KI-Porno: Großbritannien will Deepfakes mit sexuellem Bezug unter Strafe stellen

Wer sexuell eindeutige Deepfakes erstellt, soll in Großbritannien strafrechtlich verfolgt werden. Die Regierung will gegen "abscheulichen Missbrauch" vorgehen.

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Verpixelte sexuelle Darstellungen

(Bild: Shutterstock/Empirephotostock)

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Die britische Labour-Regierung will stärker gegen "sexuell explizite" Deepfakes vorgehen. Das federführende Justizministerium kündigte an, wer hochrealistisch wirkende, meist mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) generierte Inhalte mit eindeutig sexuellem Bezug von Personen erstelle oder verbreite, soll künftig strafrechtlich verfolgt werden können. Entsprechende Taten rund um solche "hyper-realistischen Bilder" würden in der Regel als Verbrechen eingestuft. Die britische Regierung will damit nicht nur ein Zeichen dafür setzen, dass "dieses abscheuliche Verhalten" nicht geduldet werde. Vielmehr gehe es auch um eine Verdeutlichung, "dass es keine Entschuldigung dafür gibt, einen sexuell eindeutigen Deepfake einer Person ohne deren Zustimmung zu erstellen".

Prinzipiell ist es in Großbritannien bereits eine Straftat, ein intimes Bild ohne Zustimmung zu teilen oder mit der Veröffentlichung zu drohen. Das bezieht sich etwa auf Rachepornos. Die Aufnahme eines entsprechenden Videos oder Fotos ohne Einwilligung ist bislang aber nur unter bestimmten Umständen kriminalisiert, etwa beim sogenannten Upskirting. Dabei fotografieren oder filmen Menschen mit unauffälligen Handy-Kameras heimlich unter den Rock oder das Kleid ihrer Opfer, wenn diese sich etwa auf Treppen befinden.

Mit den geplanten Gesetzesverschärfungen drohen jedem, der ein intimes Bild ohne Zustimmung aufnimmt, bis zu zwei Jahre Haft. Wer Geräte installiert, mit denen er oder jemand anderes intime Aufnahmen ohne Einwilligung erstellen kann, muss ebenfalls mit bis zu zwei Jahren Haft rechnen. Die Initiative, die einen Vorschlag der gescheiterten konservativen Vorgängerregierung vom April teilweise aufgreift, bezieht sich auf sexuell explizite Deepfakes mit Bildern von Erwachsenen. Einschlägiges Verhalten ist bereits strafbar, wenn das Bild ein Kind oder Jugendlichen unter 18 Jahren abbildet.

"Der Missbrauch intimer Bilder ist ein nationaler Notfall", erklärte die Female-Rights-Aktivisten Jess Davies, die die Regierung bei dem Vorhaben berät. Frauen und Mädchen würde damit erheblicher, langfristiger Schaden zugefügt, da sie "die Kontrolle über ihren digitalen Fußabdruck völlig verlieren". Die Opferbeauftragte der Exekutive, Alex Davies-Jones (Labour), betonte: "Es ist inakzeptabel, dass jede dritte Frau Opfer von Online-Missbrauch geworden ist. Diese erniedrigende und abstoßende Form des Chauvinismus darf nicht zur Normalität werden."

Laut der britischen Racheporno-Hotline hat der bildbasierte Missbrauch durch Deepfakes seit 2017 um mehr als 400 Prozent zugenommen. Der Sender Channel 4 berichtete voriges Jahr, Vizepremierministerin Angela Rayner gehöre zu den über 30 britischen Politikerinnen, die Opfer einer Deepfake-Porno-Webseite wurden. Die Strafrechtsverschärfungen sind Teil des Gesetzesentwurfs der Regierung zu Kriminalität und Polizeiarbeit. Er soll nun zeitnah ins Parlament eingebracht werden. Hierzulande will der Bundesrat Deepfakes generell eindeutig strafbar machen. Er fordert bis zu 5 Jahre Haft.

(olb)