Internet-Verwaltung ICANN kuschelt mit .com-Verwalter VeriSign

"Es ist ein guter Deal und das Ende einer Ära der Konfrontation", sagte der ICANN-Präsident in einem Gespräch zur Verlängerung des Registry-Vertrags für .com und zu neuen Registry-Services. Verschiedene Beobachter sehen das ganz anders.

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Von
  • Monika Ermert

Der Präsident und CEO der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), Paul Twomey, ist hochzufrieden über die Einigung mit VeriSign über eine Verlängerung des Registry-Vertrags für die .com-Domain und Festlegungen zu neuen Registry-Services. "Es ist ein guter Deal und das Ende einer Ära der Konfrontation", sagte Twomey gegenüber heise online. ICANN und VeriSign seien durch ICANNs Rolle, für Wettbewerb im DNS zu sorgen, von Beginn an natürliche Gegner gewesen. Die Einigung, mit der sich VeriSign nun der von ICANNs Gremien entwickelten Regeln und auch einem Verfahren bei der Einführung neuer Registry-Services unterwerfe, beende sechs konfliktreiche Jahre. Der Gipfel der Auseinandersetzung war VeriSigns Klage gegen das Verbot des Sitefinder-Service.

Laut dem neuen .com-Vertrag ruft ICANN im Falle von möglichen Wettbewerbsverzerrungen durch neue Registry-Services künftig gleich die zuständigen staatlichen Wettbewerbs- beziehungsweise Kartellbehörden an. Man erkenne damit an, betonte Twomey, dass Wettbewerbsaufsicht zum Kern staatlichen Handelns gehöre. Im Falle eines möglichen Einflusses auf Sicherheit und Stabilität startet ICANN ein kompliziertes Panelverfahren mit externen Experten, unter anderem von der Internet Engineering Task Force (IETF).

Twomey räumte ein, dass die .com-Vereinbarung mit Verisign den Verträgen anderer Registries nicht ganz angepasst wurde und an einzelnen Stellen mehr Ausnahmen enthält. Unter anderem hatte VeriSign darauf bestanden, dass das Verfahren für neue Registry-Dienste jetzt erst einmal für drei Jahre nicht geändert werden darf, und sich gleich eine Liste verschiedener, bereits gestarteter Dienste absegnen lassen. Twomey bezeichnete einen gewissen Grad an Stabilität als eine der Hauptforderungen von Seiten des Ex-Domainmonopolisten, der zum Betrieb der Registrierungsdatenbank für .com und .net ursprünglich durch die Übernahme von Network Solutions kam. Die Domainregistrierungsdienstleistungen für Endkunden (Registrar-Geschäft) verkaufte VeriSign unter dem Label Network Solutions an ein Investment-Unternehmen, während die Registrierungsdatenbank (Registry-Geschäft) bei VeriSign verblieb.

Registrare wären dumm, der Einigung in der vorliegenden Form zuzustimmen, warnte US-Anwalt und Registrarvertreter John Berryhill. Er kritisierte, dass einmal mehr "Farmer Brown und Farmer Jones sich entschlossen hätten, ihren Streit dadurch zu lösen, in dem sie die Kühe von Farmer Smith melken, der nicht mit von der (Verhandlungs-)Partie war". ICANN und VeriSign hätten sich einfach entschlossen, mehr Geld von den Registraren und damit aus den Taschen der Endnutzer zu nehmen. "Kein guter Deal", findet Berryhill. Er warnte auch vor dem Signal, dass jede Registry ICANN ja nur verklagen müsse, um neue Verträge zu bekommen.

Twomey sagte dagegen, der .com-Vertrag hätte spätestens im kommenden Jahr ohnehin neu verhandelt werden müssen. Im Übrigen sei die jetzt gestartete Phase für Einsprüche sehr ernst gemeint. Man sei intensiv in Gesprächen mit den Registraren. Die Frist für Einsprüche dauert 24 Tage und endet am 17. November. Um tatsächlich Änderungen zu erwirken, dürfte allerdings ein erheblicher Druck notwendig sein.

Der ICANN-Experte und Internet-Governance-Projekt-Koordinator Milton Mueller von der Syracuse University verwies inzwischen auf den politischen Gewinn des Abkommens für ICANN. "Mit dieser Einigung im Sitefinder-Verfahren, die VeriSign komplette Kontrolle über .com und ICANN komplette Kontrolle über die DNS-Rootzone verschafft, erkauft sich ICANN politische Unterstützung daheim –VeriSign war immer einer der härtesten Kritiker. Und es wird ein Schritt in Richtung Privatisierung des Root-Management gemacht." (Monika Ermert) / (jk)