Intershop will Trendwende ohne Entlassungen

Nach dem wirtschaftlichen Debakel im vierten Quartal soll das Software-Unternehmen Intershop auf mehr Effizienz getrimmt werden.

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  • dpa

Nach dem wirtschaftlichen Debakel im vierten Quartal soll das Software-Unternehmen Intershop auf mehr Effizienz getrimmt werden. "Ziel muss sein, dass wir 2001 schwarze Zahlen erreichen", sagte Finanzvorstand Wilfried Beeck am Mittwoch in einem dpa-Gespräch. Die Finanzlage des auf E-Commerce-Software spezialisierten Unternehmens bezeichnete er angesichts von Barreserven von über 100 Millionen Euro als unkritisch. Ein Stellenabbau in Europa, wo das Geschäft weiterhin gut laufe, sei nicht vorgesehen. Trotz des drastisch gesunkenen Börsenwertes sieht Beeck Intershop nicht als Übernahmekandidat.

Intershop hatte am Dienstag die Börse mit einer Gewinn- und Umsatzwarnung und tiefroten Zahlen für das vierte Quartal geschockt. Die Aktie des Unternehmens, eines der Index-Schwergewichte und bisherigen Musterknaben am Neuen Markt, war danach um mehr als 70 Prozent eingebrochen und hatte andere Software-Titel ins Minus gerissen.

Eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr wollte der Finanzvorstand nicht abgeben. "Wir müssen alles nochmals abklopfen." Zur Prognose für 2001 werde sich das Unternehmen bei der Vorlage der endgültigen Geschäftszahlen für das Vorjahr Ende Januar äußern, kündige Beeck an. "Nach der kritischen Situation mit einem in dieser Größenordnung verpassten Quartal müssen wir genau analysieren, bevor wir Entscheidungen treffen", sagte er. Erstmals seit Gründung des Softwarehauses sei im vierten Quartal 2000 der Umsatz gegenüber dem Vorquartal zurückgeblieben.

"Wir müssen in den Märkten, in denen wir Probleme hatten, die Umkehr schaffen", sagte Beeck. Das betreffe vor allem die USA, wo im vierten Quartal fast alle E-Commerce-Investitionen gestoppt worden seien. "Das wird sich so nicht fortsetzen." Kundengespräche müssten klären, wann und in welchem Umfang Aufträge nachgeholt werden.

Der Umsatzanteil von Intershop in den USA, der sonst etwa 40 Prozent betrage, sei im vierten Quartal auf zwölf Prozent gesunken. "Die Investitionen von New-Economy-Firmen sind stark zurückgegangen, aber auch Großunternehmen haben sich wegen der abflachenden Konjunktur zurückgehalten." Intershop musste fünf Millionen Euro abschreiben oder als Rückstellung in die Bilanz aufnehmen, weil Kunden aus der Internet-Branche Probleme hatten. Zu möglichen Änderungen bei der US-Mannschaft mit 250 Mitarbeitern wollte sich Beeck nicht äußern. "Wir müssen schauen, wie wir eine höhere Effizienz erreichen."

Am Ausbau des Software-Entwicklungszentrums in Jena wolle Intershop festhalten. Es sei aber fraglich, ob die ursprünglich geplante Steigerung um 500 auf 1100 Mitarbeiter bis Jahresende "in diesem Maß erfolgen wird". Neueinstellungen müssten der neuen Entwicklung angepasst werden. Die seit Gründung 1992 schnell gewachsene Intershop AG beschäftigt weltweit 1200 Mitarbeiter, davon etwa die Hälfte in Jena. (dpa) / (jk)