US-Regierung gibt Milliarden für Wiedereröffnung eines alten Atomkraftwerks
Das Weiße Haus setzt auf Atomkraft. Ein aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegter Druckwasserreaktor soll bald laufen.
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Das Atomkraftwerk Palisades in Michigan (zirka 1974)
(Bild: Department of Energy (gemeinfrei))
Ab 1967 gebaut, ist das Atomkraftwerk Palisades in Michigan 1971 in Betrieb gegangen. 2022 wurde es aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt und hätte binnen 20 Jahren abgebaut werden sollen. Doch angesichts steigenden Stromverbrauchs - nicht zuletzt durch Künstliche Intelligenz, Elektroautos und die Elektrifizierung von Heizungen – setzt die US-Regierung verstärkt auf Atomkraft. Milliarden Dollar sollen helfen, das alte Atomkraftwerk wiederzueröffnen. Es kann rund 800 Megawatt leisten. Umweltschützer halten das langfristige Risiko für unvertretbar.
Das US-Energieministerium gewährt Kraftwerkseigentümer Holtec eine Kreditbürgschaft über maximal 1,52 Milliarden Dollar. Eine für US-Präsident Joe Biden wichtige Bedingung ist, dass der Betreiber nur gewerkschaftlich organisierte Mitarbeiter einstellt. Der Staat Michigan schießt direkt 150 Millionen Dollar zu, noch einmal so viel gibt er für Begleitmaßnahmen. Dem nicht genug, kommen vom US-Landwirtschaftsministerium mehr als 1,3 Milliarden Dollar. Dieses Geld geht an zwei Energiegenossenschaften, damit sie den teuren Atomstrom kaufen und verbilligt an Endkunden abgeben können. Die Bundesgelder kommen aus den mit dem Inflation Reduction Act beschlossenen Budgettöpfen.
Das Weiße Haus hofft, dass Palisades bereits Ende kommenden Jahres wieder ans Netz geht und bis zu 600 Personen beschäftigt. Die Betriebsgenehmigung läuft noch bis 2031, soll aber bis 2051 verlängert werden. Dann wäre das Atomkraftwerk 80 Jahre alt. Zusätzlich möchte Holtec Mitte der 2030er-Jahre an dem Standort einen sogenannten Small Modular Reactor mit 300 Megawatt Nennleistung (SMR-300) errichten.
Billig ist anders
Auch Microsoft möchte ein US-Atomkraftwerk wiederbeleben, da Rechenzentren für Künstliche Intelligenz erstaunlich viel Strom brauchen. Dazu hat sich der Datenkonzern ausgerechnet einen Meiler von Three Mile Island in Pennsylvanien ausgesucht. Dort gab es 1979 den schlimmsten Atomunfall der US-Geschichte. Die Kühlpumpen im Block 2 des damals hochmodernen Kernkraftwerkes schalteten nach der Fehlfunktion eines Sicherheitsventils ab, anstatt die Kernbrennstäbe zu kühlen. Es kam zu einer partiellen Kernschmelze. Radioaktiv verunreinigte Gase wurden in die Luft abgelassen, Kühlwasser lief in den Fluss Susquehanna.
Dennoch hat Three Mile Island bis 2014 Strom ans Netz geliefert, dann war es nicht mehr konkurrenzfähig. Entsprechend tief wird Microsoft in die Tasche greifen müssen. Der Investitionsbedarf, um den 837-Megawatt-Reaktor bis 2028 wieder funktionsfähig zu machen, wird auf 1,6 Milliarden Dollar geschätzt. Im Gegenzug verpflichtet sich Microsoft dazu, den gesamten produzierten Strom 20 Jahre lang abzunehmen.
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Der ausgehandelte Strompreis ist nicht öffentlich. Ein Analyst von Jefferies LLC glaubt, dass Microsoft 112 US-Dollar je Megawattstunde zahlt – auf dieser Basis erwartet er, dass sich der Aktienkurs des Kraftwerkseigners Constellation Energie verdoppeln wird. Erneuerbarer Strom aus Wind- oder Sonnenkraft sei in der Region mit 60 Dollar je Megawattstunde vergleichsweise wohlfeil, aber eben nicht zuverlässig zu jeder Zeit verfügbar.
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(ds)