KI-Update kompakt: Proteinrevolution, Meta AI in Berlin, Gemma 2
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
EvolutionaryScale zeigt KI, die Hunderte Millionen Jahre Proteinevolution simuliert
Forscher des Unternehmens EvolutionaryScale haben ein leistungsstarkes KI-Modell namens ESM3 entwickelt, das die natĂĽrliche Evolution von Proteinen simulieren kann.
ESM3 steht für Evolutionary Scale Model 3 und wurde auf einer riesigen Datenmenge trainiert, die 2,78 Milliarden natürliche Proteinsequenzen, 236 Millionen Proteinstrukturen und 539 Millionen Proteine mit bekannten Funktionen umfasst. Durch dieses Training hat das KI-Modell gelernt, den Raum aller möglichen Proteine zu verstehen und zu navigieren.
In einer Demonstration erzeugte ESM3 ein völlig neuartiges grün fluoreszierendes Protein namens esmGFP. Obwohl sich esmGFP in 58% seiner Aminosäuresequenz von bekannten fluoreszierenden Proteinen unterscheidet, weist es eine hohe Leuchtkraft auf. In der Natur hätte eine so große Veränderung mehr als 500 Millionen Jahre gedauert.
ESM3 eröffnet einen programmgesteuerten Ansatz für das Design von Proteinen, bei dem der Mensch grobe Vorgaben macht und die KI die komplexen Details ausarbeitet. Dies könnte in Zukunft die Entwicklung neuartiger Medikamente und Materialien enorm beschleunigen. Die Forscher sehen die positiven Auswirkungen als deutlich größer als mögliche Risiken an.
Das sagt Metas KI-Forschungsdirektorin zu Open-Source
Auf Metas "Open Innovation AI Symposium" hat Naila Murray, Forschungsdirektorin von Metas Fundamental AI Research Team FAIR, über Metas Strategie im Bereich Künstliche Intelligenz gesprochen. Das Unternehmen verfolgt einen offenen Ansatz und veröffentlicht seine KI-Modelle als Open-Source.
Im Interview mit heise online begründet Murray dies: "Wir verfolgen einen offenen Wissenschafts- und Innovationsansatz, weil wir wirklich glauben, dass dies für Meta der beste Weg ist. Wir sind ein Unternehmen, das für die Öffentlichkeit auch offen ist. Uns liegt sehr viel daran, dass die Nutzer sich auf unserer Plattform ausdrücken können. Wir wollen also die Tools zur Verfügung stellen, mit denen die Leute experimentieren und neue Anwendungsfälle für neue Ausdrucksmöglichkeiten finden können."
AuĂźerdem sei die KI-Forschung schon immer eine eng verbundene Community gewesen, in der man sich austauscht und gegenseitig vorantreibt.
Konkrete neue Produkte hat Murray nicht vorgestellt, aber Einblicke in aktuelle Forschungsschwerpunkte gegeben. Ein wichtiges Thema sind KI-Agenten, die mehr Aufgaben für Nutzer übernehmen sollen – ein Schritt in Richtung einer Artificial General Intelligence (AGI). Große Herausforderungen sind dabei die Zuverlässigkeit und das korrekte Verständnis von Anweisungen.
Ein weiterer Forschungsbereich ist die benötigte Rechenleistung und Infrastruktur. Hier arbeitet Meta an einem sehr großen GPU-Cluster mit Hunderttausenden GPUs der neuesten Generation, das Murray als "Hyperscale-Cluster" bezeichnet.
Google veröffentlicht neues KI-Modell
Das Interview hat sie gestern gefĂĽhrt, heute ist sie auf der Google I/O in Berlin. Dort hat Jeanine Banks, VP und General Manager fĂĽr Developer X und Head of Developer Relations, heute die VerfĂĽgbarkeit von Googles Gemma 2 Sprachmodellen angekĂĽndigt.
Die offenen Modelle kommen in je einer Variante mit 9 Milliarden und 27 Milliarden Parameter und sollen doppelt so große Modelle in Benchmarks schlagen können. Auf der Google I/O im Mai zeigte das Unternehmen erste Benchmarks der großen Variante, die dort auch mit Metas Llama 3 mit 70 Milliarden Parametern mithalten konnte.
Gemma 2 soll Entwicklern robuste Möglichkeiten zur Feinabstimmung über verschiedene Plattformen und Tools hinweg bieten und wird beispielsweise über Hugging Face verfügbar sein.
Banks kündigte auch an, dass Google Console Insights in Europa verfügbar machen wird. Damit können Fehler direkt in der Konsole gefunden und erklärt werden.
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Wegen "Big Techs": Kartellamt fordert europäische Cloud
Auf dem Weg in Richtung einer europäischen Cloud hat die EU-Kommission Ende 2023 bereits 1,2 Milliarden Euro für das EU-Cloud-Großprojekt "IPCEI-CIS" genehmigt. Deutschlands oberster Wettbewerbshüter Andreas Mundt warnte nun erneut, dass eine solche Europa-Cloud dringend benötigt werde, um unabhängiger von anderen Kontinenten und insbesondere den US-Technologiekonzernen "Big Techs" zu werden.
Diese Firmen – Meta (Facebook), Microsoft, Apple, Google und Amazon – dominieren derzeit den Cloud-Markt und geraten immer stärker in den Fokus des Bundeskartellamts. In insgesamt sieben Verfahren wird untersucht, ob die Unternehmen ihre dominante Marktstellung zum Nachteil der Verbraucher ausnutzen. Mit dem wachsenden Einfluss der Big Techs auf dem Feld der Künstlichen Intelligenz sieht Mundt eine weitere Marktkonzentration als "große Gefahr".
Das EU-Programm für eine industrielle Cloud hat zum Ziel, zentrale und dezentrale Rechenkapazitäten unterschiedlicher Akteure auf einer gemeinsamen, offenen Technikbasis zusammenzuführen. Zu den Beteiligten gehören die Deutsche Telekom, Orange, SAP, Siemens und Telefónica.
Udio äußert sich zur Klage der Musikindustrie
Das KI-Start-up Udio hat auf die Klage der Recording Industry Association of America (RIAA) und der drei groĂźen Musiklabels Universal Music Group, Warner Music Group und Sony Music reagiert. In einer Stellungnahme argumentiert Udio mit Fair Use, transformativer Datennutzung und dem Argument, ein Werkzeug fĂĽr kreative Menschen zu sein.
Udio vergleicht sein Musikmodell mit Studenten, die durch das Hören von Musik und das Studieren von Partituren lernen. Das Modell habe auf ähnliche Weise eine große Sammlung von Musikaufnahmen "gehört" und daraus gelernt.
Udio betont, dass seine Technologie darauf ausgelegt sei, neue musikalische Ideen zu schaffen und nicht urheberrechtlich geschützte Werke oder Stimmen von Künstlern zu reproduzieren. Die Kläger kritisieren jedoch vor allem das Training auf nicht lizenzierten Daten, um diese Fähigkeit zu erlangen.
OpenAI Sora generiert ersten Markenwerbespot fĂĽr Toys "R" Us
Sora, ein neuer KI-Videogenerator von OpenAI, wurde für den ersten mit KI generierten Markenwerbespot genutzt. In Zusammenarbeit mit Toys "R" Us und der Agentur Native Foreign entstand ein Spot, der die Geschichte der Spielzeugmarke und ihres Maskottchens Geoffrey the Giraffe erzählt.
Der Film zeigt den GrĂĽnder Charles Lazarus in den 1930er-Jahren und seine damaligen Visionen fĂĽr Toys "R" Us. Details zu Kosten und Umfang der Produktion sowie der Grad der Nachbearbeitung sind nicht bekannt.
(akre)