Intershop sucht Investoren

Dem Jenaer E-Commerce-Spezialisten bricht der Umsatz weg; trotz gesunkener Betriebskosten braucht die Firma angesichts knapper liquider Mittel und weiterer Verluste dringend eine Finanzspritze.

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Von
  • dpa

Der schwer angeschlagene Jenaer E-Commerce-Spezialist Intershop will mit einem drastischen Sparkurs und der Suche nach potenziellen Investoren seine Finanzkrise überwinden. "Zur Verbesserung der Liquidität und Kapitalausstattung sprechen wir derzeit aktiv mit einer Anzahl von internationalen Finanz- und strategischen Investoren", sagte Vorstandsvorsitzender Jürgen Schöttler am Donnerstag. Wegen knapper liquider Mittel ist das einstige Aushängeschild der ostdeutschen Internet-Wirtschaft auf eine Finanzspritze angewiesen. Bei einem schwachen Ergebnis im zweiten Quartal drehte der Hersteller von Programmen für den Handel im Internet bereits kräftig an der Kostenschraube.

"Intershops Ergebnis im zweiten Quartal 2003 wurde von der anhaltend schwachen Konjunktur und dem weiterhin schwierigen Branchenumfeld belastet", sagte Schöttler. Der Gesamtumsatz brach von 12,1 Millionen Euro im Vorjahresquartal auf 5,6 Millionen Euro ein. In den ersten drei Monaten dieses Jahres hatte der einstige Börsenstar noch einen Umsatz von 6,4 Millionen Euro ausgewiesen. Der Nettoverlust lag bei 6,6 Millionen Euro nach 5,8 Millionen Euro im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Im ersten Quartal 2003 betrug der Nettoverlust noch 8,4 Millionen Euro.

Die Gesamtbetriebskosten verringerten sich im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,4 Millionen Euro auf 12,6 Millionen Euro. Die Unternehmenskasse war per Ende Juni auf 10,8 Millionen Euro nach 16,7 Millionen Euro Ende März zusammengeschmolzen. Intershop erwartet nach eigenen Angaben, über rund 5 Millionen Euro an derzeit verfügungsbeschränkten Mitteln in naher Zukunft wieder uneingeschränkt verfügen zu können.

Intershop musste Anfang Juli bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Geschäftsprognose zurücknehmen. Demnach rechnet das Unternehmen für 2003 nur noch mit einem Gesamtumsatz von rund 25 Millionen Euro bei einem Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von rund 20 Millionen Euro. Intershop hatte angekündigt, seinen Personalbestand von derzeit 445 auf etwa 250 Mitarbeiter bis zum Ende des Jahres zu reduzieren. Zudem gab Intershop-Gründer Stephan Schambach Mitte Juli den Vorstandsvorsitz an Finanzchef Jürgen Schöttler ab; kurz darauf ging auch Vertriebsvorstand Werner Fuhrmann. (dpa) / (jk)