Katastrophenquartal 2.0: Intel macht keinen Gewinn mehr mit Server-CPUs

664 Millionen US-Dollar nimmt Intel fĂĽr Restrukturierungen des Unternehmens in die Hand. Dabei dĂĽrfte es sich um Tausende KĂĽndigungen handeln.

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Prozessor Intel Core i5 auf Motherboard

(Bild: Mark Mantel / heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Intel muss in den drei Monaten bis 1. Oktober 2022 einen Betriebsverlust von 175 Millionen US-Dollar hinnehmen. Es ist das zweite Verlustquartal in Folge. 15,3 Milliarden US-Dollar hat die Firma umgesetzt – genauso wenig wie im desaströsen Vorquartal, und 20 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Dank Steuerrückerstattungen bleibt Intel im dritten Quartal ein Nettogewinn von einer Milliarde US-Dollar.

Erneut ging es Intels Kerngeschäftsbereichen schlecht: Die Client Computing Group (CCG) rund um alle Desktop- und Notebook-Prozessoren erzielte 8,1 Milliarden US-Dollar Umsatz, ein Minus von 17 Prozent zum Vorjahr. Verglichen mit dem Vorquartal stieg der Gewinn trotz der saisonalen Stärke nur um fünf Prozent – im dritten Quartal des Jahres werden schon die Notebooks für das Weihnachtsgeschäft produziert.

Der Umsatz der Datacenter and AI Group (DCAI) rund um Server-CPUs (Xeon Scalable) und -beschleuniger sank weiter auf 4,2 Milliarden US-Dollar – minus 27 Prozent zum Vorjahr und 9 Prozent weniger als im Vorquartal. Operativ war die Serversparte ein Nullsummenspiel, laut Intel aufgrund von "Investitionen in die Produkt- und Prozess-Roadmap sowie einem erhöhten 10-Nanometer-Mix". Kunden sollen ihre Lagerbestände reduziert haben.

Sapphire Rapids als vierte Xeon-Scalable-Generation mit jahrelanger Verzögerung erweist sich als finanzielles Loch. Noch immer macht Intel keine konkreten Angaben zur Liefermenge. Die Präsentation vermerkt das Kürzel PRQ, was für Production Release Qualification stehen könnte.

Katastrophal steht die Accelerated Computing Systems and Graphics Group (AXG) da. Dank der Vorstellung der Desktop-Grafikkarten Arc A770 und Arc A750 stieg zwar der Umsatz minimal auf 185 Millionen US-Dollar, operativ machte die Gruppe aber ein riesiges Minus von 378 Millionen US-Dollar.

Intel-Präsentation zum Quartalsbericht (4 Bilder)

Den meisten Gewinn erzielte Intel mit Prozessoren fĂĽr Notebooks und Desktop-PCs.
(Bild: Intel)

Die Chipauftragsfertigungssparte Intel Foundry Services (IFS) kam auf einen Umsatz von 171 Millionen US-Dollar bei einem operativen Minus von 103 Millionen US-Dollar. Intel hat laut eigenen Angaben die Investitionen erhöht, um das Wachstum langfristig zu steigern. Tatsächlich stiegen die Gesamtausgaben für Forschung, Entwicklung und strategische Übernahmen um zehn Prozent auf sechs Milliarden US-Dollar.

Die nächsten Fertigungsprozess-Generationen liegen laut Firmenangaben im Zeitplan. Ein für die Intel-4-Serienproduktion geeignetes Stepping der nächsten PC-CPU-Generation Meteor Lake (Core i-14000) soll zum Jahresende bereitstehen. Mit den darauffolgenden Fertigungsprozessen Intel 20A und 18A hat die Firma bereits eigene Testchips und solche für einen Foundry-Kunden hergestellt.

Lichtblicke gibt es bei der Netzwerksparte mit einem Umsatzplus von 14 Prozent auf 2,3 Milliarden US-Dollar sowie der Mobileye-Tochter für Automotive-Chips, deren Umsatz um 38 Prozent auf 450 Millionen US-Dollar gestiegen ist. Mobileye ist jüngst an die Börse gegangen.

Im Quartalsbericht spricht Intel kryptisch von Restrukturierung und Straffung ("Right-sizing") des Unternehmens, für die es 664 Millionen US-Dollar ausgegeben hat. Gerüchten zufolge handelt es sich um Tausende Stellenstreichungen – das Geld gäbe Intel demnach primär für Abfindungen aus. Im Jahr 2023 will das Unternehmen damit drei Milliarden US-Dollar sparen, bis Ende 2025 sogar acht bis zehn Milliarden US-Dollar.

Den Jahresausblick für den Konzernumsatz muss Intel ein weiteres Mal nach unten korrigieren: von 76 Milliarden US-Dollar zum Jahresanfang, zu 65-68 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal, zu nun 63-64 Milliarden US-Dollar. Manche institutionelle Anleger dürften noch Schlimmeres befürchtet haben: Intel-Aktien wurden im nachbörslichen Handel rund fünf Prozent teurer gehandelt.

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