KI-Update kompakt: Musk vs. Altman, OpenAI KI-Chip, Arbeitsmarkt, ByteDance Goku
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Isabel GrĂĽnewald
- The Decoder
Kampf um OpenAI geht in die nächste Runde
Seit Monaten versucht Elon Musk, die Umwandlung von OpenAI in eine gewinnorientierte Firma zu verhindern. Jetzt wechselt er die Taktik und will die Kontrolle übernehmen: Eine Gruppe von Investoren um Musk hat der Non-Profit-Organisation hinter OpenAI ein Angebot von fast 100 Milliarden US-Dollar für eine vollständige oder zumindest weitreichende Kontrolle gemacht. Damit eröffnet sich eine neue Front in der Auseinandersetzung zwischen Musk und OpenAI-Chef Sam Altman.
Der Konflikt zwischen den beiden schwelt schon länger. Altman plant, OpenAI in ein gewinnorientiertes Unternehmen umzuwandeln, damit die Investoren, die bereits viele Milliarden investiert haben, Renditen erzielen können. Musk versuchte bisher vor allem auf dem Gerichtsweg, dies zu verhindern. Er argumentiert, OpenAI müsse seinem ursprünglichen Ziel treu bleiben und im Non-Profit-Bereich verbleiben.
Musks Interesse an der Situation erklärt sich auch durch seine Vergangenheit als OpenAI-Mitgründer, der das Unternehmen im Streit verließ und mittlerweile mit seinem eigenen KI-Unternehmen xAI als Konkurrent auftritt. Er verspricht, OpenAI zu seinen Wurzeln im Open-Source-Bereich und zu einem sicherheitsorientierten Ansatz zurückzuführen. Allerdings bleibt unklar, wie die Investoren bei einem solchen Kurs ihre 100-Milliarden-Investition rechtfertigen wollen.
Altman hat das Übernahmeangebot bereits abgelehnt und konterte mit einem provokanten Gegenangebot: Er schlug vor, Twitter zu kaufen - zum aktuellen Marktwert, der nur noch etwa ein Viertel von Musks Kaufpreis vor zweieinhalb Jahren beträgt. Intern betonte Altman, dass OpenAIs Struktur so angelegt sei, dass kein Einzelner die vollständige Kontrolle übernehmen könne.
OpenAI steigt stärker in Entwicklung intelligenter Roboter ein
Unabhängig von Streit zwischen den Gründern plant OpenAI offenbar den Wiedereinstieg in die Robotik. In einer Markenanmeldung beim United States Patent and Trademark Office (USPTO) listet OpenAI einige neue Produkte auf, die vom Unternehmen entwickelt werden sollen. Darunter befinden sich "benutzerprogrammierbare humanoide Roboter, die nicht vorkonfiguriert sind" und "humanoide Roboter mit Kommunikations- und Lernfunktionen zur Unterstützung und Unterhaltung von Menschen".
Hinzu kommen Stellenanzeigen, die das Unternehmen auf der eigenen Website geschaltet hat. Konkret geht es dabei um eine leitende Forschungsingenieurin und einen Produktingenieur. Sie sollen dabei helfen, Allzweckrobotik zu erschließen und Roboterintelligenz auf das Niveau allgemeiner künstlicher Intelligenz zu heben. Ziel soll es dabei sein, "hochentwickelte KI-Fähigkeiten nahtlos mit den physischen Beschränkungen physischer Roboterplattformen zu verbinden". OpenAI selbst macht keine konkreten Angaben zu den eigenen Ambitionen im Bereich humanoider Roboter.
Allerdings könnte die Auseinandersetzung zwischen OpenAI und dem Kooperationspartner Figure AI dem Aufbau einer eigenen Entwicklungsabteilung einen weiteren Schub geben. Das Robotikunternehmen Figure AI, Entwickler eines der fortschrittlichsten humanoiden Roboter weltweit, hatte die Zusammenarbeit mit OpenAI jüngst aufgekündigt. Das Unternehmen glaubt nicht daran, dass die generative KI von OpenAI für humanoide Roboter ausreichend geeignet ist.
OpenAI will noch 2025 ersten eigenen KI-Chip fertigstellen
Laut einem Reuters-Bericht steht das Unternehmen kurz vor der Finalisierung des Chip-Designs, das in den kommenden Monaten an den taiwanesischen Hersteller TSMC zur Fertigung in 3-Nanometer-Technologie ĂĽbergeben werden soll. Der erste Fertigungsversuch dĂĽrfte dann mehrere Monate dauern. OpenAI liegt damit im Zeitplan fĂĽr das selbstgesetzte Ziel, 2026 mit der Massenproduktion zu beginnen.
Die Entwicklung wird von einem 40-köpfigen Team unter Leitung von Richard Ho vorangetrieben. Ho war vorher bei Google an der Entwicklung der TPU-Chips beteiligt. Im Vergleich zu KI-Chip-Programmen anderer Tech-Giganten ist das Team aber relativ klein. OpenAI sieht den eigenen Chip vor allem als strategisches Instrument, um die Verhandlungsposition gegenüber Chip-Lieferanten wie dem Marktführer Nvidia zu stärken. Der Bedarf an KI-Chips wächst rasant, da Unternehmen wie Amazon, Meta und Microsoft Milliarden in KI-Infrastruktur investieren wollen. Auch diese Unternehmen versuchen seit Jahren eigene KI-Chips zu produzieren, eine echte Alternative zu Nvidia ist dabei aber noch nicht entstanden.
Anthropic veröffentlicht ersten KI-Arbeitsmarkt-Index
Anthropic hat mit dem "Anthropic Economic Index" eine Analyse zur Nutzung von Claude in der Arbeitswelt vorgelegt. Die Studie basiert auf anonymisierten Gesprächen mit dem KI-Assistenten Claude. Demnach nutzen bereits 36 Prozent aller Berufe KI-Systeme für mindestens ein Viertel ihrer Aufgaben. Die Daten zeigen, dass KI derzeit jedoch vor allem in der Softwareentwicklung und beim technischen Schreiben zum Einsatz kommt. In 57 Prozent der Fälle wird KI zur Unterstützung genutzt, während 43 Prozent der Anwendungen auf Automatisierung abzielen.
Am häufigsten nutzen Beschäftigte mit mittleren bis hohen Gehältern KI-Systeme, darunter Programmiererinnen und Datenwissenschaftler. Bei den niedrigsten und höchsten Gehaltsstufen ist die KI-Nutzung dagegen deutlich geringer. Anthropic betont jedoch auch die Grenzen der Studie. Die Datengrundlage beschränkt sich auf die kostenlose und die Pro-Version von Claude.ai, während die Nutzung über API, Pro und Enterprise nicht berücksichtigt wird. Zudem lässt sich nicht eindeutig feststellen, ob die untersuchten Gespräche wirklich im beruflichen Kontext geführt wurden und ob vermeintliche Fälle von Automatisierung nicht eigentlich der Unterstützung dienen.
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Intels Leiter fĂĽr Rechenzentren und KI wird neuer CEO bei Nokia
Der finnische Technologiekonzern Nokia hat einen Wechsel in seiner Führungsspitze angekündigt. Der bisherige Präsident und CEO, Pekka Lundmark, hat den Vorstand darüber informiert, dass er sein Amt Ende März niederlegen wird. Neuer Vorstandsvorsitzender wird Justin Hotard, ein Experte für Rechenzentren und künstliche Intelligenz. Das verkündete Nokia am Montag via Pressemitteilung. Hotard wird sein neues Amt am 1. April 2025 antreten. Der künftige Nokia-Chef leitet derzeit die Geschäftsbereiche für Rechenzentren und künstliche Intelligenz beim US-Halbleiterkonzern Intel.
Nokia unterstreiche mit der Ernennung Hotards "seine Ambitionen, in neue Wachstumsbereiche zu expandieren", schreibt die US-Tageszeitung Wall Street Journal. Hotard sieht seinen neuen Arbeitgeber als "ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich der Konnektivität" in einer guten Ausgangsposition. "Netze sind das Rückgrat der Gesellschaft und der Unternehmen und ermöglichen einen technologischen Generationswechsel, wie wir ihn derzeit im Bereich der künstlichen Intelligenz erleben", so Hotard.
ByteDance präsentiert KI-System für Werbevideos
Das chinesische Tech-Unternehmen ByteDance hat ein neues KI-System namens Goku vorgestellt, das fotorealistische Videos aus Textbeschreibungen erzeugen kann. ByteDance sieht für Goku vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, insbesondere in der Werbung: Eine Weiterentwicklung namens Goku+ ist speziell darauf optimiert, hyperrealistische Werbevideos mit Menschen und Produkten zu erstellen. ByteDance verspricht so maßgeschneiderte HD-Videos für die Werbung zu 100-mal niedrigeren Kosten als bisher. Es ist zu erwarten, dass ByteDance seinen Vorteil über die hauseigene Werbeplattform TikTok ausnutzt und Unternehmen bald entsprechende KI-Tools zur Erstellung von Videowerbung anbietet.
Doppelter Stromverbrauch von Rechenzentren bis 2030 erwartet
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz könnte den weltweiten Strombedarf von Rechenzentren bis 2030 mehr als verdoppeln. Das geht aus einer Untersuchung der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs hervor. Im Vergleich zum Verbrauch aus dem Jahr 2023 erwarten die Analysten bis 2030 einen Anstieg von 165 Prozent auf 122 Gigawatt. Für den steigenden Energiebedarf durch den Betrieb zusätzlicher Rechenzentren sind Investitionen in die elektrische Infrastruktur nötig. Die Analysten beziffern den Betrag in ihrer Untersuchung mit 720 Milliarden US-Dollar.
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(igr)