KI-Update kompakt: OpenAI Hardware, Security, Oasis, KI-Radioprogramm
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Isabel GrĂĽnewald
- The Decoder
Expertin fĂĽr AR-Brillen wechselt von Meta zu OpenAI
Caitlin Kalinowski, bisher bei Meta fĂĽr AR-Hardware und speziell die Orion-Brille verantwortlich, wechselt zu OpenAI. Dort leitet sie kĂĽnftig die Abteilung fĂĽr Robotik und Consumer-Hardware. Ihr Ziel ist es, KI in die physische Welt zu bringen. Zuvor arbeitete Kalinowski auch an Metas VR-Headset Oculus und bei Apple am Design von MacBooks.
Der Wechsel erfolgt zu einer Zeit, in der mehrere OpenAI-Mitarbeiter, darunter Gründer, das Unternehmen verlassen haben – unter anderem aufgrund von Differenzen bei der KI-Sicherheit und Kommerzialisierung. Gleichzeitig deutet sich an, dass OpenAI verstärkt auf Hardware setzt. So arbeitet das Unternehmen laut einem Porträt des früheren Apple-Designers Jony Ive mit ihm an einem Gerät, das mithilfe von KI ein neues Computererlebnis schaffen soll – möglicherweise eine Brille für die Interaktion per Sprache und KI. Auch andere Tech-Giganten wie Meta, Google und Apple arbeiten Berichten zufolge an smarten Brillen mit KI-Assistenz.
Nvidia entwickelt Mini-KI-Modell fĂĽr humanoide Robotersteuerung
Nvidia-Forscher haben ein kompaktes neuronales Netzwerk HOVER entwickelt, das humanoide Roboter ĂĽber verschiedene Eingabemethoden steuern kann. Mit nur 1,5 Millionen Parametern kann es komplexe Bewegungen steuern und ĂĽbertrifft dabei sogar spezialisierte Systeme. HOVER wurde in Nvidias GPU-beschleunigter Simulationsumgebung Isaac trainiert, in der ein Jahr intensives Training nur etwa 50 Minuten realer Rechenzeit auf einer GPU entspricht. Das System kann ohne weitere Anpassungen direkt von der Simulation auf reale Roboter ĂĽbertragen werden.
Es unterstützt verschiedene Steuerungsmodi wie Kopf- und Handbewegungen von XR-Geräten, Ganzkörperposen über Motion Capture oder RGB-Kameras, Gelenkwinkel von Exoskeletten sowie direkte Steuerung über Joysticks. Überraschenderweise übertrifft HOVER als Generalist die Leistung spezialisierter Systeme. Die Nvidia-Forscher vermuten, dass das geteilte physikalische Wissen wie Gleichgewicht und präzise Gliedmaßensteuerung die Generalisierung über alle Steuerungsmodi hinweg verbessert. Das vom Nvidia Gear Lab entwickelte System basiert auf dem Open-Source-Projekt H2O & OmniH2O.
Vollständiges o1-Modell von OpenAI kurzfristig verfügbar
Laut Berichten von Nutzern auf X war offenbar für kurze Zeit das vollständige o1-Sprachmodell von OpenAI öffentlich zugänglich, bevor der Zugang wieder gesperrt wurde. Das Modell soll in der Lage sein, bis zu 200.000 Token sowie Bilder zu verarbeiten.
OpenAI beschreibt es als sein bisher leistungsfähigstes Modell für kreative Aufgaben und fortgeschrittene Schlussfolgerungen. Bisher hatte das Unternehmen nur eine Mini- und eine Preview-Version von o1 veröffentlicht. Ein genauer Termin für die Markteinführung der finalen Version ist noch nicht bekannt. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass sie noch in diesem Jahr erscheinen wird – im Gegensatz zum ebenfalls erwarteten GPT-5-Modell.
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Erfolge bei KI-gestĂĽtzter Schwachstellensuche
Googles KI-Projekt "Big Sleep Agent" hat eine zuvor unbekannte Sicherheitslücke in der weit verbreiteten Open-Source-Datenbank SQLite entdeckt. Die Zero-Day-Schwachstelle konnte daraufhin gemeldet und behoben werden, bevor sie in einem offiziellen Release öffentlich wurde. Google setzt dabei auf eine KI-gestützte Quellcode-Analyse, die auf Erkenntnissen aus Exploits für Varianten bereits bekannter Sicherheitslücken basiert.
Auch das IT-Sicherheitsunternehmen Greynoise nutzt KI, um aus täglich rund zwei Millionen HTTP-Ereignissen etwa 50 herauszufiltern, die näher untersucht werden sollten. So hat das KI-System Sift Malware-Angriffe auf Server identifiziert, die zu Zero-Day-Lücken in Netzwerk-Kameras des Herstellers ValueHD Corporation führten. Die Schwachstellen wurden inzwischen in den Katalog der Known-Exploited-Vulnerabilities der US-Behörde CISA aufgenommen.
Während Greynoise KI zur Anomalieerkennung einsetzt, fokussiert sich Google auf die Suche nach Schwachstellenvarianten ausgehend von bekannten Bugs. Ende April hatte das BSI vor KI-Bedrohungen gewarnt. Nun zeigt sich, dass auch die Gegenseite KI zunehmend für mehr IT-Sicherheit nutzt.
Oppo finanziert KI-Forschungszentrum in Hongkong
Der chinesische Konzern Oppo investiert vier Millionen Euro, um die Forschung im Bereich der KI-Bildgebungstechnologie zu vertiefen. Gemeinsam mit der Polytechnischen Universität Hongkong soll in der ehemaligen britischen Kronkolonie und heutigen chinesischen Sonderverwaltungszone ein gemeinsames Innovationsforschungszentrum entstehen. Das berichtet die chinesische Tageszeitung South China Morning Post. Das neue Zentrum, das voraussichtlich im Januar seinen Betrieb aufnehmen wird, baut auf einem vor zwei Jahren eingerichteten gemeinsamen Innovationslabor auf.
Es wird sich vor allem mit der Erforschung generativer KI befassen. Ein Arbeitsschwerpunkt wird auf dem Gebiet der Computer Vision liegen. Im Gegensatz zur regulären projektbasierten Forschung in Unternehmen konzentriert sich das von Oppo finanzierte KI-Zentrum auf die Förderung von Talenten. Demnach sollen etwa 25 Doktoranden und mehrere Postdoktoranden über einen Zeitraum von fünf Jahren eingestellt werden. Die Förderung der Entwicklung führender KI-Experten ist Teil der Auseinandersetzung zwischen den USA und China um die Vorherrschaft auf dem Feld der KI. Hongkong biete aus Sicht von Oppo dank seines internationalen Umfelds und seiner geografischen Lage viele Vorteile bei der Anwerbung von KI-Talenten.
KI-Game "Oasis" macht aus Bildern spielbare 3D-Welten
Das KI-Startup Decart hat mit "Oasis" eine Minecraft-Demo vorgestellt, die komplett von generativer KI in Echtzeit generiert wird.
Spieler können sich in einer Minecraft-ähnlichen Welt bewegen, mit Gegenständen interagieren und die Umgebung verändern. Oasis nutzt dafür eine spezielle Transformer-Architektur, die 20 Bilder pro Sekunde ohne Verzögerung erzeugen und direkt auf Eingaben reagieren kann.
Einschränkungen wie unscharfe Darstellungen in der Ferne sollen zukünftig durch größere KI-Modelle und spezialisierte Hardware behoben werden. Decart und der Entwicklungspartner Etched stellen Code und Modelle als Open Source zur Verfügung. Ein Update ermöglicht es Nutzern außerdem, eigene Bilder hochzuladen, die als Basis für eine neue, spielbare Welt dienen. Wie bereits bei früheren Projekten, etwa dem GenAI-Doom-Spiel, bricht auch in Minecraft die Welt schnell zusammen und die beruhigende Klötzchenwelt verwandelt sich in einen Fiebertraum.
Sprachmodell ermöglicht Protein-Evolution im Schnelldurchlauf
Das US-Startup EvolutionaryScale hat mit ESM3 ein Sprachmodell entwickelt, das Eiweiße entwerfen kann, für die die natürliche Evolution Millionen Jahre gebraucht hätte. ESM3 kann gleichzeitig die Aminosäuresequenz, 3D-Struktur und Funktion eines Proteins mit gewünschten Fähigkeiten erarbeiten. Mögliche Anwendungen reichen von der Medikamentenentwicklung bis zur CO₂-Speicherung.
Um die Leistungsfähigkeit zu demonstrieren, entwarf ESM3 synthetische Varianten des grün fluoreszierenden Proteins (GFP). Die beste Variante leuchtete ähnlich hell wie eine natürliche GFP-Variante, obwohl der Genbauplan nur zu 58 Prozent übereinstimmte. Dies entspricht laut den Entwicklern einer Simulation von über 500 Millionen Jahren Evolution.
EvolutionaryScale veröffentlichte auch eine kleinere, offene Version für Wissenschaftler. Forscher freuen sich auf Tests, weisen aber darauf hin, dass akademische Gruppen keine eigene Vollversion replizieren könnten, da dies enorme Rechenressourcen erfordert.
Polnisches KI-Programm fĂĽrs Radio nach nur einer Woche eingestellt
Das polnische Nischenprogramm Off Radio Krakau hat ein KI-Experiment mit KI-generierten Moderationen und Interviews nach nur einer Woche beendet. UrsprĂĽnglich war ein dreimonatiger Versuch geplant. Laut Chefredakteur Marcin Pulit sei das Ziel, eine Debatte ĂĽber KI im Rundfunk und Journalismus anzustoĂźen, erreicht. Von den teils heftigen Reaktionen zeigte er sich ĂĽberrascht. Kritik kam unter anderem von ehemaligen Mitarbeitern, die in der KI einen Jobkiller sehen.
Eine Petition gegen das Projekt wurde von 20.000 Menschen unterstützt. Auffällig ist, dass der Sender seit dem Abbruch nur noch Musik ohne Moderation sendet. Auch inhaltlich waren die KI-Beiträge umstritten – insbesondere ein fiktives Interview mit der verstorbenen Literatur-Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska. Laut Kritikern habe es zwar ihren Tonfall, nicht aber Feinheiten wie Ironie wiedergegeben. Pulit fordert nun eine gesetzliche Regulierung von KI-Inhalten – davon war bei der Ankündigung des Experiments noch keine Rede.
Netflix schafft neue FĂĽhrungsposition fĂĽr generative KI fĂĽr Games
Netflix verstärkt sein Engagement im Bereich der KI-gestützten Spieleentwicklung. Mike Verdu, der bisher die Spieleabteilung von Netflix aufgebaut hat, übernimmt die neu geschaffene Position des Vizepräsidenten für generative KI in der Spieleentwicklung.
Verdu verfolgt dabei einen "Creator-First"-Ansatz, bei dem KI als Katalysator und Beschleuniger fĂĽr die Spieleentwicklung dienen soll. Die Branche hat groĂźes Potenzial fĂĽr den Einsatz von KI, da sie Bereiche wie Code, Grafiken, Text sowie 2D- und 3D-Assets vereint, fĂĽr die bereits KI-Systeme existieren.
Amazon-KI fasst Serienfortschritt zusammen
Amazon hat eine neue KI-Funktion "X-Ray-Recaps" für seinen Streaming-Dienst Prime Video vorgestellt. Sie soll es Nutzern erleichtern, nach längerer Pause wieder in eine Serie einzuschalten. Die Recaps fassen KI-gestützt alle wichtigen Ereignisse zusammen, die bis zum zuletzt angeschauten Punkt geschehen sind. Das funktioniert sogar innerhalb einzelner Folgen, schreibt Amazon in einem Blog-Eintrag. Die Zusammenfassungen werden als kurze Texte ausgespielt, die laut Amazon knapp und auf den Punkt sein sollen. Zudem habe man sichergestellt, dass die KI-Recaps keine Spoiler künftiger Ereignisse verraten.
Die Recaps lassen sich auf der Übersichtsseite einer Serie aufrufen. Alternativ kommt man über Amazons bestehende X-Ray-Overlay zur Recap-Funktion. Die Funktion ist vorerst nur sehr eingeschränkt verfügbar – nämlich ausschließlich auf Fire-TV-Modellen in den USA. Ende des Jahres will Amazon weitere Geräte unterstützen, heißt es in dem Blog-Eintrag. Zudem funktionieren die KI-Zusammenfassungen offenbar nur mit Serien, die speziell dafür eingerichtet wurden.
(igr)