutsch an den Börsen kostet eine Infomatec-Aktie mittlerweile nur noch 4 Euro-Cent. Angebliche Großaufträge in Millionenhöhe hätten lediglich als unverbindliche Vorverträge existiert.

Die angegebenen Vermarktungsprodukte seien fehlerhaft und "ohne tatsächliche reale Verwendungsmöglichkeit" gewesen. Durch Ausnutzung ihres Wissensvorsprungs über bevorstehende schlechte Wirtschaftsdaten hätten sie durch den Verkauf von Infomatec-Aktienpaketen jeweils über 15 Millionen Euro erzielt. Bereits beim Börsengang im Jahr 1998 hätten sie den Wert des Unternehmens Infomatec stark überhöht dargestellt. Der reale Wert der Anteile von damals rund 2,7 Millionen Euro sei bewusst auf 101 Millionen Euro taxiert worden.

Vor der Verlesung der Anklage hatten die Verteidiger massive Kritik an der Staatsanwaltschaft geübt und eine Aussetzung des Verfahrens beantragt. Sie warfen der Anklagevertretung vor, durch vorenthaltene Akten die Verteidigung zu beeinträchtigen. Der Vorsitzende Richter forderte daraufhin die Staatsanwaltschaft auf, dem Gericht eine Liste aller Verfahren in Zusammenhang mit dem Infomatec-Prozess nachzureichen. (dpa) / (jk)