Intershop hält an schwarzen Zahlen fest
Erstmals in der Firmengeschichte will das einstige Aushängeschild der ostdeutschen Internetwirtschaft ein ausgeglichenes Jahres-Nettoergebnis erwirtschaften.
Das angeschlagene Jenaer Software-Unternehmen Intershop hält trotz des Fehlstarts mit roten Zahlen im ersten Quartal an seiner Prognose für 2004 fest. Erstmals in der Firmengeschichte will das einstige Aushängeschild der ostdeutschen Internetwirtschaft ein ausgeglichenes Jahres-Nettoergebnis erwirtschaften. Das bekräftigte Vorstandschef Jürgen Schöttler heute bei der Hauptversammlung in Weimar. "Wir haben viele Dinge verändert", sagte er. Scharfe Kritik übten Aktionäre an einem Beratervertrag für ein Aufsichtsratsmitglied der Intershop AG.
Markus Jaeckel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) warf dem Unternehmen vor, fahrlässig mit dem Geld der Aktionäre umgegangen zu sein. Den bis 2003 laufenden Beratervertrag mit einem Jahressalär von 200.000 Euro bezeichnete er als "obszön". Mit seinem Antrag, dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern, konnte sich Jaeckel jedoch nicht durchsetzen. Die Beraterhonorierung war in der Bilanz offen gelegt worden. Grünes Licht gaben die Aktionäre auch für die Verkleinerung des Kontrollgremiums von sechs auf drei Mitglieder.
Die Geschäftsprognose begründete Schöttler mit der erreichten Kostensenkung. Dem Sanierungskurs seit 2001 waren drei Viertel der Arbeitsplätze zum Opfer gefallen. Derzeit hat Intershop noch rund 250 Mitarbeiter. Neben Großkunden wie Versandhäusern will sich das auf Programme für den Handel im Internet spezialisierte Unternehmen künftig stärker dem Mittelstand zuwenden. Software könnte über eine "Art Nutzungsgebühr" auf Basis der abgewickelten Transaktionen bezahlt werden, sagte Schöttler, der seit einigen Tagen einen neuen Vertriebsvorstand zur Seite hat.
2003 hatte Intershop den Nettoverlust um fast ein Drittel auf 18,6 Millionen Euro verringert. Der Umsatz brach jedoch um fast die Hälfte auf 23,2 Millionen Euro ein. Zahlen für die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres werden am 30. Juli vorgelegt. (dpa) / (anw)