Jumbo-Jet: Letzte Boeing 747 wird ausgeliefert

Gut 50 Jahre lang baute Boeing das einstmals größte Flugzeug der Welt. Nun verließ die letzte Maschine dieses Typs das Produktionswerk.

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Eine Boeing 747-8 in Diensten der Lufthansa im April 2022 am Frankfurter Flughafen. Hier die 2013 "Sachsen" getaufte Maschine vor dem Abflug nach Mexiko-City.

(Bild: heise online / anw)

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Der letzte Jumbo-Jet vom Typ 747 hat am Dienstagabend das Boeing-Werk in Everett bei Seattle verlassen. Damit ist das Ende des gefeierten Flugzeug-Klassikers besiegelt. Die Maschine soll zunächst noch Testflüge absolvieren und umlackiert werden, bevor sie Anfang kommenden Jahres an die Charterfluggesellschaft Atlas Air Worldwide übergeben wird. Boeing hatte 2020 angekündigt, die 747-Produktion einzustellen. Zuvor hatte der Konzern schon länger erwogen, den Jumbo mangels Nachfrage aufzugeben.

Der einst größte Passagierjet der Welt hatte seinen Jungfernflug 1969 absolviert, rund ein Jahr später ging das erste Exemplar bei der damaligen US-Fluggesellschaft PanAm in den Liniendienst. Die jüngste Variante 747-8, die ein längeres Oberdeck, neue Tragflächen sowie sparsamere Triebwerke hat und Platz für mehr als 600 Passagiere bietet, konnte Boeing nur noch wenigen Airlines verkaufen. Inzwischen setzen die meisten Fluggesellschaften auf der Langstrecke auf nicht ganz so große Modelle wie die Boeing-Typen 787 "Dreamliner" und 777 sowie den Airbus A350.

Boeing-Manager Kim Smith bezeichnete die letzte Auslieferung des Jumbojets gegenüber dem US-Sender CNBC am Dienstag als "sehr surreal". "Zum ersten Mal seit mehr als über 50 Jahren werden wir keine 747 mehr in dieser Fabrik haben." Boeing produzierte davon insgesamt 1574 Exemplare. Mit dem Produktionsende verschwindet der Flugzeugtyp nicht abrupt vom Himmel, dort wird die 747 aber immer seltener. Die großen US-Airlines United und Delta nahmen die Maschinen schon vor Jahren aus ihren Flotten. Nachdem die Coronavirus-Pandemie 2020 den internationalen Flugverkehr lahmlegte, taten dies auch Qantas und British Airways.

Einer der wichtigsten 747-Kunden war die Lufthansa. An sie gingen 19 der insgesamt 47 Exemplare der jüngsten Passagierversion 747-8, mit der Boeing nach der Jahrtausendwende gegen den noch größeren Airbus A380 punkten wollte. Im Dezember 2015 bekam die Lufthansa die letzte 747-8. Außerdem hat die deutsche Fluggesellschaft auch noch einige ältere Boeing 747-400 im Bestand. Für Boeing hat der Jumbo keine große Bedeutung mehr. Er wurde zuletzt praktisch nur noch als Frachtmaschine gebaut - abgesehen von einer Sonderversion als US-Regierungsjet Air Force One. Die letzte Maschine, die nun das Werk in Everett nun verlassen hat, könne 19 Millionen Tischtennisbälle transportieren, schreibt Boeing. Wahlweise die gleiche Anzahl Golfbälle.

(anw)