Intel-Vorstand: Baustart in Magdeburg vielleicht 2024

Angesichts der aktuellen Energiekosten wäre eine Chipfabrik nicht wettbewerbsfähig, erklärt Intel im Interview. Man halte aber am Standort Magdeburg fest.

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Intels geplantes Halbleiterwerk in Magdeburg

Render-Bild für Intels geplantes Halbleiterwerk in Magdeburg.

(Bild: Intel)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer
  • mit Material der dpa

Intel steht bislang zu seinen Investitionsplänen in Magdeburg und hat einen groben Zeitplan genannt. "Bislang haben wir das Jahr 2023 für Genehmigungen eingeplant und vielleicht etwa 2024 für den Start der Bauarbeiten", sagte Intel-Vorstand Keyvan Esfarjani in einem Interview mit Zeit online. "Wir haben jetzt erst einmal das Grundstück gekauft und dafür einen großen Scheck ausgestellt – trotz des wirtschaftlich unsicheren Umfelds. Die Planungen in Sachsen-Anhalt und vor allem in Magdeburg laufen sehr gut." Zugleich rückte der Vorstand des US-Chipherstellers die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts in den Fokus.

Angesichts steigender Bau-, Transport- und Energiepreise unterstrich Esfarjani: "Die finanzielle Unterstützung der Bundesregierung ist ein Schlüsselfaktor für uns, wir müssen schließlich den wirtschaftlichen Sturm überstehen. Es hängt alles vom Ausblick ab: Wenn sich die Wirtschaft erholt und wir wieder zurück zu mehr Stabilität kommen, dann ist alles bestens. Aber es gibt noch immer viele Engpässe, beispielsweise die Knappheit von Ingenieuren und Bauarbeitern in Deutschland. Das führt zu einem großen Kostendruck."

Es gehe nicht allein um das Bekenntnis zu Magdeburg, sondern wie Europa im Vergleich zu anderen Regionen wettbewerbsfähig bleibe. "Wir hinterfragen das Projekt nicht. Aber man kann Computerchips eben nur zu einem bestimmten Preis produzieren, wenn man international mithalten will. Und natürlich spielt die Regierung da eine Rolle, die Stadt Magdeburg, aber auch wir als Unternehmen, damit die Produktion kosteneffizient ist", sagte Esfarjani im Zeit-Interview weiter.

Mit Blick auf die Energiekosten sagte er: "Deutschland hat seine eigenen Experten dafür, die wissen, wie man die Energiepreise wieder auf unter 6 bis 8 Cent bekommt. Ich kann nur sagen: Eine Chipfabrik mit Strompreisen von 50 Cent (je Kilowattstunde) ist definitiv nicht wettbewerbsfähig." Strategisch sei die Fabrik in Deutschland extrem wichtig, sagte Esfarjani mit Blick auf die Chipknappheit, unter der auch die deutsche Autoindustrie gelitten hat: "Bislang kommen die Chips aus Taiwan und China. Es ist zentral, jetzt unabhängiger zu werden."

Im März 2022 hat Intel bekannt gegeben, dass in Magdeburg ab 2027 Chips der neuesten Generation produziert werden sollen. In einer ersten Ausbaustufe sollen zwei Halbleiterwerke gebaut werden, mehrere Tausend Arbeitsplätze könnten entstehen. Um Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu anderen Regionen auszugleichen, hat die Politik eine Förderung in Milliardenhöhe in Aussicht gestellt. Dafür muss die EU jedoch die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern.

Intel hat seine Baupläne allerdings anderswo bereits geändert. So wurde der im Mai 2021 verkündete Plan für den Bau eines Entwicklungszentrums im israelischen Haifa soweit geändert, dass an diesem Standort nur noch ein Parkplatz entstehen soll. Das berichten lokale Medien. Damit spart Intel rund 200 Millionen US-Dollar. Die 1000 neuen Mitarbeiter werden in bisherige Büros im selben Gewerbegebiet eingesetzt.

Intel setzt zudem weiter auf hybride Arbeit in seinem bestehenden Entwicklungszentrum in Haifa, in dem aktuell 5000 Menschen arbeiten. Intel ist mit 12.000 Angestellten der größte Arbeitgeber Israels, 2000 weitere arbeiten bei der Intel-Tochter Mobileye.

(fds)