"Init-Freedom": Devuan GNU+Linux 3.0 Beowulf veröffentlicht

Devuan GNU+Linux ist ein Fork von Debian GNU/Linux 10 "Buster" ohne das Init-Framwork systemd.

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"Init-Freedom": Devuan 3.0 Beowulf veröffentlicht

Devuan GNU+Linux 3.0 "Beowulf" ist ein Debian ohne systemd (hier mit OpenRC). Es bedient sich und läuft genauso stabil wie sein klassisches Vorbild.

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Michael Plura
Inhaltsverzeichnis

Die Devuan-Entwickler stellen Administratoren und Anwendern bereits seit sechs Jahren eine Variante des beliebten Debian GNU/Linux, jedoch mit freier Auswahl des Init-Systems zur Verfügung. Devuan GNU+Linux setzt nicht wie Debian auf die Monokultur des systemd-Frameworks von Red Hat, sondern lässt sich wahlweise mit SysVinit, OpenRC oder runit betreiben.

Auch Alpine Linux, das in den meisten Docker-Containern läuft, Void-Linux für Netzwerk- und IoT-Appliances oder Gentoo, Slackware Linux und alle BSDs setzen statt des systemd-Frameworks schlanke und kleine Init-Systeme ein.

Das aktuelle Devuan 3.0 mit dem Codenamen "Beowulf" basiert auf Debian 10.4 "Buster", läuft also beispielsweise mit einem Linux-Kernel 4.19. Da Devuan auf Debian basiert, gilt technisch – eben bis auf systemd – alles, was bereits in der c't zu Debian geschrieben wurde.

Kleine Unterschiede finden sich beispielsweise bei der Verwaltung von Geräten über udev ("userspace /dev"), das als Teil von systemd in Devuan nicht vorhanden ist. Hier greifen die Devuan-Entwickler auf die Geräteverwaltung von Gentoo zurück: eudev arbeitet nicht nur mit Gentoos OpenRC, sondern auch mit anderen Init-Systemen zusammen. Der X-Server startet nach Sicherheitsbedenken standardmäßig ohne root-Rechte – sollte eine ältere Software dies dennoch benötigen, kann mit dem Paket xserver-org-legacy und auskommentieren von needs_root_rights=yes in der /etc/X11/Xwrapper.config das unsichere Verhalten dennoch aktiviert werden.

Auch systemds logind-Funktion wurde durch das separate Servicemodul elogind und libpam-elogind, ebenfalls aus dem Gentoo-Portfolio, ersetzt. Das ist notwendig um die Abhängigkeiten von KDE/Wayland oder des Gnome-Desktops zu bedienen. Bei der Installation lassen sich bereits Xfce, MATE, Cinnamon, KDE und LXQt als Desktop Environments auswählen. Gnome und die vielen kleinen und schlanken Window Manager können später über die Paketverwaltung installiert werden.

Bei den ISO-Images gibt es reichlich Auswahl. Als Notfall-System oder für Anwender mit Sehbehinderung gibt es ein minimales Live-System (460 MByte). Zum Ausprobieren von Devuan eignet sich der Live-Desktop (1,2 GByte). Beide Systeme greifen von sich aus nicht schreibend auf Laufwerke des PCs zu. Der Live-Desktop kann über den selbstentwickelten Refracta-Installer auf Festplatte/SSD installiert werden. Der Installer ist teilweise umständlich zu bedienen und bietet noch einigen Raum für Verbesserungen. Via netboot stellt das Projekt die Dateien für eine via PXE aus dem Netzwerk gestartete Installation zur Verfügung.

Der Refracta-Installer von Devuan ermöglicht es, das Betriebssystem direkt von einem LiveSystem her zu installieren. Den interessanten Optionen steht eine noch umständliche Bedienung gegenüber.

Als klassische ISO-Images, die sich auch auf einen USB-Stick schreiben lassen, stehen ein netinstall (300 MByte), ein Desktop (4 GByte) mit KDE und LXQt und vor allem ein Satz von vier Server-Images bereit – dabei beinhaltet das erste Image das Devuan-Betriebssystem, auf den weiteren drei Images befindet sich Xfce/LXDE, MATE/Openbox und Cinnamon. Besondere Server-Dienste können bei der Installation nicht konfiguriert werden, so dass die vier Images eher wie eine auf CDs verteilte Desktop-DVD wirken. Auf allen Images ist im Gegensatz zu Debian die Firmware für diverse Hardware enthalten, so dass RAID-Controller oder Netzwerkkarten ohne weiteren Aufwand laufen.

Die Images für Singleboard Computer (SBC) wie den Raspberry Pi, wie sie das Devuan-Team für das 2.0-ASCII-Release noch anbot, gibt es nicht mehr. Zwar unterstützt Devuan neben i386 und amd64 auch arm64, armhf und armel und ab 3.0 Beowulf auch IBMs Power-Prozessoren (ppc64el), in den offiziellen Download-Verzeichnissen fehlen jedoch die ARM-Images. Sie werden ab sofort von der Community erstellt – mehr dazu im offiziellen Thread des Dev1-Galaxy-Forums. Hier lohnt ein Blick direkt auf den Download-Server, auf dem auch Binaries für andere Architekturen zu finden sind. Einige ARM-Images für den Orange Pi One, Rock Pi 4 oder den Raspberry Pi 1 finden sich in den "Trial ARM Images". Hier könnten in Zukunft weitere Images auch für den Raspberry Pi 4 auftauchen.

Devuan GNU+Linux 3.0 "Beowulf" steht als OpenSource-Betriebssystem ab sofort auf der Projektseite zum Download bereit.

(kbe)