Intershop kämpft weiter gegen die roten Zahlen

Auch im zweiten Quartal 2001 waren die Verluste des Jenaer Softwarehauses höher als der Umsatz.

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Das Ziel von Intershop, bis zum Jahresende profitabel zu werden, ist in weite Ferne gerückt. Auch im zweiten Quartal 2001 sieht die Bilanz des Anbieters von E-Business-Lösungen aus Jena nicht gut aus: Einem Umsatz in Höhe von 22 Millionen Euro steht ein Verlust von 28,3 Millionen Euro gegenüber. Dabei konnte Intershop in den vergangenen drei Monaten einige größere Kunden wie Quelle, den Buchshop bol.de aus dem Hause Bertelsmann oder die Continental AG gewinnen. Die dabei erzielten Einnahmen glichen die Verluste aus dem operativen Geschäft allerdings nicht aus. Insgesamt ist das gerade zu Ende gegangene Quartal das vierte Vierteljahr in Folge, in dem Intershop rote Zahlen schreibt. Zuletzt schaffte es der Softwarekonzern genau vor einem Jahr, fürs zweite Quartal 2000 einen Profit auszuweisen.

Intershop-Chef Stephan Schambach zeigt sich trotz der Verluste insgesamt "zufrieden" mit der Entwicklung. Die "weltweite Wirtschaftslage", die sich vor allem im IT-Bereich auswirke, stelle das Unternehmen zwar weiterhin vor "große Herausforderungen". Allerdings greife langsam das "Turnaround-Programm", das sich Intershop bereits Anfang des Jahres verordnet hatte. Damit sollen vor allem die weltweite Organisationsstruktur von Intershop sowie das Produktangebot und die Verkaufs- und Vertriebskanäle effektiver ausgerichtet werden. Gegenüber dem ersten Quartal hat die Firma so beispielsweise weitere 67 Stellen abgebaut. Sie beschäftigt aber immer noch über 1100 Mitarbeiter. Für Nord- und Südamerika hat Intershop zudem mit Ray Schaaf einen neuen Präsidenten gefunden. Er soll verhindern, dass das schwächelnde US-Geschäft vollkommen wegbricht.

"Wir sind dabei, unsere Hausaufgaben zu machen", gibt sich Intershop-Sprecher Heiner Schaumann optimistisch. Zumindest habe man keine Gewinnwarnung ausgeben müssen. Zudem seien die Zahlen besser ausgefallen als im ersten Quartal, als das Softwarehaus einen Fehlbetrag in Höhe von 34,6 Millionen Euro ausweisen musste. Den Nettoverlust habe man um 18 Prozent reduzieren können. Schaumann verweist außerdem auf die Situation der Mitbewerber, die gerade im zweiten Quartal noch stärker unter der Konjunkturschwäche der Branche litten als die Jenaer. So hatte der US-Konkurrent BroadVision vergangene Woche 40-prozentige Einnahmeeinbußen vermelden müssen. 200 bis 300 Mitarbeiter von 1500 sollen eingespart werden. BroadVisions Quartalsumsatz liegt allerdings immer noch bei 57,4 Millionen US-Dollar. Er ist damit deutlich höher als im Hause Intershop.

Die Jenaer haben im vergangenen Quartal 31 Lizenzen für ihr inzwischen in Version 2.2 vorliegendes "Schlachtschiff" Enfinity verkauft und insgesamt 135 neue Kunden gewonnen. Dass darunter Namen wie Quelle oder Bertelsmann sind, hat für Schaumann "Signalwirkung". Auch wenn nicht sofort "viele Millionen" bei den Geschäften flössen, könne man trotzdem eventuell mit Folgeaufträgen rechnen. Generell übt man sich nach der Entzauberung der New Economy bei Intershop in Understatement: "Umsätze in der Höhe von 20 Millionen macht in Deutschland jeder gute Bäckereibetrieb", gibt Schaumann zu. Es sei nun nötig, das Geschäft zunächst auf "kleiner Basis" in die schwarzen Zahlen zu bugsieren, um dann langsam zu wachsen.

Der Ausblick, den der fürs operative Geschäft zuständige Intershop-Manager Wilfried Beeck gibt, ist allerdings noch nicht besonders rosig: "Bei der derzeitigen Marktlage und den bekannten Auswirkungen der Sommerferien in Europa ist davon auszugehen, dass die Gesamtumsätze im dritten Quartal etwa in gleicher Höhe wie im zweiten Quartal 2001 liegen werden." Für das gesamte Jahr 2001 geht er von einem Umsatz aus, der unter dem des letzten Jahres liegt. Das Wort "Gewinn" vermeidet Beeck momentan tunlichst. Lieber verweist er darauf, dass Intershop zumindest das Beratungsunternehmen Accenture als Partner gewinnen konnte. Gerade in den USA läuft das E-Business-Geschäft fast ausschließlich über große Consultants. (Stefan Krempl) (jk)