Internet-Startups taumeln in der Finanzkrise

Mancher mag an selige ebenso wie unselige Zeiten der Internet-Ökonomie und das Platzen der New-Economy-Blase erinnert werden: Die Wirtschaftswoche gibt nur wenigen Startups im Web 2.0 angesichts der Finanzkrise eine Überlebenschance.

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Von
  • Jürgen Kuri

"Web 2.0: Der Wettlauf ums Überleben hat begonnen" – mancher mag an selige ebenso wie unselige Zeiten der Internet-Ökonomie Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und das Platzen der Blase zu Beginn des neuen Millenniums erinnert werden, die Wirtschaftswoche jedenfalls gibt nur wenigen Startups im Web 2.0 angesichts der Finanzkrise eine Überlebenschance. Als "nuklearen Winter" bezeichne etwa Internet-Pionier und Netscape-Gründer Marc Andreessen "die große Kälte, die er gegenwärtig in der Hightech-Branche heraufziehen" sehe – "schneller als gedacht und härter als erwartet".

Ein ähnliches Schicksal wie Lycos Europe, das für seine Internet-Geschäfte keine Zukunft mehr sieht und nach und nach den Betrieb faktisch einstellt, drohe nun vielen Web-2.0-Firmen: "Gekappte Werbe- und Technikbudgets, verängstigte Konsumenten, vorsichtig gewordene Wagnisfinanzierer und bebende Börsen sorgen allmählich für Panik", schreibt die Finanzzeitung. Die Situation verdeutliche schlaglichtartig das "größte Problem der Web-2.0-Firmen": "Wie können sie aus dem regen Zuspruch ihrer Internet-Seiten so viele Einnahmen erzielen, dass daraus Profit wird?"

Das Startup-Sterben in der Internet-Wirtschaft habe jedenfalls auch in Deutschland begonnen. Mehr als die Hälfte der von der Wirtschaftswoche befragten 151 Internet-Startups sieht die Existenz bedroht. Immerhin 70 Prozent der Unternehmen reagierten auf die empfundene Bedrohung mit Kostensenkungen. Insgesamt sehen sich zwar nur 6,2 Prozent der befragten Internet-Startups von der gegenwärtigen Wirtschaftskrise akut bedroht, immerhin 45,2 Prozent halten es aber für möglich, dass sie noch in Schieflage geraten können. Bei 15,8 Prozent ist in den vergangenen Monaten eine bereits erwartete Finanzierung kurzfristig weggebrochen.

Trotzdem versuchten viele, ihren Optimismus zu bewahren: 67 Prozent wollen im kommenden Jahr neue Stellen schaffen. Fast ein Drittel der befragten Firmen meint allerdings, es werde immer schwieriger, frisches Kapital aufzutreiben; besonders schwierig hätten es dabei werbefinanzierte Internet-Geschäftsmodelle. Außerdem seien heutzutage, anders als bei der New-Economy-Blase, die Einstiegshürden für eine Firmengründung im Internet niedriger, es werde weniger Kapital für die Anschubfinanzierung benötigt. Das rufe schnell Nachahmer auch für neue Geschäftsideen auf den Plan. (jk)