Internationale Raumstation ISS: Größer gewordenes Leck bleibt ein Problem

Seit Jahren gibt es ein Leck auf der ISS, nun war es gewachsen. Während das damit verbundene Risiko groß, aber beherrschbar ist, ist unklar, wie es weitergeht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 123 Kommentare lesen
Die ISS vor der Erde

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Das größer gewordene Leck auf der Internationalen Raumstation ISS ist weiterhin nicht abgedichtet und bei der NASA gibt es keinen klaren Plan, wie damit umgegangen werden soll. Das berichtet das US-Magazin ArsTechnica und beruft sich auf interne Quellen. Demnach bedeutet das Leck im russischen Segment zwar keine existenzielle Gefahr für die Raumstation, trotzdem landet es in der internen "Risiko-Matrix" der US-Weltraumagentur sowohl bezüglich der Wahrscheinlichkeit des Eintretens und der Konsequenzen in der höchsten Stufe. Dass es dazu so gut wie keine öffentlichen Äußerungen gibt, ist demnach dem Bestreben der NASA geschuldet, die russischen Partner "nicht in Verlegenheit zu bringen".

Aufgetreten ist das Leck bereits vor Jahren, Anfang des Jahres war es aber merklich größer geworden. Seitdem entweichen dadurch 900 Gramm der Kabinenluft pro Tag. Weil es sich aber hinter einer Schleuse befindet, die versiegelt werden kann, passiert das nur, wenn die offen ist. Die NASA hat zwar versichert, dass das Problem "beherrschbar" ist und innerhalb der zulässigen Spezifikationen liegt, trotzdem wird daran gearbeitet, es zu schließen. Fortschritte gibt es dabei aber nicht, schreibt das US-Magazin. Eine anonyme Quelle spricht gar von einem "Flächenbrand", den die Verantwortlichen in ihren Händen hätten, den sie aber nicht gelöscht bekämen.

Die NASA selbst hat dem US-Magazin gegenüber lediglich erklärt, dass die Schleuse weiterhin geschlossen bleibe, wenn durch sie keine Fracht geladen werden muss. Wenn sie geöffnet werde, würden Maßnahmen ergriffen, um das Risiko zu minimieren. Schlimmstenfalls könnte die Schleuse komplett verschlossen bleiben, Raumschiffe könnten dann anderswo an die ISS andocken. ArsTechnica erinnert noch daran, dass die russische Raumfahrtagentur Roskosmos seit dem vollständigen Krieg Russlands gegen die Ukraine noch weniger Ressourcen zur Verfügung hat und sich bei der ISS lediglich darauf konzentrieren kann, mit den verfügbaren Mitteln zu flicken, was geht. Dass das Leck gefunden und abgedichtet wird, ist unter diesen Umständen wenig wahrscheinlich.

Das Leck ist nur eines in einer wachsenden Liste von Problemen mit russischer Technik auf der ISS. Erst im Herbst war dort ein Kühlmittelleck aufgetreten. Bei einem Weltraumspaziergang haben zwei Kosmonauten an dem betroffenen Kühler eine Vielzahl kleiner Löcher gefunden, die aussehen, als seien sie gebohrt worden. Das Leck war das dritte an einem russischen Bauteil innerhalb eines Jahres. Zuerst war ein an die ISS angedocktes Raumschiff irreparabel beschädigt worden, mit dem die drei Raumfahrer zur ISS geflogen waren. Zu ihrer Sicherheit wurde entschieden, ein Ersatzraumschiff unbemannt zur ISS zu schicken, um die Raumfahrer abzuholen. Dann war auch noch ein Leck an dem Frachtraumschiff Progress MS-21 aufgetaucht.

(mho)