Intel profitiert stärker vom CPU-Aufschwung als AMD

Die starke Schrumpfung des Marktes vom vierten Quartal 2008 zum ersten Quartal 2009 scheint überwunden, viele Chiphersteller, sogar die besonders gebeutelten DRAM-Spezialisten, geben sich optimistisch.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 34 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Nach Schätzungen der Marktforscher von IDC haben die PC-Hersteller im zweiten Quartal ihre zuvor geleerten Lagerbestände aufgefüllt. Das bescherte den Prozessorherstellern deutliches Wachstum: Die Stückzahl wuchs sequenziell – also im Vergleich zum ersten Quartal 2009 – um 10,1 Prozent, der Umsatz um 7,9 Prozent. Der mittlere Verkaufspreis (Average Sales Price, ASP) sank also leicht. Im Jahresvergleich zum zweiten Quartal 2008 lag der Absatz indes deutlich niedriger, nämlich nach Stückzahl um 7 Prozent und nach Umsatz um 15,3 Prozent. Die starke Schrumpfung des Marktes von vierten Quartal 2008 zum ersten Quartal 2009 scheint aber überwunden, viele Chiphersteller, sogar die besonders gebeutelten DRAM-Spezialisten, geben sich optimistisch.

Diesen Trend bestätigt auch der Verband der Wafer-Hersteller (SEMI Silicon Manufacturers Group, SMG): Die in Form von Wafern verkaufte Siliziumfläche wuchs im zweiten Quartal sequenziell um 79 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Quadratzoll, das entspricht rund 3,73 Millionen 300-Millimeter-(12-Zoll-)Scheiben. Trotz dieser enormen Steigerung entspricht die Menge erst 73 Prozent der im zweiten Quartal vergangenen Jahres verkauften Wafer.

Die drei führenden x86-Prozessorfirmen AMD, Intel und VIA profitierten unterschiedlich vom Wachstum. Im ersten Quartal hatte AMD Intel noch 4,6 Prozentpunkte Marktanteil abnehmen können, besonders in dem am kräftigsten wachsenden Computersegment, also bei den Mobilprozessoren. Nun hat Intel wieder 1,6 (Stückzahl-)Prozentpunkte zurückgeholt und lieferte 78,9 Prozent aller x86-Prozessoren, AMD blieben 20,6 Prozent, und VIA konnte sich leicht von 0,4 auf 0,5 Prozent steigern – meint IDC auf Basis der nicht veröffentlichten Erfassungs- und Schätzmethoden.

Bei Intel wuchs vor allem die Stückzahl der billigen Atom-Prozessoren für Notebooks, die vom Q4/2008 zum Q1/2009 um ein Drittel gefallen war, wieder um 34 Prozent. IDC glaubt, dass mittlerweile ein Viertel aller Intel-Mobilprozessoren Atoms sind. Bei den Mobilprozessoren hat Intel nun 86,9 Prozent Marktanteil, AMD blieben 12,6 Prozent und VIA 0,5 Prozent – auch VIA konnte bei Netbooks punkten, etwa solchen von HP und Samsung. Die Firma AMD wollte ja ursprünglich nicht mit Netbook-Prozessoren gegen Intel antreten, sondern günstige Prozessoren nur für mindestens ein wenig höherwertige Geräte liefern – möglicherweise scheint AMD diese Strategie zu überdenken, worauf das von Aldi verkaufte Medion-Netbook mit Sempron 210U hindeutet.

Vergleichsweise stark ist AMD traditionell bei den Prozessoren für privat genutze Desktop-PCs, den typischen Heimrechnern. Am gesamten Desktop-PC-Segment – also inklusive der großen Zahl der gewerblich genutzen Büro-PCs – hat AMD laut IDC 29,4 Prozent Anteil, Intel bleiben die restlichen 70,2 Prozent, und es gab kaum Veränderungen.

Bei den Server- und Workstation-Prozessoren, wo AMD seit Ende 2008 den 45-Nanometer-Quad-Core Shanghai und seit Juni den Hexa-Core Istanbul im Rennen hat, konnte Intel weiter zulegen, nämlich um 0,5 Punkte auf 89,9 Prozent. Der Servermarkt war im ersten Quartal stark geschrumpft, Intel hat hier die starken Nehalem-Xeons im Rennen.

Dean McCarron stellt – anders als etwa IDC, Gartner oder iSuppli – Ergebnisse seiner spezialisierten Marktforschungsfirma Mercury Research meistens nicht öffentlich bereit, doch die chinesische Webseite HKEPC.com hat einige Daten aufgeschnappt. Diese bestätigen ungefähr die IDC-Zahlen. Mercury Research nennt auch einige Gründe, weshalb AMD trotz der seit Anfang des Jahres lieferbaren, flotten Phenom-II-Vierkerne wieder Marktanteile abgeben musste: Diese Prozessoren sind zu teuer für die meisten weltweit verkauften PCs – und in der nach wie vor besonders beliebten Brot-und-Butter-Preisklasse der Doppelkerne sind attraktive AMD-Neuheiten wie der Athlon II X2 erst seit Kurzem und nur in wenigen Varianten auf dem Markt. Intel hingegen hat mit Celeron Dual-Core E1000, Pentium Dual-Core E2000/E5000/E6000 und Core 2 Duo E4000/E7000 gleich vier aktuelle und zwei ältere, konkurrierende Baureihen im Angebot. (ciw)