Intuit kündigt Mitarbeitern, um mit KI zu wachsen
Der Softwareanbieter Intuit kündigt 1.800 Mitarbeitern, 10 Prozent der Belegschaft. Denn die KI-Strategie erfordere andere Mitarbeiter, die bald kommen sollen.
Der Finanzsoftwareanbieter Intuit setzt voll auf Künstliche Intelligenz (KI) und kündigt deswegen jedem zehnten Mitarbeiter. 1.800 Personen sind direkt betroffen. Überhaupt geschlossen werden Intuits Niederlassungen in Boise, der Hauptstadt Idahos, und Edmonton, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Alberta. "Das sind extrem schmerzhafte Entscheidungen für mich und mein Team, weil wir verstehen, welche Auswirkungen diese Entscheidungen haben", schreibt CEO Sasan K. Goodarzi in einer Nachricht an seine Belegschaft. Weil KI nicht von selbst entsteht, muss er parallel neue Stellen schaffen.
"Wir kündigen niemandem, um Kosten zu senken", betont der Firmenchef. Tatsächlich sind für die Kündigungswelle 250 bis 260 Millionen US-Dollar budgetiert, weitaus überwiegend für Abfindungen sowie die Fortzahlung der Krankenversicherung für sechs Monate und Unterstützung bei der Suche nach neuer Arbeit.
Die Kündigungen sollen Intuit ermöglichen, in KI und speziell Generative KI zu investieren, wovon sich das Management Wachstum erhofft. "Unternehmen, die nicht bereit sind, die Vorteile der KI-Revolution zu ernten, werden zurückfallen, und mit der Zeit nicht mehr existieren", schreibt Goodarzi seinen (Ex-)Mitarbeitern ins Tagebuch. Entsprechend plant er, "ungefähr 1.800" neue Stellen zu schaffen, vorwiegend in der Softwareentwicklung, Produktentwicklung sowie bei Vertrieb und Marketing. In Summe soll die Zahl der Mitarbeiter bereits ab dem Finanzjahr 2025 wachsen – es beginnt bereits in drei Wochen, am 1. August.
Härter arbeiten
Intuit bietet die Finanzsoftware Quickbooks für Einzelunternehmer und kleine Betriebe, Programme für Steuerklärungen, Software und Dienste für Steuerberater, sowie die Werbeschleuder Mailchimp. Das Produkt Quicken hat Intuit 2016 veräußert. Im September 2023 hat das Unternehmen eine Generative KI namens Intuit Assist auf den Markt gebracht; sie soll Verbraucher und kleine Unternehmen bei finanziellen Entscheidungen beraten und so "Wohlstand für Alle" bringen. Die neue Strategie sieht vor, dass Intuit mehr Umsatz in Australien, Großbritannien und Kanada macht und in den Markt für Unternehmen mittlerer Größe vordringt.
Gleichzeitig legt Intuit den verbleibenden Arbeitnehmern die Daumenschrauben an: "Wir haben unsere Erwartungen an die Leistungen unserer Mitarbeiter signifikant erhöht", lässt CEO Goodarzi wissen. 1050 Personen werden auf dieser Basis gegangen. Weitere 300 werden abgebaut, um "Arbeitsabläufe zu straffen und Ressourcen umzuschichten". Zudem trennt sich Intuit von ungefähr jedem zehnten Manager, was die Entscheidungsfindung beschleunigen soll. 80 Stellen fallen der Zusammenlegung von IT-Aufgaben zum Opfer; das stärkt die Standorte Atlanta, Bengaluru, New York, Tel Aviv und Toronto. In Boise und Edmonton wird Intuit mehr als 250 Angestellte gehabt haben; einigen bietet das Management Stellen in den anderen genannten Städten an. Gerade für Menschen in Edmonton kann ein Umzug finanziell eine hohe Bürde sein, gilt Edmonton doch als leistbarste Großstadt Kanadas.
(ds)