KI-Inhalte stören das Vertrauen: Moderatoren von Stack Overflow streiken
Weil sie nahezu keine KI-generierten Inhalte mehr löschen dürfen, streiken die Moderatoren von Stack Overflow. Sie sorgen sich um die Qualität der Beiträge.
Generative Künstliche Intelligenz wie ChatGPT antwortet oft falsch. Diese Halluzinationen genannten Fehler sowie kopierte Inhalte, ohne Verweis auf Urheber, sorgen die Moderatoren von Stack Overflow und dem Stack Exchange Network so sehr, dass sie in den Streik treten. Neue Richtlinien der Plattform für Entwickler sehen nämlich vor, dass Beiträge, die von KI generiert wurden, nicht gelöscht werden. Die Moderatoren sprechen von einer Flut solcher Inhalte und auch davon, dass die Qualität und Glaubwürdigkeit der Plattform drastisch in Mitleidenschaft gezogen werde.
Nur noch in absoluten Ausnahmen sei es möglich, KI-generierte Inhalte zu löschen, und schon gar nicht reiche als Begründung, dass es sich um solche handele, heißt es in einem offenen Brief der Moderatoren, die die neue Policy kritisieren. Nutzerinnen und Nutzer können sich dem Schreiben anschließen. "Wir glauben fest an die Kernaufgabe des Stack-Exchange-Netzwerks: ein Repository hochwertiger Informationen in Form von Fragen und Antworten zu liefern", ist darin zu lesen.
Streik bis Stack Overflow die Richtlinien ändert
Die nun von Stack Overflow Inc. getroffenen Entscheidungen würden dieses Ziel gefährden. Halluzinationen und Plagiate blieben auf der Plattform unangetastet. In dem Brief heißt es auch, die internen Richtlinien der Moderatoren würden stark von jenen abweichen, die öffentlich geteilt wurden. Allerdings dürften die Moderatoren öffentlich nicht über Details sprechen.
Der Streik betrifft unter anderem Markierungen, den Anti-Spambot Smoke Detector, Umfragen, Löschanfragen und Bots, die bei der Moderation helfen. Man werde die Arbeit niederlegen, bis "Stack Overflow, Inc. die Richtlinien in einem Maße zurückzieht, das den Bedenken der Moderatoren entspricht, und es Moderatoren ermöglicht, etablierte Richtlinien effektiv gegen KI-generierte Antworten durchzusetzen."
Stack Overflow hatte erst vor Kurzem angekündigt, dass die Nutzung der Plattform – beziehungsweise der dort gestellten Fragen und Antworten zum Thema Programmieren – für das Training von Künstlicher Intelligenz künftig Geld kosten solle. ChatGPT, Microsoft Copilot und Google Bard benötigen Trainingsdaten von Expertenplattformen wie Reddit und Stack Overflow als Grundlage, um beim Coden zu helfen. Der CEO von Stack Overflow verwies darauf, dass ein bisheriges Training von Sprachmodellen mit den Inhalten der Plattform gegen die Nutzungsbedingungen verstoße. Zugleich sollen die Nutzungszahlen von Stack Overflow seit dem Erscheinen von ChatGPT gesunken sein, da die Suchenden auf den Chatbot auswichen und sich offenbar auf ihn verließen, statt ihre Fragen wie zuvor in dem Portal zu stellen.
Stack Overflow äußert sich in einem Statement: Darin heißt es, man habe automatische Detektoren getestet, die KI-generierte Inhalte aufspüren sollten. Es sei zu vielen false-Positives gekommen. Dadurch habe man vor allem Anfänger von der Plattform verbannt. Moderatoren sollen daher ausschließlich das ChatGPT eigene Tool nutzen, keine weiteren Detektoren. Man werde aber weiterhin testen, welche Möglichkeiten es gibt, KI-generierte Beiträge aufzuspüren.
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(emw)