Internet via TV-Frequenz sorgt in den USA weiter für Streit

Während die FCC weiter Geräte für Internetzugänge über ungenutzte TV-Frequenzen testet, flammt die Auseinandersetzung zwischen dem US-Senderverband und den Unterstützern der neuen Technik erneut auf.

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Der Kleinkrieg zwischen dem Verband der US-amerikanischen Sendeanstalten und den Unterstützern einer neuen drahtlosen Zugangstechnik geht in eine weitere Runde. Einmal mehr entzündet sich die Debatte an vorläufigen Ergebnissen der Regulierungsbehörde FCC, bei der Prototypen der von der Industrieinitiative White Spaces Coalition entwickelten neuen Technik getestet werden. Die Technik realisiert einen drahtlosen Breitband-Internetzugang auf freien Kapazitäten im Frequenzspektrum, das bisher von analogen TV- oder Radiosendern sowie für Signalübertragungen bei öffentlichen Veranstaltungen genutzt wird. Diese Lücken zwischen den Kanälen waren von der FCC ursprünglich zum Schutz vor Interferenzen eingerichtet worden.

Nachdem im vergangenen Jahr bereits ein Prototyp von Microsoft bei der FCC durchgefallen war, gab es in einer zweiten Testrunde nun erneut Probleme. Demnach soll es bei einem von zwei Microsoft-Prototypen, die zusammen mit Geräten von vier weiteren Herstellern (darunter Motorola) eingereicht worden waren, zu Problemen mit der Stromversorgung gekommen sein. Das räumt auch einer der Unterstützer der White Spaces Coalition, Edmond Thomas, in einem Memo an die FCC ein. Er betont, dass der fragliche Prototyp vor allem zeigen sollte, dass die Technik von Fernsehsignalen belegte Kanäle zuverlässig erkennt und diese nicht stört. Bei zur Marktreife entwickelten Geräten sollen auch die Probleme mit der Stromversorgung gelöst sein.

Die US-Sendeanstalten laufen weiter Sturm gegen die Pläne der Coalition und nutzen die Pannenmeldung für die eigene Sache. Ihnen ist die lizenzfreie Nutzung der bisher reservierten Wellen ein Dorn im Auge. Sie fürchten, mit dem Eindringling könnten Störungen in ihr bisheriges Frequenz-Hoheitsgebiet getragen werden und machen in Washington aktive Lobbyarbeit gegen die Pläne. Die National Association of Broadcasters (NAB) freut sich daher, dass die Geräte nun bei "zwei von zwei Test durchgefallen" seien. NAB-Vize Dennis Wharton zieht daraus den Schluss, dass "unlizenzierte Geräte noch nicht für das Hauptabendprogramm reif sind".

Dem widersprechen die Befürworter der Technik. Der eigentliche Funktionstest, bei dem es um Störsicherheit gegenüber TV-Kanälen und Frequenzen für drahtlose Mikrofone ging, sei erfolgreich verlaufen. "Das fragliche Gerät hat funktioniert", erklärt ein Sprecher der Wireless Innovation Alliance (WIA) gegenüber heise online. "Es hat die zwei Tests, denen es unterzogen wurde, bestanden, bevor es ein Problem mit der Stromversorgung bekam und durch das zweite, identische Gerät ersetzt wurde." Die WIA, deren Mitglieder wie Microsoft, Google und Philips auch in der White Spaces Coalition mitwirken, zählt zu den Unterstützern der Technik. Die Allianz kritisiert, dass die NAB schon in der Entwicklungsphase der Technik Ängste bezüglich möglicher Interferenzen schüre und nicht die abschließende FCC-Beurteilung abwarte.

Die White Spaces Coalition will die Zugangstechnik bis zum Frühjahr 2009 zur Marktreife entwickeln. Dann beginnt für US-Fernsehzuschauer das digitale Zeitalter auch über Antenne, und die terrestrische Ausstrahlung wird auf ein digitales Sendeverfahren umgestellt. Die damit frei werdenden Frequenzen oberhalb 700 MHz sollen künftig für Mobilfunkdienste zur Verfügung stehen und werden derzeit versteigert. Den bisherigen Nutzern bleibt der Bereich zwischen 54 und 698 MHz. Diese Frequenzen werden aber nicht flächendeckend belegt sein. Die White Spaces Coalition möchte mit ihrer Technik in den Frequenzlücken Breitband-Internetzugänge auch für ländliche Gegenden anbieten. (vbr)