KI-Assistent von Jameda soll Ärzten Bürokratie abnehmen

Das für sein Internetportal zur Arztsuche bekannte Unternehmen Jameda stellt einen KI-Assistenten vor, der Ärzten bei der Dokumentation entlasten soll.

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Mann mit Arztkittel zeigt auf verschiedene Icons zur Digitalisierung im Gesundheitswesen

(Bild: 3rdtimeluckystudio/Shutterstock.com)

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Die Docplanner Group, das Mutterunternehmen von Jameda, hat zusammen mit niedergelassenen Ärzten "Jameda AI Assistant" entwickelt. Dieser soll niedergelassenen Ärzten helfen, Dokumentationsaufwände zu verringern. Laut Jameda, das unter anderem für sein Arzt-Bewertungsportal bekannt ist, könnte der KI-Assistent die Dokumentationszeit um bis zu 80 Prozent reduzieren. Während des Arzt-Patienten-Gesprächs erfasst der KI-Assistent Informationen und erstellt daraus einen Arztbrief inklusive Diagnosen, geplanter Therapie und Medikation. Über eine Schnittstelle lässt sich der Brief "auf Wunsch" ins Praxisverwaltungssystem übertragen.

Um die Eingaben des Arztes in Echtzeit zu analysieren, kommt zunächst die Speech-to-Text-Lösung Whisper von OpenAI zum Einsatz. Whisper wird dabei auf der eigenen Rechnerinfrastruktur der Docplanner Group betrieben, wie Jameda-Pressesprecher Martin Elsässer gegenüber heise online mitteilt. "Die lokale Speicherung erlaubt uns zudem, die Daten zu anonymisieren, bevor wir sie an das Large Language Model weitergeben". Aktuell befindet sich der Dienst noch in einer abschließenden Testphase und soll ab Juli an alle Kunden ausgerollt werden, auch beispielsweise an Hersteller von Praxisverwaltungssystemen, erklärt Elsässer.

Das Modell werde "laufend mit medizinischen Fachbegriffen, Pharmazeutika und neuen Gerätschaften trainiert", so Elsässer. Im Hintergrund läuft dabei zudem ein KI-Dienst aus Microsofts Azure-Cloud, der auf Rechenzentren in Europa läuft. Jameda-CEO Constanze Stypula betont, dass der Arzt die Hoheit über die Daten behält und die finale Kontrolle über den Brief hat. Die Daten verlassen zu keinem Zeitpunkt die Praxis und werden nicht an Jameda übermittelt.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach will mit zahlreichen Gesetzen und KI der überbordenden Bürokratie entgegensteuern und ist dazu auch in Gesprächen mit bekannten Unternehmen aus der Gesundheits-IT. Seine Vision ist es, dass Daten aus dem Arzt-Patienten-Gespräch automatisch strukturiert in die Praxisverwaltungssysteme fließen und dann für das Training weiterer KI-Systeme genutzt werden können.

Microsoft kündigte dazu passend kürzlich DAX Copilot für das Gesundheitswesen an. Vor wenigen Tagen hat auch das für sein Termine-Service-Portal bekannte Unternehmen Doctolib, dessen zunehmende Verbreitung Datenschützer kritisieren, den KI-basierten Anrufbeantworter Aaron eingekauft. Aaron soll Ärzten die Arbeit ebenfalls erleichtern.

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