KI-Update kompakt: Copilot, OpenAI DevDay, medizinische Forschung, Atomkraft
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Isabel GrĂĽnewald
- The Decoder
Microsofts Copilot lernt sprechen, sehen und nachdenken
Microsoft stellt eine neue Testumgebung namens "Copilot Labs" für seinen KI-Assistenten Copilot vor. Dort können ausgewählte Nutzer neue Funktionen wie "Think Deeper" für besseres logisches Denken und "Copilot Vision" zum Verarbeiten von Bildschirminhalten testen. Copilot soll zudem Spracheingabe verstehen lernen.
Laut Microsofts KI-Chef Mustafa Suleyman soll sich Copilot an die BedĂĽrfnisse des Nutzers anpassen und zu einem hilfreichen Freund werden. Dabei stehe nicht die Technik im Vordergrund, sondern wie Menschen sie nutzen und sich damit fĂĽhlen. Microsoft betont, dass die KI-Funktionen opt-in sind und Daten in der Preview nicht gespeichert oder zum Training verwendet werden.
Google hat jetzt auch eine KI-Taste fĂĽr Chromebooks
Samsungs Galaxy Chromebook Plus soll eine neue Generation von Notebooks mit Googles Betriebssystem ChromeOS einläuten. Neben einer Integration von Googles Gemini-Chatbots in die Taskleiste bekommen Chromebook-Plus-Modelle im Laufe dieses Oktober Updates für eine Handvoll weiterer KI-Funktionen: "Help me write" kürzt Texte, formuliert sie um oder bringt sie in bestimmte Formate. "Help me read" fasst PDFs, Artikel oder Webseiten zusammen, zunächst allerdings nur auf Englisch. 2025 folgen dann Updates zur Markierung einzelner Absätze und mit weiteren Sprachen. Überdies gibt es Live-Übersetzungen inklusive Untertitel, etwa in Video-Meetings oder bei Livestreams, sowie Mikrofon- und Kameraverbesserungen für eine klarere Stimme und ein aufgehübschtes Bild.
Nächstes Jahr will Google auch einen KI-Bildgenerator integrieren. Bei kommenden Plus-Chromebooks lassen sich einige der Funktionen über die neue Taste "Quick Insert" aufrufen, ähnlich zu Microsofts Copilot-Taste. Die KI-Funktionen laufen alle in der Cloud. Darum kommen Chromebooks noch größtenteils ohne Prozessoren mit KI-Einheit aus. Google setzt deswegen für die meisten Funktionen abseits des Chatbots ein Google-One-AI-Premium-Abo voraus. Bei neuen Plus-Chromebooks ist das künftig ein Jahr inklusive, bei normalen Chromebooks (ohne Plus) drei Monate. Danach kostet das Abo nach aktuellem Stand 22 Euro pro Monat.
Windows 11 bekommt KI-Radierer
Notebooks mit einem Snapdragon-X-Prozessor von Qualcomm, Intel Core Lunar Lake oder AMD Ryzen AI 300 bekommen ab November neue KI-Funktionen. Paint erhält Generative Fill und Generative Erase, welche an KI-Funktionen von Photoshop beziehungsweise Googles Pixel-Smartphones erinnern. Generative Erase ist ein intelligenter Radiergummi, der unerwünschte Objekte, Tiere oder Menschen auf Bildern entfernt und stattdessen einen zum Bild passenden Ersatz einfügen soll. So bekommt man etwa ungewünschte Mit-Touristen aus den Urlaubsbildern heraus retuschiert. Mit Generative Fill kann man Paint per Schrift-Prompt sagen, was an einer Stelle eingefügt werden soll.
Microsoft hat nach eigenen Angaben das zugrundeliegende Stable-Diffusion-Modell verbessert, um die Bildgenerierung zu optimieren. Das ist bitter nötig, da der Paint-Bildgenerator bisher nur durchwachsene Ergebnisse abgeliefert hat. In den kommenden Wochen will Microsoft die Funktionen im Windows-Insider-Ring testen. Ab November soll nach und nach die Verteilung an alle Windows-11-PCs mit Copilot+-Zertifizierung beginnen. Offen bleibt, was mit Desktop-PCs ist, die Grafikkarten mit KI-Rechenwerken verwenden.
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OpenAIs neue KI-Assistenten sprechen jetzt in Echtzeit
OpenAI hat auf seiner Entwicklerkonferenz DevDay eine Reihe neuer Funktionen angekündigt, die es Entwicklern ermöglichen, die Interaktion mit KI-Systemen natürlicher zu gestalten. Im Mittelpunkt steht die "Realtime API", die sechs realistische KI-Stimmen zur Integration in verschiedene Anwendungen bietet. In einer Präsentation zeigte OpenAI beispielhaft eine Reiseplanungs-App, in der Nutzer verbal mit einem KI-Assistenten über eine London-Reise sprechen und Antworten mit geringer Latenz erhalten konnten. Die API annotierte auch Karten mit Restaurantempfehlungen.
Neben der Sprachsynthese gab es weitere Neuerungen: Entwickler können nun auch Bilder zum Feintuning von GPT-4o verwenden. Mit 100 Beispielbildern lässt sich die Leistung des Modells für bestimmte visuelle Aufgaben verbessern. Eine neue Prompt-Caching-Funktion soll zudem Kosten und Latenz reduzieren. Durch die Wiederverwendung kürzlich gesehener Eingabe-Tokens können Entwickler einen Rabatt von 50 Prozent und schnellere Verarbeitungszeiten erzielen. Mit "Modell-Destillation" lassen sich kleinere Modelle wie GPT-4o mini mithilfe der Outputs größerer Modelle optimieren. Das Unternehmen verdoppelt außerdem das Rate-Limit für sein neues o1-Modell und bietet bis Ende Oktober kostenlose Trainingskontingente für GPT-4o und GPT-4o mini an, um Entwicklern den Einstieg zu erleichtern.
Luma AI generiert Videos in Rekordzeit
Luma AI hat ein Update für seinen KI-Videogenerator Dream Machine veröffentlicht. Version 1.6 generiert Videos in voller Qualität nun zehnmal schneller als zuvor, in weniger als 20 Sekunden. Das Unternehmen betont, dass diese Geschwindigkeitssteigerung ohne Kompromisse bei der Qualität erreicht wurde. Eine weitere wichtige Neuerung in Dream Machine 1.6 war die Einführung von Kamerabewegungen Anfang September.
Nutzerinnen und Nutzer können einfach den Begriff "Kamera" in ihre Eingabeaufforderungen einfügen, um verschiedene Kamerabewegungen in ihre generierten Videos zu integrieren. Laut Luma AI ermöglicht dies die Generierung physikalisch genauer, konsistenter und actionreicher Szenen. Das Modell soll ein Verständnis dafür haben, wie Menschen, Tiere und Objekte mit der physischen Welt interagieren. Kürzlich hat Luma AI auch eine API für Dream Machine bereitgestellt, die es Entwickler*innen und Unternehmen ermöglicht, die KI-Videogenerierung in eigene Anwendungen zu integrieren.
Liquid AI präsentiert Alternative zu Transformern
Das KI-Startup Liquid AI hat neue Foundation Models vorgestellt, die im Gegensatz zu gängigen Modellen nicht auf der Transformer-Architektur basieren. Die Foundation Models sollen bei vergleichbarer Größe bessere Leistungen erzielen als Modelle von Meta oder Microsoft. Die Modelle sind in drei Größen von 1,3 bis 40 Milliarden Parametern verfügbar.
Sie zeichnen sich durch hohe Speichereffizienz aus und eignen sich für verschiedene Datentypen wie Text, Audio und Video. Liquid AI plant eine Produkteinführung am 23. Oktober 2024 am MIT, die Modelle werden jedoch nicht als Open-Source veröffentlicht. Interessierte können die Technologie auf der Webseite von Liquid AI ausprobieren.
KI kann in der wissenschaftlichen Forschung lediglich unterstĂĽtzen
Der Mediziner Jörg Meerpohl, Direktor des Instituts für Evidenz in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg, sieht Potenzial für den Einsatz von KI in der wissenschaftlichen Forschung, betont jedoch auch deren Grenzen. Laut Meerpohl könne KI beim Schreiben durch automatische Erstellung von Grafiken und Tabellen sowie bei der Studienrecherche unterstützen. Dennoch bleibe menschliches Fachwissen zur Überprüfung der Ergebnisse unerlässlich.
Meerpohl sieht Einschränkungen bei der Reproduzierbarkeit von KI-Ergebnissen, was die für die Wissenschaft wichtige Transparenz beeinträchtige. Obwohl Pharmafirmen verstärkt auf KI setzen wollen, um schneller Medikamente und Impfstoffe zu entwickeln, bleiben Herausforderungen für die Forschungslandschaft bestehen.
KI ist eine Herausforderung fĂĽr den Datenschutz in Unternehmen
Unternehmen müssen erhebliche Anstrengungen unternehmen, um den Datenschutz umzusetzen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom hervor. Rund zwei Drittel der Unternehmen betreiben demnach mehr Aufwand für den Datenschutz als im vergangenen Jahr. Und KI macht es ihnen nicht gerade einfacher. Fast die Hälfte der Unternehmen (48 Prozent) will Künstliche Intelligenz beim Datenschutz einsetzen, für 46 Prozent sei das aktuell jedoch kein Thema.
Gleichzeitig sind 68 Prozent der Unternehmen der Ansicht, dass der Einsatz von KI den Datenschutz vor ganz neue Herausforderungen stellt. Ein Beispiel ist die immer wieder diskutierte Datenverarbeitung bei großen KI-Sprachmodellen. Diese kann Betroffene vor Probleme stellen, beispielsweise wenn Falschinformationen zu einer Person im Umlauf sind, die den Ruf schädigen. Die Umfrage ergab auch, dass in 63 Prozent der Unternehmen in den letzten zwölf Monaten innovative Projekte aufgrund von Datenschutzvorgaben gescheitert sind oder nicht gestartet wurden.
Alte Atomkraftwerke sollen Energie-Hunger von KI bedienen
Das Atomkraftwerk Palisades in Michigan ist 1971 in Betrieb gegangen. 2022 wurde es aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt und hätte binnen 20 Jahren abgebaut werden sollen. Doch angesichts des steigenden Stromverbrauchs – nicht zuletzt durch Künstliche Intelligenz – setzt die US-Regierung verstärkt auf Atomkraft. Milliarden Dollar sollen nun helfen, das alte Atomkraftwerk wiederzueröffnen. Das Weiße Haus hofft, dass Palisades bereits Ende kommenden Jahres wieder ans Netz geht und bis zu 600 Personen beschäftigt.
Auch Microsoft möchte ein US-Atomkraftwerk wiederbeleben, da Rechenzentren für Künstliche Intelligenz extrem viel Strom brauchen. Dazu hat sich der Datenkonzern ausgerechnet einen Meiler von Three Mile Island in Pennsylvanien ausgesucht. Dort gab es 1979 den schlimmsten Atomunfall der US-Geschichte mit einer partiellen Kernschmelze. Radioaktiv verunreinigte Gase wurden in die Luft abgelassen, Kühlwasser lief in den Fluss Susquehanna. Der Investitionsbedarf, um den 837-Megawatt-Reaktor bis 2028 wieder funktionsfähig zu machen, wird auf 1,6 Milliarden Dollar geschätzt. Im Gegenzug verpflichtet sich Microsoft dazu, den gesamten produzierten Strom 20 Jahre lang abzunehmen. Microsoft strebt an, bis zum Jahr 2030 CO₂-neutral zu werden. Der KI-Trend sorgte aber dafür, dass die Emissionen zuletzt sogar stark stiegen.
(igr)